Essen, Zeitung, Möbel, in den neuen Räumen an der Storkower Straße bietet mob. e.V. Bedürftigen fast das Gleiche wie einst an der Prenzlauer Allee. Nur die Notunterkunft ist immer noch obdachlos.
Im Kaffee Bankrott sind die Tische schon wieder besetzt. Auch im Trödelpoint stehen die Betten und Schränke bereit, damit Bedürftige sie für wenig Geld kaufen können. Und die Redaktion der Obdachlosenzeitung Straßenfeger hat ebenfalls ihre Computer schon wieder ausgepackt, das Archiv einsortiert und nebenher noch eine aktuelle Ausgabe herausgebracht.
Ende Januar ist der Verein mob – obdachlose machen mobil e.V., zu dem alle drei Einrichtungen gehören, aus seinen alten Räumen in der Prenzlauer Allee ausgezogen. Vier Wochen später ist der neue Standort an der Storkower Straße schon voll in Betrieb. Die offizielle Eröffnung ist zwar erst am kommenden Montag. Aber warum sollte man darauf warten, wenn schon jetzt hungrige Bedürftige vor der Tür stehen?
Notunterkunft immer noch obdachlos
Im neuen Büro von Andreas Düllick riecht es noch nach Farbe. Düllick ist Chefredakteur des Straßenfegers, Vorstand bei mob und ziemlich beschäftigt. Hier muss er noch über die eingeholten Angebote für eine weitere Baumaßnahme schauen. Dort wollen Verkäufer des Straßenfegers neue Zeitungen. Nebenher macht er noch Kaffee, beantwortet das Redaktions-Telefon und erzählt vom Umzug. Den hätten sie ganz allein gestemmt, mit dem eigenen Lkw und alle hätten geholfen. „Das war harte Arbeit. Aber dafür ist jetzt alles neu, der Zustand der Räumlichkeiten ist viel besser“, erzählt er. Nur eins steht noch aus: „Räume für die Notunterkunft für Obdachlose suchen wir immer noch.“
Etwa ein Jahr ist es her, dass dem Verein an der Prenzlauer Allee gekündigt wurde. Mit viel Eigeninitiative war bald der neue Standort in einem alten Teppichhandel an der Storkower Straße gefunden. Die Lage ist nicht mehr ganz so zentral, aber über den S-Bahnhof Landsberger Allee sind die neuen Räume immer noch gut zu erreichen. Nur Platz für die knapp 20 Betten der Notunterkunft gibt es dort nicht. Man machte die Sache öffentlich, schrieb an Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), CDU-Sozialsenator Mario Czaja (CDU) und Pankows Sozialstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD). Doch passiert ist nichts.
„Die Politik sitzt das aus“
„Wir sind das wichtigste Projekt der Obdachlosenhilfe in Pankow“, meint Düllick. Trotzdem habe sich Zürn-Kasztantowicz nicht einmal beim Verein blicken lassen. Dabei sei ihr Büro in der Fröbelstraße nur 300 Meter Luftlinie vom alten mob-Standort entfernt gewesen. „Das ist die Pflicht der Politik, sich zu kümmern, doch die sitzen das aus.“ Aktuell laufe zwar ein Antrag beim Land auf Mit-Nutzung eines Gebäudes. Ob das klappe, und wann man die Notunterkunft dort in Betrieb gehen könnte, sei aber noch völlig offen, sagt Düllick.
Aus Sicht der Sozialstadträtin sieht das etwas anders aus: Natürlich unterstütze der Bezirk den Verein bei der Suche nach einer neuen Notunterkunft – allein deshalb, weil die vorhandenen Plätze in Obdachlosenunterkünften im Bezirk derzeit nicht ausreichten. Daher sei man auf der Suche nach sozialen Trägern, die solche Angebote aufziehen könnten; in deren Räumen solle dann auch die Notunterkunft des mob e.V. untergebracht werden. „In diesem Zusammenhang zeichnet sich nun eine Lösung für mob e.V. ab. Eine endgültige Entscheidung wird zeitnah erfolgen.“
Ein Zeltlager reicht nicht
Den Umzug hat der Verein selbst organisiert. Bis zu 70.000 Euro habe er inklusive der noch nötigen Umbaumaßnahmen gekostet, sagt Düllick. Die genaue Abrechnung liege noch nicht vor. 33.000 Euro Unterstützung gab es vom Paritätischen Wohlfahrtsverband; der Rest stammt aus eigenen Rücklagen. Auch hier haben weder Bezirk noch Senat geholfen.
In der alten Notunterkunft ist mob noch ohne staatliche Zuschüsse ausgekommen. Das soll sich jetzt aber ändern. „Die Unterkunft muss menschenwürdig sein“, sagt Düllick. Einfach ein großes Zelt aufbauen und ein paar Matratzen auf den Boden legen, damit sei es nicht getan. Ein Bett, eine Gelegenheit, sich zu waschen, ein abschließbarer Schrank, das müsse schon sein. „Ich gehe davon aus, dass die Politik ein Interesse am Erhalt einer Obdachlosenhilfe hat“, sagt Düllick. Jetzt müsse sie auch einmal etwas dafür tun.
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