Der Filterkaffee gehört in Prenzlauer Berg zu den bedrohten Arten. Jetzt hat man auch noch den Preis dafür erhöht – das schreit nach blindem Aktionismus!
Einen Skandal aufzudecken gehört doch immer noch zu den großen Zielen selbst der kleinsten Lokalzeitung. Ein wenig mussten wir von den Prenzlauer Berg Nachrichten uns gedulden, doch nun ist er da, der große Aufreger: Der Kaffeepreis ist gestiegen, und das ausgerechnet in dem kleinen Kaffeeladen, der in praktischer Nähe zur Redaktion gelegen unsere Grundversorgung sichert. Zumindest, bis wir endlich einmal Tassen gekauft haben werden. Und dann hat es auch noch, was mich persönlich am meisten trifft, tatsächlich den Preis für Getränke auf Kaffeebasis erwischt, nicht den für diese aufgeschlagenen Milchprodukte mit leichter Kaffeenote. Ein Skandal ist das, ohne Gleichen.
Schließlich hat man es eh nicht leicht, wenn man sich bei Interviews oder sonstigen Terminen als Redakteurin der Prenzlauer Berg Nachrichten vorstellt und dann Filterkaffee bestellt. Zumal dieser meist in Tassen aus dem Puppenstubenbedarf daherkommt und sich im schlimmsten Fall als mit Wasser verlängerter Espresso herausstellt. Dafür hatte er bislang immerhin noch der Preisvorteil auf seiner Seite. Bis man ihn eben, siehe oben, erhöhte und so offensichtlich den Filterkaffeetrinkern den Kampf ansagte.
Wie schnell man in Prenzlauer Berg vom Klischee eingeholt wird, schockiert mich immer wieder. Doch während ich über die Kinderwagen im Hausflur noch hinwegsehen bzw. -steigen und für Bio-Produkte sogar eine gewisse Begeisterung aufbringen kann (zumindest, solange diese nicht in einem SUV nach Hause kutschiert werden), mag ich die fortschreitende Bedrohung des Filterkaffees nicht einfach so hinnehmen. Weshalb ich hiermit fordere, ihn auf die Liste der bedrohten Getränkearten zu setzen und unter Artenschutz zu stellen.
Wundern Sie sich also nicht, wenn demnächst an jede Hauswand des Viertels „Filterkaffee bleibt“ getaggt wurde, oder Vermummte Haushaltswarenläden überfallen, um dort alle Milchaufschäumer zu entfernen. Auch etwas Guerillamarketing könnte ich mir gut vorstellen. Keine Panik also, falls jemand Kostümiertes auf dem Spielplatz ihre Kinder an der Buddelkiste anspricht: Die Frau im Kaffeefilterkostüm, das bin nur ich.