Bald Schulcontainer auf bulgarischer Brache?

von Kristina Auer 19. Juni 2017

UPDATE: Auf der Brache an der Stavangerstraße könnten vielleicht bald Schulcontainer für die Bornholmer Grundschule stehen. Kaufen kann der Bezirk das Grundstück aber nicht – Bulgarien plant dort langfristig Diplomatenwohnungen.

 

UPDATE VOM 19.06.2017:

Es bewegt sich was. Bei einem Gespräch zwischen Stefan Liebich, dem Obmann der Linksfraktion im Auswärtigen Ausschuss im Bundestag, Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke) und dem bulgarischen Botschafter Radi Naidenov am Montag habe sich der Botschafter generell aufgeschlossen gegenüber einer zeitweisen Nutzung des Grundstücks durch den Bezirk Pankow gezeigt. „Ein Verkauf des Grundstücks wird nicht stattfinden, da die Bulgaren eigene Pläne mit dem Gelände haben“, so ein Sprecher Liebichs am Montag. Diplomatenwohnungen sollen dort „über kurz oder lang“ gebaut werden, allerdings gemeinsam mit einer Neuaufstellung der Botschaft in Mitte – was sich noch hinziehen kann. Die Möglichkeit einer Verpachtung an Pankow in der Zwischenzeit aber sehe der Botschafter durchaus und wolle sich mit diesem Ansinnen nun an das Auswärtige Amt in Sofia wenden. So könnte Pankow dort, neben der Bornholmer Grundschule, für ein paar Jahre Schulcontainer aufstellen. Falls, wie geplant, Teile der Schule saniert und ausgebaut werden oder „um den ersten großen Boom abzufangen“, wie es Liebichs Sprecher in Hinsicht auf die zu erwartenden exploderenden Schülerzahlen in Pankow formulierte. Sicher sei nichts, der Botschafter werde sich nun mit seinem Ministerium in Verbindung setzen. Nach Stefan Liebichs Empfinden sei das Gespräch aber äußerst „aufgeschlossen und konstruktiv“ gewesen.

 

ARTIKEL vom 23. Februar 2017:

An der Kreuzung Ibsen- und Stavangerstraße, ganz im nördlichen Zipfel von Prenzlauer Berg, liegt ein wildes, unbebautes Stück Brachland. Im Frühjahr nisten hier die Nachtigallen im dichten Gebüsch und gehen nachts lautstark auf Partnersuche. Abgesehen von dieser kurzen, alljährlichen Episode ist dieses Stückchen Prenzlauer Berg aber vor allem eins: ungenutzt.

 

Ein Stück Bulgarien in Prenzlauer Berg

 

Und das, obwohl wirklich jeder um den knappen Platz im wachsenden Bezirk Bescheid weiß. An der Stavangerstraße ist das Problem gleich nebenan in der Bornholmer Grundschule hautnah zu spüren. Dort gibt es Pläne, einen hundertjährigen Ökogarten zugunsten eines Schulanbaus platt zu machen, wie wir vor kurzem berichtet haben. Das verwilderte und heruntergekommen Stück Land an der nächsten Straßenecke wäre wie gemacht für ein neues Schulgebäude – zwar eingezäunt, aber seit Jahren nicht genutzt. Könnte man da nicht…

Nein, könnte man nicht. Der Grund: Das Grundstück gehört nicht dem Bezirk, nicht einem Investor, nein, es gehört der Republik Bulgarien. Und zwar allem Anschein nach schon sehr lange. Das hat Schulstadtrat Torsten Kühne (CDU) im Laufe einer Machbarkeitsstudie zur geplanten Schulerweiterung nebenan herausgefunden. Was zunächst verwunderlich klingt, ist in Anbetracht des angrenzenden DDR-Botschaftsviertels dann doch nicht so überraschend. So weit, so gut. Die Republik Bulgarien scheint das Gelände nun nicht gerade mit großer Begeisterung zu pflegen. Seit Jahren hat sich dort nichts geregt, also warum sollte nun etwas passieren? Könnte man da nicht…

 

18 Jahre Wildwuchs

 

Man habe bereits bei der Botschaft angefragt, sagt Stadtrat Kühne. Vielleicht wäre ein Kauf durch das Land oder den Bezirk möglich gewesen. Leider habe man keine Antwort von der Botschaft erhalten, so Kühne. Auch gegenüber den Prenzlauer Berg Nachrichten ließ sich eine Botschaftssprecherin lediglich zu der Aussage hinreißen, man habe das Grundstück „gemäß einer zwischen den Regierungen der Republik Bulgarien und der Bundesrepublik Deutschland abgeschlossenen Vereinbarung, den  Prinzipien der Gegenseitigkeit entsprechend, erworben.“

Etwas genauer weiß es die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. Die Freifläche sei am 26. Januar 1999 auf Ersuchen der Oberfinanzdirektion Berlin der Republik Bulgarien übertragen worden, so eine Sprecherin. Der Grundbucheintrag sei erst im August 2014 erfolgt. Außerdem habe Bulgarien beim Auswärtigen Amt einen Nutzungsantrag für das Grundstück gestellt. Will Bulgarien den Wildwuchs nach 18 Jahren also doch noch bebauen? Bleibt die Frage, was dort entstehen soll. Eine Residenz für den Botschafter vielleicht, oder was bauen Botschaften sonst so? Das Auswärtige Amt wollte sich gegenüber den Prenzlauer Berg Nachrichten nicht zu den Plänen äußern. Insofern sind unserer Phantasie keine Grenzen gesetzt. Ein Swimming Pool für Diplomaten, ein Opernhaus, ein Minigolfplatz? Eins scheint gewiss: Was dort auf jeden Fall nicht entstehen wird, sind neue Unterrichtsräume.

 

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