Ein ehemaliges jüdisches Altersheim

von Redaktion der Prenzlauer Berg Nachrichten 29. Oktober 2015

Von der Polizeistation der Vopos, zu Eigentumswohnungen, vorher Quartier für Zwangsarbeiterinnen: Das Haus in der Schönhauser Allee 22 hat schon viel erlebt. Die Geschichte als jüdisches Altersheim wird nun sichtbar.

Das schmucke backsteinfarbene Haus in der Schönhauser Allee 22 hat eine wechselvolle Geschichte: Zu DDR-Zeiten saß hier die Volkspolizeiinspektion Prenzlauer Berg, bis 2001 nutzte es die Berliner Polizei, dann stand es lange leer bis es saniert und in Eigentumswohnungen umgewandelt wurde. Ursprünglich aber wurde das Haus gebaut als jüdisches Altersheim.

Im Jahr 1880 stifteten Bertha und Moritz Manheimer das Geld dafür, nach Plänen von Carl Schwatlo eröffnete die II. Altersversorgungsanstalt der Jüdischen Gemeinde zu Berlin am 11. November 1883. Bis zu 80 Männer und Frauen lebten hier.

 

Deportation und Quartier für ukrainische Zwangsarbeiterinnen

 

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten suchten hier bedürftige Juden Schutz oder Verpflegung. Am 17. August 1942 wurden die meisten Bewohnerinnen und Bewohner mit dem ersten „großen Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert und später ermordet. 1944 ging das zwangsverkaufte Grundstück in den Besitz der Stadt Berlin über, und in das Haus wurden ukrainische Zwangsarbeiterinnen einquartiert.

Bislang erinnerte nichts an diese Geschichte: Das soll sich laut Bezirksamt Pankow nun ändern. Am Freitag werden deshalb eine Gedenktafel am Eingang und eine Informationsstele auf dem Mittelstraße vor dem Gebäude enthüllt. Dabei sind auch zwei Zeitzeugen: Angelika Svendsen und Walter Frankenstein. Unterstützt wird die Erinnerung vom Bezirksamt, dem Senat und der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

 

Termin am Freitag, dem 30. Oktober 2015, um 14 Uhr

 

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