Auf nach Köthen

von Thomas Trappe 30. Juli 2013

An diesem Wochenende findet das Mauerparkfestival statt. Nur eine kleine Änderung: Es wurde nach Sachsen-Anhalt verlegt. In Prenzlauer Berg ist aber auch was los.

Alle sind ja schon ganz hibbelig, starren gebannt auf das fette rote Kreuz, das da im Kalender prangt. Mauerparkfestival ist’s! Denn am 3. August ist es soweit, das lang ersehnte Festival findet statt. Party, Suff und illegale Sachen! Ja, man ist ganz ausgehungert nach sowas, in dieser blutleeren Zeit, die ja doch ganz krass von Stadtflucht geprägt ist, und auch der Mauerpark, diese öde Steppe, kann da etwas Belebung brauchen. Nun, bevor wir uns hier heiß machen, sagen wir es offen heraus: Das Fest fällt aus, mangels Anmeldungen. Sie müssen nach Köthen. Gehen Sie nicht über Los. 

Doch der Reihe nach: Hinter dem Festival steht „Global Change Now“, die Organisation kämpft für Menschenrechte, Gemeingüter und allerhand. Im Mauerpark sollten unter anderem Workshops stattfinden, Künstler auftreten, Vorträge und Diskussionsrunden abgehalten werden. Wie damals in Woodstock. Unterstützer wurden seit Langem gesucht, aber offenbar nicht so reichlich gefunden. Laut Homepage steht die Eventkasse bei rund 500 Euro. Nicht die besten Eventbedingungen, sagten sich die Veranstalter und verschoben das Ganze um ein Jahr. So weit, so fern, doch das hier sind ja die Tipps der Woche. Und damit kommen wir schon ohne weitere Umleitung nach Köthen.

Dort nämlich hat Global Change Now seinen Sitz, und dort wird nun „um den 3. August herum“ ein „Mauerparker-Camp“ stattfinden, bei dem Pläne für das nächstjährige Festival und die vorangehende Kampagne geschmiedet werden. Jeder kann teilnehmen, und die Region Bitterfeld, da liegt Köthen, ist tatsächlich immer eine Reise wert. Vor allem wegen der schönen Seenlandschaft, lassen Sie sich das gesagt sein!

Camp zur Vorbereitung einer Kampagne zur Vorbereitung eines Mauerparkfestival zur Thematisierung des Themas Gemeingüter, Freitag, 2., bis Sonntag, 4. August, Anmeldung über die Homepage des Mauerparkfestivals.

 

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Von Sachsen-Anhalt ins verfeindete Thüringen: Dort liegt bekanntlich das touristisch etwas überlaufene Weimar, aber wir wollen Sie da ja auch nicht hinschicken. Vielmehr geht es um unser schönes Nachbardorf Pankow. Bereits seit vergangener Woche läuft dort die Ausstellung „Urbane Siedlung Pankow – ein neues Stück Stadt“, sie ist Ergebnis eines Viertsemestlerprojekts an der Baushaus-Universität in Weimar, die sich speziell mit dem ehemaligen Rangierbahnhof Pankow beschäftigten, wo ja eine Bebauung ansteht. Wie immer wird man als Besucher erst mal mit Fragen bombardiert. Was heißt eigentlich urbanes Wohnen? Welche städtebaulichen Vorstellungen und Konzepte werden hiermit verbunden? Welche Eigenschaften braucht ein urbanes Quartier? Wie entwirft man Mannigfaltigkeit, Nutzungsvielfalt, Anpassbarkeit? Wie robust soll und wie elastisch kann Städtebau sein? Nicht der Besucher, sondern zehn Projekte der Architekturstudenten sollen Antworten geben. Und das könnte ja ganz interessant sein für Menschen, die beim Wort Verdichtung an ihren Kiez, und nicht etwa das kommende Wochenende im Berghain, denken. 

„Urbane Siedlung Pankow – ein neues Stück Stadt“, Ausstellung der Bauhaus-Universität Weimar, bis 9. August, Ladenlokal in der Berliner Straße 2, Eintritt frei.

 

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Führe man vom Weimar nun weiter, endete man in Franken. In Nürnberg zum Beispiel. Dort macht die Prenzlauer Berger „Halle Tanzbühne Berlin“ demnächst Station, und es wird Sie freuen zu hören, dass Sie trotzdem nicht nach Nürnberg fahren müssen. Denn das Stück „the thing I am“ geht zwar auf Tournee (nach Nürnberg), feiert dankenswerterweise seine Premiere aber trotzdem hier in Prenzlauer Berg. Eigene Worte stehen uns für die Aufführung nicht zur Verfügung, wir haben sie nämlich noch nicht gesehen. Die Tanzbühne selbst spricht davon, dass „Schmerz und Leidenschaft“ im Stück „erscheinen wie in Gemälden von zerfließenden, ebenso gequält wie leidenschaftlich taumelnden Körpern, in denen Stärke und Gebrochenheit lodern“. Sie wissen schon, wie eine S-Bahnfahrt im Hochsommer. „Entgegen einer zunehmend von oberflächlicher Wahrnehmung und einer abstumpfenden Gesellschaft geprägten Welt, wo uns wenig berührt anstatt uns in den Grundfesten zu erschüttern, setzt das Stück auf die Vehemenz und Wahrhaftigkeit von Gefühlen.“ Premiere ist am Freitag.

„the thing I am“, Premiere am Freitag, 2. August, weitere Vorstellungen am 3., 4., 8., 11., und 15. bis 18. August, jeweils 21 Uhr, Halle Tanzbühne Berlin, Eberswalder Strasse 10-11, Eintritt 17 Euro, ermäßigt 10.

 

 

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