In Pankow fehlen 800 Kita-Plätze

von Juliane Schader 29. März 2011

Der Bezirk versucht der steigenden Nachfrage mit Neugründungen, Reaktivierungen und der Ausweitung der Kapazitäten bereits bestehender Kitas nachzukommen.

Ein Platz in einer Kita in Prenzlauer Berg ist schon jetzt eine Sache für Frühbucher: Wer möchte, dass sein Kind nicht erst mit dem Abitur dort unterkommt, muss sich rechtzeitig kümmern. Nun verschärft sich, mit steigenden Geburtenzahlen, die Situation noch einmal: Etwa 800 zusätzliche Kita-Plätze würden mittelfristig in ganz Pankow benötigt, heißt es beim Bezirksamt. Besonders angespannt sei die Lage in Prenzlauer Berg und Pankow Zentrum.

Ab 2013 gibt es in Deutschland einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz. Vielen Kommunen und Bezirken bereitet der dadurch erforderliche Ausbau Schwierigkeiten. In Pankow, wo man die höchsten Geburtenzahlen ganz Berlins verzeichnet, ist die Lage besonders angespannt: Laut Jugendbezirksstadträtin Christine Keil (Die Linke) gab es in den vergangenen drei Jahren jeweils durchschnittlich 4100 Neugeborene – im Vergleich zu 3700 Geburten in Mitte, 3200 in Friedrichshain-Kreuzberg und 1800 in Spandau. Durch Zuzug kämen darüber hinaus jedes Jahr weitere 200 Kita-Kinder hinzu. Aktuell habe man einen Versorgungsgrad von 77 Prozent.

 

Ausweitung bestehender Kapazitäten und Neugründungen

 

„Die Abgangsjahrgänge in die Grundschule sind derzeit schwächer als die unten nachwachsenden“, sagt Keil. Während in den nächsten zwei Jahren jeweils rund 3400 Kinder die Kitas in Richtung Schule verließen, müssten etwa 4100 neue Kinder aufgenommen werden. Begegnen wolle man dieser steigenden Nachfrage mit einer Erweiterung der Kapazität an bestehenden Standorten, der Unterstützung von Neugründungen von Kinderläden, der Aktivierung kommunaler Infrastruktur und mit der Aufnahme einer neuen Kita in die Investitionsplanung.

„Aktuell nehmen wir wieder vier ehemalige Kitas und einen Teil eines ehemaligen Schulgebäudes ans Netz“, erklärt Keil. Der Abschluss zahlreicher Baumaßnahmen aus dem Konjunkturpaket sowie das U3-Programm, mit dem das Land Berlin den Ausbau von Kita-Plätzen für unter Dreijährige fördere, sorge für weitere Verbesserungen. „Kita-Träger im Bezirk haben jedoch Schwierigkeiten, das notwendige Personal einzustellen.“

Ein Problem, von dem auch Petra Staudenherz berichtet. Sie ist Fachreferentin für Kindertagesstätten bei der Caritas, die als Dachverband für vier Kitas mit katholischen Trägern in Prenzlauer Berg verantwortlich ist. Neben dem Fachkräftemangel sorge jedoch auch die politische Planung für die langen Wartelisten auf Kita-Plätze.

 

Bürokratische Hürden erschweren Ausbau für freie Träger

 

„Den einzelnen Trägern wird es nicht leicht gemacht“, meint sie. Die bürokratischen Auflagen seien sehr hoch und erschwerten Neugründungen und einen Ausbau der Kapazitäten. „Derzeit will zum Beispiel eine unserer Kitas in Pankow gerne ihr Angebot an Plätzen für Kinder unter drei Jahren erweitern – doch bislang hängen wir da an bürokratischen Hürden. Dabei sollte man den Trägern, die Plätze schaffen wollen, nicht auch noch zusätzliche Erschwernisse bereiten.“ Viele Kitas seien zudem aus konzeptionellen und pädagogischen Gründen nicht bis zur maximalen Auslastung entsprechend ihrer Betriebserlaubnis belegt .

Ein Widerspruch, den Jugendstadträtin, Jugendamt und Kita-Träger thematisieren können, wenn sie sich Ende des Monats an einem runden Tisch zusammensetzen – eigentlich, um eine Lösung zumindest für die Personalfragen zu finden.

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