Sozialamt und die Transparenz

von Juliane Schader 5. Juni 2013

Das Sozialamt habe Strukturprobleme, meint Pirat Schrecker. Das Amt sei einfach nur unterbesetzt, meint Sozialstadträtin Zürn-Kasztantowicz. Bei der BVV-Tagung stießen sie wieder aufeinander.

„Ich kenne ihr Interesse an Mängeln in der Struktur im Sozialamt.“ So fasste es Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD), Sozialstadträtin in Pankow, bei der BVV-Tagung am heutigen Mittwochabend lapidar zusammen, als sie schon wieder eine Nachfrage des Vorsitzenden der Piratenfraktion, Jan Schrecker, beantworten musste. Tatsächlich zieht sich das Frage-Antwort-Spiel schon, seitdem das Sozialamt mit dem Bearbeiten von Anträgen nicht hinterher kam und damit ein ziemliches Loch in den Pankower Haushalt riss.

 

Zwei Gutachten, nur eins wurde erstellt

 

Um den Ursachen dafür näher auf den Grund zu gehen, hatten die Bezirksverordneten bereits im März vergangenen Jahres die Erstellung zweier Gutachten gefordert. Eins sollte aufdecken, wie die Personalsituation im Amt verbessert werden könnte. Ein zweites die sozialen Angebote im Bezirk analysieren und Verbesserungsbedarf darlegen. Letzteres Gutachten wurde erstellt und unlängst im Sozialausschuss vorgestellt. Doch vom ersten fehlt immer noch jede Spur. 

So interpretiert es zumindest Jan Schrecker und nutzte daher die Sitzung, um sich nach dessen Verbleib zu erkundigen. Wie immer hatte die Sozialstadträtin jedoch eine Antwort parat: Das Ziel des geforderten Gutachtens seien Maßnahmen für die Verbesserung der Personalsituation im Sozialamt gewesen. Und Maßnahmen seien zahlreich durchgeführt worden: Teambildungsmaßnahmen, Begleitung der Teams und Fallkostenkontrolle, Stärkung des sachorientierten Auftretens, Coaching von Führungskräften, Umgang mit Konfliktsituationen – die Liste, die sie aufzählte war lang.

 

Mängel wurden keine gefunden

 

Auch wenn Schrecker so interessiert an Strukturmängeln sei, so Zürn-Kasztantowicz. „Es konnten keine Mängel gefunden werden – aber Amt und Mitarbeiter sind ausgebrannt, durch hektische Unstrukturierung ist da nichts zu machen.“ Zudem hoffe sie, dass das Thema Sozialamt nun nicht länger kontinuierlicher Tagesordnungspunkt in der BVV bliebe.

Eine Hoffnung, die Schrecker trocken konterte mit „Das liegt ganz bei ihnen – je nachdem, wie vernünftig sie hier berichten.“ Wirklich zufrieden wirkte er auch diesmal nicht mit den Antworten der Stadträtin. Zumal sie auf Nachfrage einräumen musste, dass es nichts Schriftliches über besagte Maßnahmen der vergangenen Monate gebe. „Ich sehe keinen Sinn darin. Das Wichtigste ist doch, das Sozialamt sowohl personell als auch mental als auch im Alltagsleben in Haus 3 zu einer besseren Arbeitssituation zu verhelfen“, sagte sie. Die nächste Befragung in der BVV durch Schrecker dürfte sie sich damit garantiert haben.

 

 

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