Abendessen mit dem NSU-Trio im Ballhaus Ost. Erinnerung an das Frauengefängnis Hoheneck im Museum Pankow. Verarbeitung der Bomben auf Dresden im Theater unterm Dach. Und in der Schaubude sind Tage der Hochschule.
Im Theater unterm Dach macht man es sich dieses Jahr nicht leicht. Mit posttraumatischen Belastungsstörungen möchte man sich beschäftigen, und zwar nicht nur ein-, sondern gleich dreimal. Kulturell Bewanderte wissen, was jetzt kommt, nämlich das Wort Trilogie. Unter dem Titel „Krieg im Kopf“ firmiert sie; zu Beginn des Jahres ging es im ersten Teil um die psychische Belastung für die Krieger der Odyssee. Nun landen wir geschichtlich viel weiter in der Moderne, nämlich in einer Februarnacht 1945 im Keller eines Schlachthofs in Dresden. Als amerikanischer Kriegsgefangener hat der Autor Kurt Vonnegut dort einst das Bombardement überlebt und in dem Romas „Schlachthof 5″ verarbeitet. Dessen Hauptperson heißt Billy Pilgrim und entflieht dem Trauma, indem er durch die Zeiten springt – aus dem Keller des Schlachthofs zum Mittagessen in den Lionsclub auf einen fernen Planeten.
Wenke Hardt hat Vonneguts Roman für die Bühne adaptiert.
„Schlachthof 5″ nach dem Roman von Kurt Vonnegut, Premiere am Donnerstag, 20. Juni, 20 Uhr, weitere Vorstellungen am 21., 22. und 23. Juni, jeweils 20 Uhr, Theater unterm Dach, Danziger Str. 101, Karten kosten 8, ermäßigt 5 Euro.
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Wer sich schon immer mal gefragt hat, was man eigentlich im Studiengang Zeitgenössische Puppenspielkunst an der Ernst-Busch-Schauspielschule so lernt: In dieser Woche kann man es sich ansehen. Schon zum 13. Mal laufen in der Schaubude die Tage der Hochschule, für die die Schüler vier Produktionen gestemmt haben.
Da ist, wir zitieren man aus dem Programmheft, der „retrofutiristische Puppet-Action-Thriller City of Fear“, der sich dem Leben eines abgehalfterten Journalisten widmet, der in dem Moment seinen großen Durchbruch schafft, als er einmal nicht das aufschreibt, was von ihm erwartet wird. Da ist die Geschichte von Pierre Anthon, der irgendwann erkennt, das nichts im Leben für ihn Bedeutung hat und auf einen Pflaumenbaum steigt. Und da ist Heiner Müllers „Medea“ und der damit verbundene Zivilisationsmüll. Zudem gibt es Gesang und Szenenausschnitte. Das komplette Programm findet sich hier.
„Tage der Hochschule“, Donnerstag, 20. bis Sonntag, 23. Juni, jeweils 20 Uhr, Schaubude, Greifswalder Str. 81-84, Karten für den jeweiligen Abend kosten 10,50, ermäßigt 7 Euro.
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Stellen wir uns einmal vor, Beate Zschäpe schwiege nicht. Die beiden Uwes wären noch nicht tot, die drei säßen beim Abendbrot, es gäbe Bratkartoffeln und falschen Hasen und sie sprächen – ja, worüber?
Im Ballhaus Ost probieren ab Freitag Schauspieler, wie das aussehen könnte. „Unter Drei“ heißt das Stück, das hinter die Fassade des NSU-Trios zu sehen versucht und gleichzeitig anspielt auf eine Formulierung von Journalisten: Eine Information, die sie „unter drei“ erhalten, ist nur für den Hinterkopf. Öffentlich darüber sprechen und schreiben dürfen sie nicht.
„Unter Drei. Die Geschichte von Beate, Uwe und Uwe“, Premiere am Freitag, 21. Juni, 20 Uhr, weitere Vorstellungen am 23., 28., 29. und 30. Juni, jeweils 20 Uhr, Ballhaus Ost, Pappelallee 15, Karten kosten 14,50, ermäßigt 9 Euro.
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Und dann ist da noch die Wanderausstellung zum Frauengefängnis Hoheneck, die am Montagabend anlässlich des Gedenkens zum 17. Juni 1953 im Museum Pankow eröffnet wurde. Portraits von 25 Inhaftierten dieser fast vergessenen DDR-Haftanstalt mit ihren menschenverachtenden Zuständen werden dort ausgestellt.
„Das Frauengefängnis von Hoheneck“, bis zum 1. September, Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Museum Pankow, Prenzlauer Allee 227/228, Eintritt frei.
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