Die Rückkehr des Frühschwimmens

von Kristina Auer 12. Oktober 2017

Erst sträubten sich die Bäderbetriebe. Jetzt wird das Frühschwimmen in der Thomas-Mann-Halle doch wieder angeboten. (Update)


 

Wir freuen uns, Ihnen ab sofort wieder Dienstag bis Freitag Frühschwimmen von 6.30 bis 8.00 Uhr anbieten zu können.

Geben die Bäderbetriebe bekannt. Die Öffentlichkeit darf also endlich wieder früh morgens Bahnen ziehen. Wir hoffen auf keine weiteren Unterbrechungen und wünschen viel Spaß beim Frühsport!

 

Screenshot: Berliner Bäder

 

 

Die Vorgeschichte: 

UPDATE vom 20. September 2017:

Grundsätzlich aufgeschlossen – so bezeichnet Bädersprecher Matthias Oloew die Einstellung des Unternehmens gegenüber jeglicher „Verbesserung des Angebots“. Doch einen kleinen Seitenhieb Richtung Bezirksamt lässt er sich nicht nehmen: „Wir erwarten gerne die Initiative des Bezirksamtes, insbesondere wenn es Antworten auf die Frage liefert, wie das Angebot finanziert werden soll.“ Denn das Frühschwimmen in der Thomas-Mann-Schwimmhalle, das nach der Sanierung im Januar nach wenigen Wochen wegen zu geringen Besucheraufkommens gekoppelt mit Personalmangel wieder ausgesetzt wurde, soll nun auf Betreiben des Bezirksamtes wieder ermöglicht werden. So hat es die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vergangene Woche beschlossen.

 

„Natürlich haben weder wir als BVV noch das Bezirksamt eine Weisungsbefugnis“, sagt Denise Bittner, Bezirksverordnete der CDU und bei der Antragstellung federführend, „aber es ist eine politische Willenserklärung.“ Die Aussage Oloews finde sie „schwierig“ – es sei ja nicht das Problem der Bürger, wie das Angebot der Bäder finanziert werde. Und der Antrag der CDU sei aufgrund von Bürgeranfragen entstanden. Oloew spricht von zwischen vier und 25 Badegästen, die das Angebot des Frühschwimmens von 6:30 bis 8 Uhr angenommen hätten. Das habe „den hohen Aufwand, den öffentliches Schwimmen gegenüber dem Schwimmen von Schulen und Vereinen erfordert, nicht gerechtfertigt erscheinen lassen“. Bittner hingegen ist überzeugt, dass mehr Werbung auch zu mehr Besucheraufkommen führen wird. „Das wurde damals ja wenig beworben“, sagt sie. „Stattdessen hingen oft kurzfristig ‚Heute zu‘-Zettel an der Tür.“ Deshalb sieht der BVV-Beschluss nun zunächst eine einjährige Pilotphase vor, während der auch das Bezirksamt das Angebot bewirbt. Ob die Bäderbetriebe dem Willen des Bezirksamt nachkommen werden, bleibt abzuwarten.

(Update: cn)

ARTIKEL vom 9. März 2017:

Die Freude über die Wiedereröffnung der Schwimmhalle in der Thomas-Mann-Straße im Januar ist bereits wieder gebremst. Das Frühschwimmen für die Öffentlichkeit von 6.30 Uhr bis 8 Uhr morgens wurde nur kurze Zeit nach der Eröffnung schon wieder ausgesetzt, und zwar auf unbestimmte Zeit. Der Grund ist laut Bädersprecher Matthias Oloew  der hohe Krankenstand wegen Grippe beim Personal. Auf der Webseite der Berliner Bäderbetriebe (BBB) wurden die Öffnungszeiten angepasst. Dort steht jetzt der Hinweis, man möge für das Frühschwimmen die Halle im Ernst-Thälmann-Park benutzen. Immerhin: Das Schul- und Vereinsschwimmen wurde durch die Grippewelle nicht beeinträchtigt. Es sei noch nicht abzusehen, wann früh morgens wieder geschwommen werden könne, so Oloew. „Das hängt von der Dauer der Krankheitswelle bei unseren Mitarbeitern ab“, sagte Oloew den Prenzlauer Berg Nachrichten.

 

Schwimmen und Kurse: Bedarf nicht gedeckt

 

Für die Bevölkerung ist die Schwimmhallenversorgung nun – zumindest vorerst – wieder die Gleiche wie vor der lang ersehnten Wiedereröffnung der Schwimmhalle in der Thomas-Mann-Straße. Und die ist ohnehin nicht ausreichend, Thomas-Mann-Schwimmhalle hin oder her. Das geht aus einer kleinen Anfrage aus der Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hervor.

Der Verordnete Matthias Böttcher (SPD) fragte das Bezirksamt nach der Aufteilung der Hallennutzung zwischen Vereinen und Öffentlichkeit. Das Ergebnis: Laut Bäder-Anstaltsgesetz hat der Lehrauftrag des obligatorischen Schulschwimmens zwar Vorrang, die Bäderbetriebe hätten sich aber verpflichtet, mindestens die Hälfte der Wasserfläche der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Das Problem: „Der tatsächliche Bedarf an Nutzungszeiten kann weder für die Öffentlichkeit noch für die Vereine gedeckt werden.“

Der Mangel betrifft laut Bezirksamt nicht nur die Versorgung mit Schwimmhallen, sondern ebenso die darin angebotenen Kurse: „Der Bedarf an Aqua- und Schwimmkursen ist berlinweit größer als das Angebot. Die Nachfrage wird auch dauerhaft nicht vollkommen befriedigt werden können, da die vorhandene Wasserfläche begrenzt ist“, heißt es in der Antwort des Bezirksamts. Zu wenigPlatz, zu wenige Kurse also. Ein Blick auf die Kurslisten genügt, um das zu bestätigen: Alle Kurse sind meist bereits kurz nach Anmeldesstart ausgebucht.

Laut Bezirksamt gibt es außerdem einen Mangel an Trainern, beispielsweise in der Halle im Thälmannpark. Das Bezirksammt möchte sich bei den Bäderbetrieben aber dafür einsetzen, dass dort möglichst bald wieder Aquafittness-Kurse am Abend und Nachmittag angeboten werden. Bädersprecher Oloew bestätigte außerdem eine erhöhte Nachfrage nach Babyschwimmkursen und Einzelschwimmunterricht.

 

Auch am Wochenende bleibt in der Thomas-Mann-Straße geschlossen

 

Derweil zeigen die Nutzungszahlen, wie stark sich die Prenzlauer Berger Schwimmhallen in Kapazität und Nutzungsart unterscheiden. Die Halle im Ernst-Thälmann-Park zählte im Jahr 2016 115.700 öffentliche Nutzer. Sie wird nicht von Schulen oder Vereinen genutzt. Ganz anders die SSE an der Landsberger Allee: Hier kamen 2016 352.000 öffentliche Nutzer zum Schwimmen in der Einschwimmhalle, 102.000 Mal wurde die Wettkampfhalle von Schülern und 136.000 Mal von Vereinsschwimmern genutzt. Kursteilnehmer machen sowohl im Thälmannpark als auch in der SSE rund sechs Prozent der öffentlichen Nutzer aus. Während die Schwimmhalle im Thälmannpark 2017 zu 97 Prozent der geöffneten Stunden und Beckenbahnen für die Öffentlichkeit zur Verfügung steht, ist die Halle in der Thomas-Mann-Straße zu 91 Prozent für Schulen und Vereine reserviert. Die SSE kann mit ihren zwei Schwimmhallen sowohl der Öffentlichkeit als auch dem Vereinssport fast zu 100 Prozent offenstehen. Das Schulschwimmen ist hier mit nur rund vier Prozent der Gesamtnutzung relativ gering vertreten.

Wäre die Halle in der Thomas-Mann-Straße auch am Wochenende geöffnet, könnten private Schwimmer in Prenzlauer Berg mehr von der frisch sanierten Halle profitieren. Vor dem Hintergrund des ausgesetzten Frühschwimmens fehlt hierfür natürlich erst recht das Personal. Auch unabhängig vom Krankenstand haben die Bäderbetriebe Personalmangel. „Wir können immer Leute gebrauchen, weil es einen Mangel an Bäderfachpersonal gibt“, sagte Oloew. Für eine Öffnung am Wochenende sieht der Bädersprecher aber derzeit auch keine Nachfrage. „Wir haben hier drei Schwimmhallen im Umkreis von zwei S-Bahn-Stationen, das ist eine gute Versorgung“, sagte Oloew. Der Schwimmhallenbetrieb sei außerdem immer defizitär. Für länger Öffnungszeiten müssten stets mehr Steuergelder beantragt werden. Dies sei bei der Schwimmhalle in der Thomas-Mann-Straße vorerst nicht gerechtfertigt.

 

Wo du schon mal hier bist…

würden wir Dich gern um einen kleinen Gefallen bitten. Bestimmt hast Du mitbekommen, dass es auf unserer Seite keine blinkenden Werbe-Popups gibt. Wir sind nämlich Deine Lokalzeitung im Internet und wollen nur von Euch – unseren Lesern – abhängig sein. Der unabhängige Journalismus der Prenzlauer Berg Nachrichten kostet viel Zeit und harte Arbeit.

Wir machen die Prenzlauer Berg Nachrichten, weil uns die Berichterstattung aus nächster Nähe am Herzen liegt. Wenn Dir das auch wichtig ist, bitte unterstütze unsere Arbeit und werde jetzt Miglied! Wenn alle unsere Leser die Prenzlauer Berg Nachrichten mit ihrer Mitgliedschaft unterstützen würden, wäre unsere Zukunft gesichert. Vielen Dank!

Das könnte Dich auch interessieren

Hinterlasse einen Kommentar