„Hör auf Dein Herz“

von Lydia Dartsch 15. November 2013

Früher wollte er Geld vermehren. Heute Glück. Deshalb hat der Ex-Manager Michael Bremicker mit seiner Stiftung das Haus in der Christburger Straße 13 gebaut.

Michael Bremicker hatte in seinem Leben nicht nur eine Vision, sondern viele. Seine jüngste wurde vor kurzem eingeweiht: das Wohnprojekt c13 in der Christburger Straße 13, getragen von der Stiftung „Bildung.Werte.Leben“, gegründet von – Michael Bremicker. Der Mittfünfziger selbst sieht sich nicht als Wohltäter. Er lebt schlicht die „Vision für sein Leben“, so nennt er es selbst. 

Über diese „Vision für sein Leben“ habe er sich lange Gedanken gemacht. Denn in seinem alten Leben als Industrie-Manager war Bremicker unglücklich – man sieht es ihm immer noch an, wenn er davon erzählt. Dabei hatte er Startbedingungen, von denen andere nur träumen können: Nach Studium und Promotion (Bremicker wählte das Fach Maschinenbau) stieg er in die Sicherheitstechnikfirma „Abus“ ein, die sein Großvater gegründet hat. Doch für Bremicker waren diese Startbedingungen irgendwann eher eine Last. Rückblickend sagt er: „Es war schwierig, aus dieser familiären Verpflichtung auszubrechen und sich selbst zu finden.“

 

„Ich will jemand sein, der anderen die Bälle zuspielt“

 

Sein Weg führte weg von Abus. Nun ist er Dozent an der Beuth Hochschule für Technik im Wedding und gründete die Stiftung „Bildung.Werte.Leben“. Als die Schule seiner Töchter, die Christburg-Grundschule, mehr Platz brauchte und zur Finanzierung der Baumaßnahmen eine Stiftung gründen wollte, war Bremicker zunächst mäßig begeistert. Vor vier Jahren hat er es dann doch gemacht – und noch viel mehr: Er hat die Stiftung gegründet und ein Mentoringprogramm einberufen. „Ich will Lehrer sein, Wegbereiter für andere, jemand, der die Bälle zuspielt – wie beim Volleyball“, erklärt Bremicker. Und dann wollte er noch eine weitere Vision umsetzen: das c13. 

Das moderne, siebenstöckige Haus soll nach dem Willen seines Begründers nicht nur Haus, sondern Begegnungsstätte sein. Das ist schon in der Architektur so angelegt: Die Treppen zu den oberen Stockwerken liegen im Freien – so können sich die Bewohner regelmäßig über den Weg laufen und möglichst auch miteinander reden. Im Erdgeschoss richtet sich gerade ein Bistro ein, die ersten Künstler beziehen ihre Ateliers. Und obwohl hier immer noch gebaut wird (natürlich als Niedrigenergiehaus aus Holz – wegen der Nachhaltigkeit) ist die Studenten-WG schon bewohnt, die Eigentumswohnungen verkauft, die anderen vermietet. Es gibt eine Kinderarzt- und eine Hebammenpraxis, eine Kita, Veranstaltungsräume für Konzerte, Seminare und Ausstellungen und vieles mehr.

 

Verbunden durch christliche Werte

 

Lange nach Bewohnern suchen müssen habe er nicht, sagt Bremicker. Viele von ihnen hätten von Beginn an Interesse an diesem Projekt gehabt. Der Kinderarzt habe sogar über die komplette Planungs- und Bauzeit von fünf Jahren auf die Fertigstellung des Hauses gewartet. Das Bindeglied zwischen allen: die gleichen Werte. Es sind Werte, die auf dem Christentum beruhen. Auch die Familie spiele eine große Rolle, betont Bremicker immer wieder, aber auch das individuelle Glück. Dazu gehöre die Möglichkeit, sich frei entfalten zu können. Das habe ihm persönlich lange gefehlt. Bis ein Bekannter ihm geraten habe: „Hör auf Dein Herz“. 

Diese ganz persönliche Erfahrung will er den Jugendlichen mitgeben, die am Mentoringprogramm im c13 teilnehmen und die dabei auf ihrem Weg von der Schule ins Berufsleben begleitet werden. Sie sollen ihre Talente entdecken und das Beste aus sich rausholen. Vor allem aber sollen sie eine neue Perspektive einnehmen: die des Gestalters. Denn Bremicker ist überzeugt: Menschen müssen ihre Startbedingungen und ihre Umgebung nicht einfach so hinnehmen. Sie können sie verändern. 

 

 

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