Schwaben-Gassenhauer. Was soll das?

von Anja Mia Neumann 17. April 2015

Bärbel Stolz frotzelt mit ihrem Prenzl’schwaben-Bashing auch über sich selbst – und wird bundesweit millionenfach geklickt. In unserer Reihe fragen wir: Was soll das?

Bärbel Stolz ist Schauspielerin und Künstlerin, zweifache Mutter und kommt aus Schwaben. Der Inbegriff einer Prenz’l-Mutti? Zumindest bezeichnet sie sich so: Im Sommer zieht sie zurück in den Kiez. In ihrer Comedy-Rolle als Prenzlschwäbin macht sich Stolz auch über sich selbst lustig und spielt mit dem „Hauptfeindbild“ Schwaben.

 

Sie drehen Videos fürs Netz als Prenzlschwäbin. Was soll das?

Bärbel Stolz: „Die Prenzlschwäbin gibt’s schon seit einem Jahr. Jetzt hatten wir Lust, dieses Shit girls say zu persiflieren und mal so einen Clip mit Schlagworten zu drehen. Dieses Kollwitzplatz-Video ist das erste nach meiner Babypause, meine Tochter ist gerade vier Monate alt. Ich blödel oft mit meinem Bruder herum und daraus entsteht dann eine Art Drehbuch.“

 

Mit Ihrer Comedy zementieren Sie letztlich das Bild, das über Prenzlauer Berger Zugezogene existiert. Was ist denn Klischee und was ist Wahrheit?

Bärbel Stolz: „Das finde ich schwierig, das auseinander zu halten. Denn jedes Klischee speist sich aus einer Wahrheit. Das ist ja eine Beobachtung, die auf die Spitze getrieben wird, finde ich. In dieser extremen Form ist es mir, zum Glück, auch noch nicht begegnet. Aber ein bisschen abgemildert und nicht in einer Figur vereint, ist das schon so: Der eine, der immer nach dem Cortado schreit, der andere, der irgendwie dafür sorgt, dass die Pfandflaschen nicht in den Müll geschmissen werden und der nächste, der über den Spielplatz brüllt. Im Einzelnen gibt’s das alles.

Das sind natürlich nicht alles Schwaben. Aber das sind die, die am leichtesten zu identifizieren sind von den ganzen Yuppies in Prenzlauer Berg. Die scheinbaren Besserverdiener, die sich da breit gemacht haben. Den Schwaben erkennt man häufig am Dialekt, der sich schwer ablegen lässt. Und deswegen nimmt man den als Hauptfeindbild. Ich selbst habe den Dialekt abtrainiert, denn ich habe vier Jahre Schauspiel studiert und hatte fünf Mal in der Woche Sprech-Unterricht.“

 

Wie stehen Sie denn selbst zu Prenzlauer Berg? Sie wohnen gerade in Mitte und werden im Sommer zurückziehen in die Nähe des Helmholtzplatzes.

Bärbel Stolz: „Ich mag den Prenzlauer Berg gerne. Ich bin hergezogen 1996 als Studentin. Da war es ja tatsächlich noch wilder, da war neben dem Haus, in dem ich gewohnt habe, noch ein besetztes Haus. Die Häuser hatten alle noch diese Einschusslöcher und man dachte, die Balkone fallen einem irgendwie auf den Kopf. Es gab jede Menge Clubs an jeder Ecke. Ich bin dann daraus geflohen – vor den ganzen Kinderwagen. Und bin dann nach Kreuzberg.

Jetzt bin ich selbst Mutter, man verändert sich irgendwie. Früher hätte ich gesagt: Boah, ich komme nicht vorbei an den ganzen Kinderwagen. Heute sage ich: Ich komme mit meinem Kinderwagen nicht durch die ganzen Touristen durch. Das ist immer eine Frage der Perspektive. Und jetzt gehöre ich eben zu diesen Prenz’l-Muttis, die auch gar nicht so schlimm sind, wie man denkt.“

 

 In unserer Reihe „Was soll das?“ fragen wir regelmäßig Leute, was das soll. Falls Sie etwas haben, bei dem Sie sich das schon immer gefragt haben, freuen wir uns über einen Hinweis an redaktion@prenzlauerberg-nachrichten.de.

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