Heiner Funken war Schlichter zwischen Grünen und Anwohnern der Kastanienallee – jetzt will er für die Partei ins Abgeordnetenhaus.
Heiner Funken ist am Donnerstagmorgen selbst überrascht, als er hört, dass die Sache jetzt in der Welt ist. Das umtriebige Bürgerinitiativen-Netzwerk „Bin Berlin“ hatte seine Kandidatur für einen Platz auf der grünen Landesliste in der Nacht per Pressemitteilung durchs Netz gejagt. Funken, wegen seiner Schlichterrolle in Sachen Kastanienallee auch als „Heiner Geißler von Prenzlauer Berg“ tituliert, hat seine Mails am Morgen noch nicht gelesen. Er betont, dass er parteilos ist. Jetzt will er für die Grünen ins Abgeordnetenhaus.
Völlig neu ist die grüne Erfahrung für ihn nicht. 2009 hatte er sich bereits um eine Direktkandidatur im Wahlkreis Pankow für die Bundestagswahl bemüht. Damals durfte jeder Wahlberechtigte, der in Pankow gemeldet war, abstimmen. Diesmal muss sich Funken dem Votum der grünen Landesmitgliederversammlung stellen. Funken verlor damals knapp gegen Heiko Thomas, der dann wiederum gegen Stefan Liebich (Linke) unterlag.
Funken will auf einem der 30er Plätze kandidieren
Diesmal könnten Funkens Bemühungen erfolgreicher sein. „Wenn man sich so lange wie ich gesellschaftlich engagiert, dann ist es gut, wenn man seinen Fuß auch einmal in den anderen, den parlamentarischen Bereich steckt“, sagt Funken. Auf der umkämpften Berliner Landesliste will er für einen Platz im Bereich zwischen 30 und 40 kandidieren. Er stelle sich auf eine Kampfkandidatur ein, sagte er: „Ich würde aber nicht kandidieren, wenn ich mir keine Erfolgschancen ausrechnen würde.“
Funkens Kandidatur ist aus zwei Gründen schillernd. Seine Schlichtungsbemühungen in Sachen Kastanienallee waren nicht von Erfolg gekrönt. Aber gerade weil das Verhältnis zwischen Bürgerinitiativen und Grünen alles andere als ungetrübt ist, könnte seine Kandidatur für die Partei ein Akt mit Symbolwert sein. In einer von Funken als Gastgeber initiierten Gesprächsreihe waren vor drei Wochen erst die beiden Grünen-Landeschefs Daniel Wesener und Bettina Jarasch aufgetreten. Damals ging es um „neue Formen und Wege der Bürgerbeteiligung.“
Über Funkens Ambitionen war schon länger spekuliert worden
„Bin Berlin“ gehört andererseits zu den entschiedensten Kritikern des Kastanienallee-Umbaus und des dafür verantwortlichen grünen Stadtrats und Bürgermeisterkandidaten Jens-Holger Kirchner (Grüne). Bereits in den Schlichtungsgesprächen war auf Seiten der Gewerbetreibenden darüber spekuliert worden, dass sich Funken im Wahljahr um einen Posten bei den Grünen bewerben wird. Es wurde deshalb auch die Frage gestellt, wie unabhängig er in seiner Funktion sei. Funken verteidigt das Vorgehen der Pankower Grünen: „Die Grünen haben Dinge ausprobiert. Sie haben Formen gewählt, die bei anderen Parteien so nicht möglich wären. Sie haben Stadtrat Kirchner zum Beispiel auf eine SPD-Veranstaltung zum Umbau der Kastanienallee geschickt. Die Linke hatte das dagegen als Wahlkampftermin abgelehnt. Es gibt eine Offenheit bei den Grünen, die gibt es anderswo nicht.“
Funken, der im Bürgerverein Gleimviertel und in Sachen Mauerpark engagiert ist, kandidiert zwar für die Landesliste, hatte sich aber nicht um eine Direktkandidatur im Kreisverband Pankow beworben. „Wenn man sich um einen Wahlkreis bewirbt, muss man stärker in der Partei verankert sein“, sagt er. Außerdem betreffe die Bürgerbeteiligung, für die er stehe, ganz Berlin. Vor der Landesmitgliederversammlung, die an diesem Wochenende stattfindet, stehe er in Kontakt mit dem Kreisverband Pankow – „aber auch mit anderen Kreisverbänden“.