Die Grünen in Prenzlauer Berg setzen auf den Künast-Bonus: Aus zwei Direktmandaten 2006 sollen in diesem Jahr vier werden. In zwei Wahlkreisen wird es parteiinterne Kampfkandidaturen geben.
Die Grünen in Prenzlauer Berg sehen sich im Aufwind – und haben sich das Ziel gesetzt, bei der Abgeordnetenhauswahl im September alle vier Wahlkreise direkt zu gewinnen. Grünen-Kreischefin Daniela Billig bestätigte am Mittwoch, dass es dabei in zwei Wahlbezirken zu parteiinternen Kampfkandidaturen kommen wird. Im Wahlkreis Pankow 9, der unter anderem das Bötzowviertel, den südlichen Teil von Weißensee und die „Grüne Stadt“ umfasst, tritt die Fraktionschefin der Grünen in der BVV, Stefanie Remlinger, an. Ebenfalls ihre Kandidatur für diesen Wahlkreis hat die ehemalige Bundesgeschäftsführerin des BUND, Dorit Lehrack, angemeldet.
Im Wahlkreis Pankow 7 (Humannplatz/Am Steinberg) will die Verkehrsexpertin im Abgeordnetenhaus, Claudia Hämmerling, antreten. Sie wird von Torsten Schulz herausgefordert, der sich in einem YouTube-Video an die grünen Mitglieder wendet und darin unter anderem fordert, ein fusioniertes Land aus Berlin und Brandenburg Preußische Mark Brandenburg zu nennen.
Bei der letzten Abgeordnetenhauswahl 2006 hatten die Grünen in Prenzlauer Berg für Furore gesorgt, weil sie zwei von vier Wahlkreisen direkt gewinnen konnten. Volker Ratzmann, auch Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, holte den Wahlkreis 8 (Kastanienallee/Kollwitzkiez/Winsstraße). Andreas Otto gewann das Mandat im Wahlkreis 6 (Helmholtzplatz/Skandinavisches Viertel). Bei der Wahl der Direktkandidaten am übernächsten Samstag (22. Januar) werden die beiden Abgeordneten aller Voraussicht nach unangefochten bleiben. Jedenfalls lagen für diese Wahlkreise bis zur parteiinternen Kandidatenvorstellung am Dienstag keine weiteren Bewerbungen vor.
Ratzmann: Glaubwürdigkeit ist die große Stärke der Grünen
In ihren Selbstvorstellungen, die auch auf der Homepage der Pankower Grünen zu finden sind, gehen fast alle Kandidaten auf den Führungsanspruch der Grünen ein, den bereits die Spitzenkandidatin Renate Künast bei ihrer Nominierung im Herbst geltend gemacht hatte. „Wir bekommen derzeit einen Vertrauensvorschuss, von uns wird viel erwartet“, betont zum Beispiel Volker Ratzmann in seinem Bewerbungsschreiben. Glaubwürdigkeit sei dabei die große Stärke der Grünen.
„Dieses Jahr wird ein Wahlkampfjahr, wie wir es noch nicht erlebt haben“, schreibt Stefanie Remlinger. Die Chefin der grünen BVV-Fraktion ist seit 2004 bei den Grünen, geboren wurde sie 1970 im baden-württembergischen Ellwangen. Ihre Gegenkandidatin Dorit Lehrack ist nach elfjährigem Arbeitsaufenthalt in China und Vietnam vor kurzem wieder nach Berlin zurückgekehrt. Sie war 1990 in die grüne Partei der DDR eingetreten, um sich dann nach der Tätigkeit als BUND-Geschäftsführerin ab Ende der 90er Jahre beim Aufbau von Nichtregierungsorganisationen in China zu engagieren. Verkehrsexpertin Claudia Hämmerling sitzt seit 1995 im Abgeordnetenhaus, sie wohnt in Blankenburg im Norden des Bezirks Pankow und war in den 90er Jahren unter anderem Sozialstadträtin im alten Bezirk Weißensee.
Die parteiinterne Abstimmung über die grünen Direktkandidaten wird am 22. Januar um 14 Uhr im ehemaligen Jüdischen Waisenhaus in Pankow stattfinden.