Schornsteinfeger und Pirat ist Sebastian von Hoff schon. Nun soll noch Abgeordneter im Bundestag dazu kommen.
Sebastian von Hoff wurde vor 30 Jahren in Aschersleben in Sachsen-Anhalt geboren. Nach seinem Abitur begann er ein Studium der technischen Informatik, während dessen er erkannte, dass technische Informatik vielleicht doch nicht so sein Ding ist. Also brach er das Studium ab und wurde Schornsteinfeger in Neukölln; mittlerweile ist er Geselle. Seit Oktober 2011 ist er Mitglied der Piratenpartei.
Seit wann leben Sie in Berlin? In welchem Kiez?
Ich lebe seit 2002 in Berlin. Zuerst wohnte ich in Prenzlauer Berg in der Nähe des Velodroms und seit Ende 2003 lebe ich in Friedrichshain in der Nähe des Boxhagener Platzes.
Das Programm Ihrer Partei kennen wir. Da stehen viele schöne Sachen drin. Was wir uns da fragen: Welche Prenzlauer Berger Themen sind denn auch Themen der kommenden Legislatur? Können Sie da was für den Stadtteil machen?
Als Friedrichshainer Mieter und Schornsteinfeger in Neukölln habe ich persönlich und beruflich Erfahrung mit steigenden Mieten und drohender Verdrängung auf Grund von Modernisierungsmaßnahmen gemacht. Auch deshalb möchte ich im Bundestag für Mieterrechte und den Erhalt und die Schaffung bezahlbaren Wohnraums eintreten. Viele Menschen leben gern hier im Wahlkreis und das zu Recht. Die Frage ist aber, wer sich das zukünftig noch leisten kann. Bezahlbare Mieten spielen eine wichtige Rolle dabei, die gesunde soziale Mischung unserer Kieze zu erhalten. Hier kann und werde ich etwas tun.
Was haben Sie sonst noch vor im Bundestag? Spielen wir doch mal Wunschkonzert: In welchen Ausschuss würden Sie gerne gehen?
Interessieren würde ich mich natürlich für den Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, aber auch für den Petitionsausschuss und den Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. Der Stadtentwicklungsausschuss wäre natürlich mein Favorit, da ich mich hier am Besten für die Belange der Mieter*innen einsetzen kann. Der Bundestag muss außerdem wieder mehr den Dialog suchen, der Petitionsausschuss wäre für mich eine weitere Möglichkeit, Probleme der Menschen in meine Partei und meine Fraktion zu tragen.
Was uns darüber hinaus noch brennend interessiert: Wie lebt es sich eigentlich so als The Hoff in Berlin? Immer noch stolz auf den Mauerfall?
Als die Mauer fiel, war ich gerade sieben Jahre alt und lebte nicht in Berlin, habe also nicht allzu viele Erinnerungen an die DDR und gar keine an die Mauer. Allerdings bin ich natürlich sehr froh, nicht in einem Überwachungsstaat leben zu müssen. Die Enthüllungen von Edward Snowden zeigen aber, dass Freiheit etwas ist, für das man jeden Tag kämpfen muss. Auch die in Deutschland unzähligen, teilweise verfassungswidrigen Überwachungsgesetze, die seit 9/11 sowohl von Rot-Grün, Rot-Schwarz als auch Schwarz-Gelb eingeführt wurden, lassen mich zweifeln, dass hier aus der Vergangenheit gelernt wurde.
Hier geht es zum Portrait des Wahlkreises Friedrichshain-Kreuzberg – Prenzlauer Berg Ost.
Weitere Kandidaten im Wahlkreis: