Das Pfefferwerk bringt Jugendlichen in Prenzlauer Berg das Ehrenamt nahe. Damit ist ab kommenden Jahr Schluss. Die EU-Förderung fällt weg, der Bezirk kann nicht einspringen.
Für unbezahlte Arbeit kann man bekanntlich nie zu jung sein. Oder, um es in den Worten von Monika Schaal zu sagen, „wenn Kinder nicht lernen, wie wichtig bürgerschaftliches Engagement ist, dann lernen sie es später wahrscheinlich auch nicht mehr“. Schaal ist Leiterin der Stadtteilarbeit der gemeinnützigen Pfefferwerk gGmbH, und kennt sich daher aus mit Ehrenamt. Und in Prenzlauer Berg muss sie jetzt erst einmal einen großen Rückschlag verkraften. Eines der wenigen Projekte, dass ehrenamtliches Engagement Kinder und Jugendlichen vermittelt, wird aller Voraussicht nach zum Ende des Jahres eingestellt. Die EU gibt nämlich kein Geld mehr.
Seit fünf Jahren gibt es das Projekt „Engagement lernen – Kompetenz für Bürgerschaftliches Engagement im Prenzlauer Berg“. Hier werden Organisationen beraten, die mit Freiwilligen arbeiten wollen und die Freiwilligen selbst. Außerdem geht es in der „Freiwilligenagentur“ laut Selbstbeschreibung um eine „Weiterentwicklung von Konzepten im konkreten lokalen Zuschnitt“, also um das, was in Prenzlauer Berg oft vermisst und noch öfter von Kommunalpolitikern gefordert wird, so Monika Schaal: „Dass Menschen sich einbringen“. Unterstützt wird das Projekt durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE), mit 24.000 jährlich. Die Finanzierung läuft zum Ende dieses Jahres aus, wie der Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) jetzt auf Anfrage des Prenzlauer Bergers Andreas Otto im Abgeordnetenhaus erklärte. Betroffen seien auch drei Freiwilligenprojekte im restlichen Bezirk Pankow.
„Brillant und erfolgreich“
Jede EFRE-Förderung ist von vornherein befristet. Trotzdem war laut Monika Schaal das Prenzlauer Berger Ehrenamts-Projekt „auf Dauer angelegt“; offensichtlich setzte man darauf, dass sich automatisch eine Förderung durch das Land oder den Bezirk anschließt. „Ziel war es, eine Infrastruktur zu etablieren.“ Seit drei Jahren sei die Nachfrage in Prenzlauer Berg enorm gestiegen, so Schaal. Mit den Grundschulen am Senefelder Platz und an der Marie gibt es Kooperationen, die unter anderem in Baumscheibenpatenschaften und die Teilnahme an Stolpersteinverlegungen mündeten. Außerdem wurde der Pankower Freiwilligenpass, eine Art Rabattheft für Engagierte, auf den Weg gebracht.
Angeschlossen ist das Projekt an das Nachbarschaftshaus in der Fehrbelliner Straße am Teutoburger Platz. Das Nachbarschaftshaus selbst ist von der Kürzung nicht betroffen, es wird vom Land getragen. Das Ehrenamtsprojekt wird zur Hälfte auch vom Nachbarschaftshaus finanziert. Nun die andere Hälfte auch noch zu schultern, komme nicht in Frage, sagt Monika Schaal. „Das schaffen wir nicht. Wir brauchen auf jeden Fall Zuschüsse.“ Gabriele Schlimper, die als Beauftragte des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin zusammen mit dem Senat über die Verteilung der EFRE-Mittel in den Bezirken berät, sieht das Bezirksamt in der Pflicht. „Das Projekt vom Pfefferwerk ist brillant und erfolgreich. Da muss es möglich sein, dass der Bezirk Geld gibt.“
Stadträtin generell gegen befristete Projekte
Ist es aber nicht. Sozialstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) erklärte auf Anfrage, dass kein Geld vorhanden sei. „Ich bin schon froh, wenn die Finanzierung der Stadtteilzentren durch das Land überhaupt weiter läuft.“ Dass die EFRE-Förderung 2013 endet, sei allen Beteiligten klar gewesen. „Die Denke, dass die Projekte sich dann plötzlich selber finanziell tragen könnten oder dass ja dann die Kommune übernehmen könnte, ist – bewusst – realitätsfern.“ Zürn-Kasztantowicz steht deshalb inzwischen solchen nur mittelfristig geförderten Projekten skeptisch gegenüber. „Sie sind nur dazu da, um diejenigen zu schmücken, die sie ausloben. Besser wäre es, das Geld zu nehmen, es zu strecken und in eine Regelfinanzierung zu stecken.“
Andreas Otto, der die Anfrage im Abgeordnetenhaus stellte, fordert, „dass der Senat die einzelnen Projekte evaluiert und all jene in eine Regelförderung überführen, die für den Bezirk etwas bringen. Das betrifft zum Beispiel die Freiwilligenagenturen.“
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