Champions League vor Augen

von Thomas Trappe 29. Mai 2013

Das Land will den Jahn-Sportpark massiv aufwerten, mit einer Sport-Kita und der Zentrale des Behindertensportverbands. Um Geld zu bekommen, wird auf ein großes Finale 2015 verwiesen.

Dem altehrwürdigen Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark geht es schon länger nicht mehr so gut. Jüngst wurden im Abgeordnetenhaus die zahlreichen Zerfallserscheinungen des 22 Hektar großen Geländes östlich des Mauerparks referiert, es ging dabei unter anderem um abfallende Lautsprecher und altersschwache Flutlichtanlagen. Sportliche Leistungen rücken zunehmend in den Hintergrund, stattdessen konnte man jüngst ambitionierte Legionellenvermehrungen im Sanitärbereich beobachten. Die Mängelliste bei der landeseigenen Sportanlage ist lang. Lange wird auch schon über Gegenmaßnahmen gesprochen, die dann immer wieder mit Verweis auf klamme Kassen aus dem Rennen genommen wurden. Jetzt scheint der große Wurf möglich: Der Jahn-Sportpark könnte mit Millionen Euro saniert und ausgebaut werden. Die Senatsverwaltung isr gewillt, die Regierungsfraktionen im Abgeordnetenhaus ebenfalls. Und diesmal wird nicht auf leere Kassen, sondern auf ein bevorstehendes Champions-League-Finale verwiesen, das 2015 im Sportpark steigen könnte.

Demnächst wird im Berliner Abgeordnetenhauses ein Antrag von SPD und CDU auf der Tagesordnung stehen: In ihm wird der Senat aufgefordert, ein Nutzungs- und Entwicklungskonzept für den Sportpark auszuarbeiten.Vor allen der Jugend- und der Behindertensport sollen massiv gestärkt werden. Peter Trapp, sportpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus und Mitautor des Antrags, sagte, dass es im Jahn-Sportpark keine Kapazitäten mehr gebe. „Wenn man es ernst meint mit der Sportförderung, muss hier was passieren.“

 

Sportkita für mehr als hundert Kinder

 

Der Antrag scheint auf offene Ohren zu stoßen beim zuständigen Staatssekretär für Inneres und Sport, Andreas Statzkowski (CDU). Die Sport-Senatsverwaltung plane „umfangreich zu sanieren“, erklärte ein Sprecher. Es gehe dabei um „die Sanierung des Hauptstadions sowie die Errichtung eines weiteren Kunstrasenplatzes und eines zusätzlichen Sportfunktionsgebäudes“. Zudem solle „im Rahmen der Sanierung im Stadiongebäude Flächen für den Behinderten-Sportverband Berlin hergerichtet“ werden, der seinen Sitz in den Jahn-Sportpark verlegen will.

Und auch ein ambitioniertes Projekt des Prenzlauer Berger Vereins SV Empor könnte verwirklicht werden, wie dessen zweiter Vorsitzender Carsten Maaß berichtet. Die SV plant auf dem Gelände eine Sportkita, etwa an der Cantianstraße, wo jetzt noch ein Kassenhäuschen steht. „Sofern unter Berücksichtigung der sportlichen Belange eine geeignete Fläche zur Errichtung einer Kita zur Verfügung gestellt werden kann, stehen wir auch diesem Vorhaben offen gegenüber“, hieß es bei der Senatsverwaltung. „Auch der Bezirk hat Unterstützung signalisiert“, so Maaß. Die zuständige Stadträtin ist derzeit nicht für Anfragen zu erreichen. Laut Maaß gehe es bei der Kita nicht um Leistungs-, sondern Breitensport, mehr als hundert Kinder sollen hier Platz finden. Detailplanungen sollen aber erst beginnen, wenn es konkretere Projektzusagen gibt.

 

Erster Zwischenstand im September

 

Bei der Erarbeitung des Nutzungskonzepts sollen neben dem Bezirk und Vereinen auch der Berliner Fußball- und der Leichtathletikverband, der American Football und Cheerleading Verband Berlin-Brandenburg und der Behinderten-Sportverband einbezogen werden, wie es im Antrag heißt. Erste Gespräche zwischen Sportsenatsverwaltung und dem Behindertensportverband haben schon stattgefunden, bestätigte Verbands-Vizepräsident Ralf Otto. Wenn das Stadiongebäude saniert und barrierefrei werde, so Otto, stünde einem Umzug der Verbandszentrale in den Jahn-Sportpark nichts mehr im Weg. „Es gibt in Berlin kaum behindertengerechte Sportanlagen, und der Jahn-Sportpark hätte zudem den Vorteil, dass er sehr zentral gelegen ist. Im Gegensatz etwa zum Olympiastadion.“ 

Ende September soll die Senatsverwaltung laut Antrag einen ersten Bericht zum Stand der Entwicklungsarbeiten liefern. Zu Investitionssummen gibt es noch keine Prognose, dem Vernehmen nach ist aber mit einem Bedarf von mindestens 16 Millionen Euro zu rechnen. „Eine Aufnahme der Investitionsmaßnahme in den Landeshaushalt und deren Ausführung wird voraussichtlich nicht vor den Jahren 2016/2017 erfolgen können“, heißt es bei der Verwaltung. Antragssteller Trapp hofft, dass es vielleicht auch schneller gehen könnte. Er verweist, nicht als Einziger, dabei auf das Champions-League-Finale, das in zwei Jahren in Berlin stattfindet. Ein heißer Kandidat für das Endspiel bei den Frauen ist dabei der Jahn-Sportpark. Es sei zu hoffen, so Trapp, dass das Großereignis die Diskussion über den Ausbau des Stadions beschleunige. „Wir müssen da ja was bieten.“

 

 

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