Immobilienbüro schon zum vierten Mal attackiert

von Redaktion der Prenzlauer Berg Nachrichten 14. März 2011

Am Wochenende wurden die Schaufenster von „Next Estate“ in der Kollwitzstraße mit Pflastersteinen beworfen. War eigentlich das „KolleBelle“ gemeint?

„Future living at it’s best“ – so preisen die Immobilienmakler der Firma „Next Estate“ ihren Kunden Prenzlauer Berg an. Die Firma, deren Vorstand laut Webseite William Telford Jr. aus Irland ist, hat ihre Zelte mitten im Kiez aufgeschlagen, genauer gesagt im Dreieck zwischen Kollwitz-/Belforter und Straßburger Straße. Hinter Panoramascheiben wird im Erdgeschoss für ein „elektrisierendes und vielsprachiges Umfeld“ geworben. Hier entstünden Lebensstile und –modelle, die „den sich verändernden Gesellschaftsstrukturen Rechnung tragen“, erklärt das Unternehmen. Im kreativen Umfeld der unzähligen Bars, Cafes, Restaurants, Boutiquen und Galerien setzten internationale Künstler Trends.

Unübersehbar sind beim Blick durch die Scheiben jedoch die Folgen einer Steinwurfattacke, die sich in den frühen Morgenstunden am Sonntag ereignet haben muss. Ein Anwohner aus der Kollwitzstraße hatten morgens um 6.30 Uhr die Polizei herbeigerufen (die PBN berichteten). Doch offenbar konnten die Beamten nur noch herausgerissene Pflastersteine sicherstellen. Von den Tätern fehle Spur, teilte die Polizei mit, die gleichzeitig bekannt gab, dass wegen eines vermuteten politischen Hintergrunds inzwischen der Polizeiliche Staatsschutz ermittelt.

 

„Wirklich erklären können wir uns das nicht“

 

Die zierliche Empfangsmitarbeiterin des Unternehmens wirkt beim Betreten des ebenerdigen Verkaufsbüros am Morgen danach zunächst etwas irritiert, gibt aber bereitwillig Auskunft. Bereits zum vierten Mal sei das Büro Zielscheibe von Steinwürfen gewesen, sagt sie. Jedes Mal habe man die Polizei alarmiert. Diese habe dann zugesagt, in dem Gebiet häufiger Streife zu fahren. Genutzt habe es offenbar nichts. Eigene Securitymitarbeiter einzustellen, sei sehr teuer. In der vergangenen Nacht habe der Leiter des Büros in der Filiale übernachtet.

„Wirklich erklären können wir uns das nicht“, sagt sie mit Blick auf die geborstenen Scheiben, die inzwischen von einer Glaserei notdürftig repariert wurden. Ein Bekennerschreiben sei nicht eingegangen. Das Ausmaß der Schäden habe zugenommen, bei den Attacken im vergangenen Herbst seien nur jeweils zwei Scheiben beschädigt worden, jetzt aber sind die Fronten gleich zu zwei Seiten zertrümmert. Von ihrem Schreibtisch aus blickt die „Next Estate“-Angestellte auf das Palais KolleBelle. „Damit haben wir nichts zu tun“, sagt sie.

 

Unternehmen wirbt mit Mieterhöhungen

 

Das KolleBelle wurde von dem Investor Rainer Bahr und seiner Firma Econcept errichtet. Bahr steht im Visier von Bezirkspolitikern und Gentrifizierungsgegner, spätestens seit er angekündigt hat, dass er die zu DDR-Zeiten errichteten Mietshäuser neben dem KolleBelle mit einem Blockrandriegel verbinden will.

„Es heißt immer wieder, wir würden hier Mieter verdrängen“, sagt die Mitarbeiterin von „Next Estate“. Im Internet präsentiert sich die Firma den wiederholten Attacken zum Trotz mit Offenheit. Unter dem Stichwort Asset Management heißt es: „Wir aber wissen, wie man Mieten erhöht“. Alle Immobilien würden anhand des Vielfachen der Miete bewertet, daher würden Mieterhöhungen die Rendite maximieren und den Schätzwert der Immobilie erhöhen, schreibt „Next Estate“.

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