Ein Hurz auf die Hochkultur!

von Christiane Abelein 3. Dezember 2013

In unseren Tipps und Terminen wimmelt es diese Woche nur so von großen Namen: Büchner, Saint-Saëns, Vivaldi, Händel, Camus und BER (ja, genau, der Flughafen!).

Das mit den unseren Tipps und Terminen ist ja so eine Sache. Da will man Ihnen, liebe Leser, etwas ganz Besonderes bieten, und neigt deshalb dazu, das Abseitige auszuwählen. Das liegt uns Journalisten leider im Blut, oder zumindest haben wir es so lange eingetrichtert bekommen, bis wir nicht mehr anders können. „Dass ein Hund einen Mann beißt, ist keine Nachricht. Eine Nachricht ist es nur, wenn der Mann den Hund beißt.“ Blablabla. Diesmal drehen wir den Spieß um, diesmal heißt es: Ein Hurz auf die Hochkultur!

 

Und wenn Georg Büchner keine Hochkultur ist, dann beißt sich der Hund in den Schwanz, ach Quatsch, dann laust mich der Affe. Egal. Beide Tierchen sind am Dienstagabend sowieso nicht dabei, wenn sich die Peter Hacks Gesellschaft mit Büchner beschäftigt. Peter Hacks, einer der bedeutendsten Dramtiker der DDR, hielt den Verfasser von „Dantons Tod“ zunächst für einen „Gipfel“ der Weltdramatik (sagen wir doch, Hochkultur!), später aber nur noch für einen romantisierenden Tieck-Schüler. Was dazwischen passiert ist? Erfahren Sie ab 19.30 Uhr.

Büchner bei Hacks, Dienstag, 3. Dezember, 19.30 Uhr, Peter Hacks Gesellschaft Habbema, Mühlhauser Str. 6 – Hofgebäude/Ecke Prenzlauer Allee. Eintritt: 6/ermäßigt 4 Euro

 

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Ob Joan Didion zum Gipfel der Weltliteratur gehört, muss die Zeit erst zeigen, aber die amerikanische Autorin kann immerhin den National Book Award vorweisen, einen der renommiertesten Literaturpreise der USA. Auch die Übersetzerin ihrer Werke, Antje R. Strubel, nennt einige Preise ihr eigen und liest nun am Mittwoch aus den Essays von Didion. Vielleicht erschließt sich da auch, warum die Staatsgalerie Prenzlauer Berg das Ganze in die Reihe „Welteis & Phantome“ aufgenommen hat.

„Wir erzählen uns Geschichten, um zu leben“ – Antje R. Strubel liest Essays von Joan Didion, Mittwoch, 4. Dezember, 21 Uhr, Staatsgalerie Prenzlauer Berg, Greifswalder Straße 218. Eintritt: 4 Euro. 

 

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Dass die Macher von klassischer Musik, Ausgeburt der Hochkultur, wie wir der irreführenden Meinung erlegen sind, es müsse immer etwas Besonderes sein, erkennt man an der Ankündigung unseres nächsten Tipps: „Klassik im Kessel“ sei „das neue Konzertformat“ in der „besonderen Atmosphäre“ der Kulturbrauerei, der Abend werde bestimmt ein „außergewöhnliches Konzerterlebnis“. Warum wir den kammermusikalischen Auftritt des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin trotzdem empfehlen? Weil uns die Beschreibung des Moderators Volker Wieprecht (radioeins) aufhorchen hat lassen. Er gehe „mit der erfrischenden Neugier eines Menschen ans Werk, der mit der Welt der klassischen Musik nicht intensiv vertraut ist“. Soll heißen: Er hat keine Ahnung. Könnte lustig werden!

„Klassik im Kessel“ , 5. Dezember, 19:30 Uhr, Kesselhaus in der Kulturbrauerei, Schönhauser Allee 36, Karten kosten 18 Euro. Details zum Programm erfahren Sie hier

  

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Ob moderner Tanz Hochkultur ist, darüber streiten sich bekanntlich die Geister, aber wat soll’s: Wir sagen Ja! Schließlich ist eines der Erkennungsmerkmale von großer Kunst, dass man sie nicht versteht. Und der Abend „If I was real“ in der Halle Tanzbühne Berlin klingt da ganz vielversprechend. Das Stück sei eine Skizze angeregt von Camus‘ frühen literarischen Essays „l’envers et l’endroit/ Licht und Schatten“, es reflektiere Paradoxien und Mehrdeutigkeiten, die Komposition zeige fragmentarische Bilder voller Geheimnisse von verborgenem Zusammenhang. Wer die Geheimnisse der Premiere entschlüsselt, melde sich!

„If I was real“, 5. Dezember, 20 Uhr, Halle Tanzbühne Berlin, Eberswalder Straße 10-11. Eintritt: 17/ ermäßigt 10 Euro  

 

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An dem Tag, an dem die Service-City des neuen Berliner Flughafens BER zur Hochkultur zählt, fressen wir den Besen oder beißen wahlweise in den Hund (und kommen so garantiert in die Nachrichten!). Obwohl: Vielleicht sollten wir uns den Entwurf des Berliner Architekturbüros Gewers Pudewill erst einmal genauer anschauen, bevor wir uns zu weit aus dem Fenster lehnen. Möglich ist das in einer Ausstellung des Aedes am Pfefferberg, die am Ehrentag des Heiligen Nikolaus eröffnet wird. Außer Flughafen-Elementen locken unter anderem der Neubau des Bundesinstituts für Risikobewertung und ein Unterwasserhotel im chinesischen Hainan.

„Structure and Experiment – Gewers Pudewill, Berlin“, 6. Dezember, 18.30 Uhr Ausstellungs-Eröffnung, Aedes am Pfefferberg, Christinenstraße 18-19. Die Schau ist bis 23. Januar 2014 zu sehen, Di – Fr von 11.00 Uhr bis 18.30 Uhr und Sa –So von 13 Uhr bis 17 Uhr. Mehr dazu hier

 

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Ein oder besser gesagt das Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saëns rangiert, was die Aufführungshäufigkeit angeht, beinahe schon auf dem Niveau des Weihnachtsstückchens von Johann Sebastian Bach. Und hat sich damit ein herzhaftes „Hurz!“ mehr als verdient. Kein Wunder, zaubern die Harfenklänge des Werkes doch sofort Bilder von pausbäckigen goldgelockten Engeln hervor. Oder musikwissenschaftlicher ausgedrückt: „Der meditative, zarte Charakter des Werks und die leuchtende Festlichkeit sind eine zauberhafte Einstimmung auf die Advents- und Weihnachtszeit.“ Wenn Saint-Saëns das nicht schafft, dann helfen vielleicht Georg Friedrich Händel und Antonio Vivaldi, die am Samstag ebenfalls in der Gethsemanekirche zu hören sind. Wir wünschen in jedem Fall: Viel Spaß!

Oratorio de Noël – Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saëns, Samstag, 7. Dezember, 19:30 Uhr (Einlass ab 18.45 Uhr), Gethsemanekirche, Stargarder Straße 77. Karten kosten im Vorverkauf 13/ermäßigt 10 Euro, ein Familienticket ist für 30 Euro erhältlich. An der Abendkasse sind es 15/12 bzw. 35 Euro.

 

 

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