Wie wäre es, wenn Fußgänger und Radler auf der Schönhauser Allee mehr Platz bekämen? Vielleicht die komplette Spur stadtauswärts? Die Vision dafür wurde vergangene Woche entwickelt. Umsetzung? Nicht ausgeschlossen.
In einem Workshop haben in der vergangenen Woche Stadtplaner, Anwohner, Polizei, BVG und Politiker aus Bezirk und Senat gemeinsam eine Vision für die Schönhauser Allee entwickelt. Geleitet wurde das Projekt von den Gehl Architects aus Kopenhagen. Weltweit unterstützt das Büro Städte dabei, sich in ihrer Gestaltung weniger auf Fahrzeuge und mehr auf Menschen zu fokussieren. Vorgenommen haben sie sich dabei unter anderem den New Yorker Broadway – wie dieser seitdem aussieht, zeigt das Bild oben rechts.
Für die Schönhauser Allee wurden drei Visionen für eine mögliche Umgestaltung entwickelt. Hier sind sie.
Kurzfristig: Fußgänger werden sichtbarer
Die Querung vor den Schönhauser Allee Arcaden wird übersichtlicher. Mit farbigen Markierungen auf der Straße wird der Bereich, der den Fußgängern zusteht, deutlicher gemacht. 468 Fußgänger passierten die Straße allein in einer Viertelstunde am Tag des Workshops, wie eine spontane Zählung ergab. Dem wird Rechnung getragen. Zudem wird der Platz vom den Aracden umgestaltet, damit man sich dort lieber aufhält als bisher.
Mittelfristig: Mehr Platz für Fußgänger im Test
Der Raum der östlichen Seite der Straße, auf der die Autos stadtauswärts rollen, wird testweise für ein halbes Jahr anders verteilt– bislang stehen 80 Prozent des gesamten Platzes den Autos zur Verfügung. Zwischen Stargarder und Wichertstraße wird dafür der Gehweg massiv verbreitert, während die Parkmöglichkeiten wegfallen. Auf dem Bürgersteig wird damit nicht nur Platz für Fußgänger, sondern auch für Sitzgelegenheiten und Fahrradbügel geschaffen. Zudem gibt es einen breiten Streifen für Radler. Autos und Tram teilen sich derweil eine Spur, auf der die Tram Vorfahrt genießt.
Langfristig: Autos von Radlern und Fußgängern getrennt
Die Fläche östlich der U-Bahn-Trasse wird komplett den Fußgängern und Radfahrern überlassen, während die Autos in beide Richtungen auf der westlichen Seite rollen. Nur die Tram darf bleiben. Parkmöglichkeiten werden unter der Hochbahn geschaffen.
Bevor sich jemand aufregt: Diese Ideen sind erst einmal nur genau das: Ideen. Sie sollen allerdings nicht in der Schublade verschwinden, sondern werden dem Bezirk sowie der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung vorgestellt und von dort weiterentwickelt.
„Die Kernbotschaft ist, dass die Schönhauser Allee trotz ihrer überregionalen Funktion für die Menschen im Kiez gestalten wollen“, sagt Jens-Holger Kirchner (Grüne), Pankows Stadtrat für Stadtentwicklung. „Wir trauen uns da ran. Wenn die New Yorker das mit dem Times Square hinbekommen, schaffen wird das auch.“
Ähnlich wie die Schönhauser Allee war der berühmte Platz am Broadway vorwiegend auf den Autoverkehr ausgerichtet – ihm wurde 90 Prozent des gesamten Raumes zugestanden. Die Umgestaltung durch die Gehl Architects verschob diese Gewichtung zugunsten der Fußgänger. Deren Anzahl wurde durch die Maßnahmen ebenso gesteigert wie die Verkehrssicherheit. Aber auch die Autofahrer profitierten: Weil die Fußgänger nicht länger gezwungen sind, auf die Fahrbahn auszuweichen, läuft auch der motorisierte Verkehr seitdem flüssiger.
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