Carsharing fast an jeder Straßenecke

von Redaktion der Prenzlauer Berg Nachrichten 8. März 2011

So viel Gemeinschaftsauto gibt es sonst nirgendwo: Ab April wird Prenzlauer Berg Pilotbezirk in Sachen Carsharing. Fünf Anbieter hoffen auf junges, umweltbewusstes Publikum.

Komisch eigentlich, dass es so lange gedauert hat. Jetzt aber soll Prenzlauer Berg nicht nur führend bei der Dichte an Biosupermärkten werden, auch in Sachen Öko-Mobilität ist dem Stadtteil eine Rolle als Zugpferd zugedacht. „Für junge Leute ist ein eigenes Auto immer weniger ein notwendiges Statussymbol“, sagt Renate Marusczyk von DB Rent, dem Carsharing-Unternehmen der Deutschen Bahn. DB Rent glaubt, die Zeichen der Zeit erkannt zu haben, und wir demnächst in Prenzlauer Berg ein eigenes Servicebüro eröffnen – der Standort ist noch Betriebsgeheimnis.

Dabei ist DB Rent nur eines von fünf Carsharing-Unternehmen, die ab April in Prenzlauer Berg mit behördlicher Genehmigung an den Start gehen sollen. 84 Stellplätze an 35 Standorten hat das Bezirksamt genehmigt. Sie werden allesamt auf „öffentlichem Straßenland“ errichtet. Das ist eine Besonderheit. Denn bisher mussten die Carsharing-Anbieter private Stellplätze anmieten. In Prenzlauer Berg aber sind die bekanntermaßen Mangelware – und der Zug zum Gemeinschaftsgefährt ist hier von der Bezirkspolitik durchaus gewollt.

 

Neben DB Rent bieten Sixt, Greenwheels, Cambio und Stadtmobil ihre Autos an

 

Neben DB Rent werden künftig Sixt, Greenwheels, Cambio und Stadtmobil ihre Autos bald an jeder Straßenecke anbieten. „Die Nutzung des Straßenlandes kann nicht nur einem Unternehmen erlaubt werden“, sagt Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne), deshalb habe es der Bezirk zur Bedingung gemacht, dass sich die Anbieter über die Aufteilung der Stellplätze untereinander einigen. Eigentlich sollte das Carsharing-Projekt schon im vergangenen Oktober starten, pünktlich mit dem Beginn der Parkraumbewirtschaftung. Dass sich der Start nun bis ins Frühjahr verzögert hat, lag auch an Änderungswünschen der Bezirksverordneten. Die drängten zum Beispiel darauf, dass an einem Standort nicht mehr als drei, aber auch nicht weniger als zwei Autos stationiert werden.

Die Plätze wurden nun mit Halteverbotsschildern ausgestattet, auf denen steht: „Carsharing-Unternehmen frei.“ Obwohl von Seiten des Bezirks versucht wurde, die Stellplatzpolitik der Anbieter zu steuern, versprachen manche Standorte offenbar eine bessere Auslastung als andere – entsprechend geballt ist das Angebot an bestimmten Stellen, während sich andernorts Löcher auftun werden. Zum Beispiel gibt es nördlich des S-Bahn-Rings nur drei Standorte, während rund um den Kollwitzplatz gleich sieben Plätze ausgewiesen sind. An der Oderberger Straße/Ecke Kastanienallee wird es drei Plätze mit acht Autos geben.

 

Die Bahn will auch ihre Fahrräder an Stationen konzentrieren

 

Stadtrat Kirchner rechnet damit, dass sich das Carsharing-Projekt schnell durchsetzen wird. „Es gab schon bisher Klagen der Anbieter, dass es zu wenig Stellplätze gibt.“ Der Bezirk habe diesem Ansinnen nicht im Weg stehen wollen: Die Unternehmen müssten dem Bezirk allerdings die Summe ersetzen, die dem Bezirk verloren gehe, weil er Stellplätze aus der Parkraumbewirtschaftung nehme.

„Wenn Sie so wollen, ist das tatsächlich ein Pilotprojekt“, sagt Bahnsprecherin Marusczyk. Prenzlauer Berg eigne sich besonders, weil hier die öffentlichen Verkehrsanbindungen gut seien, es also viele Leute gebe, die nicht ständig auf ein Auto angewiesen seien, aber von Zeit zu Zeit auf eines zurückgreifen wollen. Zu hören ist auch, dass die Bahn ihr Call-A-Bike-System mit neuen Rädern in Prenzlauer Berg umstellen will. Künftig soll es ähnlich wie beim Carsharing entsprechende Stationen geben. Einzelheiten will der Konzern im April vorstellen.  





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