Die Umgestaltung des Gethsemane-Kiezes sorgt seit Jahren für Streit zwischen Anwohnern. Jetzt hat sich eine neue Initiative formiert. Es geht ihr um ein friedliches Miteinander, wird erklärt.
Ein bisschen Frieden, das wollen viele Anwohner um die Gethsemane-Kirche. Frieden vom Autoverkehr und damit für spielende Kinder wünschte sich eine erste Initiative. Andere Anwohner forderten daraufhin Frieden für Parkplatz suchende Anwohner. Und schließlich wollte das Bezirksamt den Konflikt befrieden. Gescheitert sind irgendwie alle. Der „Wunsch nach einem respektvollen, toleranten und solidarischen Miteinander von Jung und Alt, von Alteingesessenen und Zugezogenen, von Familien und Singles“ ist damit ein frommer. Formuliert haben ihn eine Handvoll Bürger des Gethsemane-Kiezes, in einer Art Gründungsmanifest für eine, Sie ahnen es, neue Bürger-Initiative. Die hat einen schönen Namen: Lela, das steht für Leben und Leben lassen. Ob sie allerdings Frieden bringt, kann bezweifelt werden.
Letzter Stand am Gethsemane-Platz ist die Entscheidung des Bezirksamts, die Straßen um die Kirche nach eigenen Vorstellungen umzugestalten. Die Greifenhagener Straße soll durch Gehwegvorstreckungen fußgängerfreundlicher werden, auch beim Spielplatz und vor der Gethsemanestraße 9/10 wäre dies denkbar. Die Greifenhagener könnte sich vor der Fußgängerbrücke zur reinen Fußgängerzone wandeln, die Kreuzung Gethsemane-, Stargarder Straße soll zumindest fußgängerfreundlicher werden. Nicht zuletzt ist eine Einbahnstraßenlösung für den letzten Teil der Greifenhagener im Gespräch. Das alles ist ein Kompromiss zwischen den Wünschen motorisierter Anwohner und jener, die die Autos gerne gänzlich verschwinden lassen wollen.
Keine Forderungen, nur Fragen
Die Initiative Lela begrüßt es dann auch, dass der „Versuch einer kleinen Minderheit, mit völlig überzogenen Vorschlägen in die gewachsene Struktur des Kiezes einzugreifen und ihre ganz persönlichen, zum Teil ideologisch motivierten Interessen umzusetzen“, gescheitert sei. Ähnlich argumentierte bereits Martin Müller, Mitglied bei Lela, in einem Debattenbeitrag auf unserer Seite. Dass die Initiative nun aber die Pläne des Bezirksamt rundum begrüßt, heißt das nicht, wie Lela-Sprecher Andreas Ertel deutlich macht. Zu punktuell seien die Umbau-Pläne des Bezirksamts, „wir wollen aber Lösungen, von denen der ganze Kiez profitiert“.
Mit dem zitierten Schreiben wandten er und seine Mitstreiter sich an das Bezirksamt. „Das ist keine Forderungsliste, sondern nur ein Fragenkatalog, der ein Gespräch in Gang bringen soll“, sagt Ertel. Es müsse geprüft werden, heißt es dort, „ob hier nicht zu viel Geld auf vergleichsweise wenig Fläche eingesetzt werden soll“ und gefragt, „ob es nicht sinnvoller wäre, die verfügbaren Ressourcen in der Fläche zu nutzen“ – vor allem für eine Erneuerung von Straßen und Gehwegen, „bei uns und in angrenzenden Gebieten“. Gefordert wird dabei zuvorderst eine Komplettsanierung der Gehwege, die um die Kirche herumführen
Ein halber Meter mehr Fußweg soll reichen
Skeptisch sieht Lela die Idee des Bezirksamts, den Fußweg der Greifenhagener Straße zwischen der Stargarder und Gethsemane um 170 Zentimeter zu verbreitern. Da damit Parkplätze auf beiden Seiten verschwinden würden, sollte geprüft werden, ob eine Verbreiterung um einen halben Meter nicht ausreichte. Andernfalls wäre die Folge, dass die Bäume der Straße „mitten auf dem Gehweg“ stünden. „Worin soll dann – abgesehen von besseren Bedingungen für die Außengastronomie – die Verbesserung der Lebensqualität bestehen?“, wird gefragt.
In einem weiteren Punkt beschäftigt sich Lela mit der in Rede stehenden Fußgängerzone am Ende der Greifenhagener Straße. Wichtig sei, heißt es, dass die Tiefgarage in der Hausnummer 48 weiterhin problemlos angefahren werden kann, nicht zuletzt deshalb, weil das Haus „als eines der wenigen neu errichteten in der Straße überwiegend behindertengerecht ausgestattet“ sei. Und schließlich wird auch der Zaun um die Gethsemanekirche thematisiert: Es sollte entfernt werden, heißt es. „Das schafft eine Begegnungsstätte, die auch wirklich einladend wirkt“, begründet Lela-Sprecher Ertel.
Gespräche finden statt
Ertel und seine Initiative warten jetzt auf eine Antwort aus dem Bezirksamt, er hoffe auf neue Gespräche. Mit von der Partie wäre dann wohl auch wieder die Bürgerinitiative Gethsemane-Platz, die ursprünglich für die autofreie Zone kämpfte. Sprecherin Cornelia Dittrich kennt zwar den Brief von Lela. „Eine Meinung dazu haben wir uns aber noch nicht gebildet“, erklärte sie. Und der für Stadtentwicklung zuständige Stadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) sagte, dass er mit der Lela sprechen werde. „Allerdings ist das Verfahren nicht mehr ergebnisoffen. Der bisherige Planungsstand hatte ein klares Votum des zuständigen Ausschusses bekommen.“ Die Planung sei allerdings im Fluss, es werde also noch Änderungen geben. „Durchaus auch ein paar, die die Lela fordert“, so Kirchner. Welche, wollte er nicht sagen.
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