In dieser Woche könne wir endlich in den Wedding laufen. Außerdem gibt es Fotos mit Migrationshintergrund zu sehen. Und ein Oratorium über die Auschwitz-Prozesse.
Wenn Migranten Hamburger beleuchten, dann ist das sicher ein Theaterevent im total crazy und verrückten Berliner Szenetheaterkiez Prenzlauer Berg, sie wissen schon, oder ein Verleser. Natürlich beleuchten Migranten keine Hamburger, sondern Hamburger beleuchten die Migration. Genauer gesagt Hamburger Fotografen mit Migrationshintergrund zeigen Fotos ihre Alltags. So sieht’s aus in dieser Woche im Prenzlauer Berger Kulturleben.
Zu sehen ist die Ausstellung in der Wolfdietrich-Schnurre-Bibliothek. Die ist in Weißensee, und da wir wissen, was Sie letzten Sommer getan haben, wissen wir, dass Sie viel zu selten Ausstellungen in Weißensee besuchen. Zehn Fotografen haben während eines mehrjährigen Fotowettbewerbes „den Abbildern von Integration und Identität nachgespürt“, tönt es zur Ausstellung. In zehn Serien präsentieren sie jetzt 40 Bilder, die ihr eigenes Umfeld spiegeln.
„Fluss…Ufer – Hamburger beleuchten Migration“, Fotoausstellung – Arbeitsgemeinschaft Internationaler Jugendverbände, bis Freitag, 26. Juli, täglich 10 bis 19 Uhr, Wolfdietrich-Schnurre-Bibliothek, Bizetstraße 41, Eintritt frei.
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Wie wir jetzt von Migranten zum Wedding kommen, wissen wir auch nicht. Aber wir wissen zumindest, wie wir demnächst in den Wedding emigrieren können. Die Antwort ist, wie immer in Prenzlauer Berg: durch den Mauerpark. Denn der wird am morgigen Mittwoch erweitert, und das stößt, wie Sie als treue Leser wissen, auf ungeteilte Zustimmung aller Werktätigen und Bürger. Naja, nicht ganz, viele Bürger finden die Erweiterung auch schlecht. Sie erwarten jetzt bitte hier nichts Genaueres, dazu gibt es hier ein Dossier. Jedenfalls besteht durch die Erweiterung erstmals eine Wegverbindung zwischen Prenzlauer Berg und Wedding durch den Mauerpark. Da können Sie ab morgen also flanieren.
Erweiterung des Mauerparks, Mittwoch, 24. Juli, Einweihung 10 Uhr.
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Und zu dem Thema will man gar keine Überleitung finden: Es geht um die Auschwitz-Prozesse, die sich in diesem Jahr zum 50. Mal jähren. 1966 wurde für den Staatsfunk der DDR, den Deutschen Fernsehfunk, in der Berliner Akademie der Künste das Stück „Die Ermittlung. Oratorium in elf Gesängen“ aufgezeichnet. Schwarz-weiß, 137 Minuten, Regie führten Lothar Bellag und Ingrid Fausa, es spielten unter anderem Bruno Apitz, Ernst Busch, Eberhard Esche, Erwin Geschonneck, Wolfgang Heinz, und Hilmar Thate. Eine „herausragende Aufführung des dokumentarischen Theaterstücks von Peter Weiss“, wie die Peter-Hacks-Gesellschaft wahrscheinlich nicht zu Unrecht meint und den Film nun erneut zeigt. „Die dramatische Verdichtung der Protokollaussagen aus dem Prozess ist nüchtern gehalten und stellt auf diese Weise einen Versuch zur Erklärung des industriellen Massenmordes dar“. Im Anschluss an die Aufführung gibt es ein Gespräch mit dem ehemaligen Berliner-Ensemble-Intendanten Manfred Wekwerth und dem Schauspieler Hilmar Thate (angefragt).
„Die Ermittlung. Oratorium in elf Gesängen“ von Peter Weiss (1965), Dienstag, 23. Juli, 20 Uhr, Bühne der Peter-Hacks-Gesellschaft, Mülhauser Straße 6, Eintritt sechs Euro, ermäßigt vier.