Sportlich ein Entwicklungsland

von Thomas Trappe 11. April 2013

Der Bezirk hat sportpolitisch Aufholbedarf, eine AG aus Vereinen soll jetzt auf die Sprünge helfen. Zwei Ziele: Weniger adipöse Kinder und mehr Mädchen in den Vereinen.

Seit 2006 hat sich weitgehend gar nichts bewegt. Für Carsten Maaß ist das besonders schlimm, denn er redet von der Sportpolitik des Bezirks und da er selbst Sportler ist, kann er eben mit Bewegungslosigkeit generell nicht viel anfangen. 2006 ist es gewesen, dass für den Bezirk Pankow ein sogenannter Sportentwicklungsplan auf den Weg gebracht wurde. „Aber umgesetzt wurde davon kaum etwas“, sagt Maaß, Vizepräsident des Bezirkssportbunds und 2. Vorsitzender des Prenzlauer Berger Sportvereins SG Empor. Diese Tatenlosigkeit hätte vor allem Folgen für die Innenstadtbereiche des Bezirks, also Prenzlauer Berg. Während der Geburtenboom vergangener Jahre eigentlich mehr Sportangebote fordert, fallen gleichzeitig die bestehenden Sportanlagen in tiefen Dornröschenschlaf. Mit Folgen vor allem für die jüngsten Prenzlauer Berger.

Carsten Maaß kämpft gerade mit anderen Vereinsmanagern des Bezirks dafür, dass sich in der Sportlandschaft etwas tut: Zusammen mit anderen Vereinsmanagern, Mitarbeitern der Bezirksverwaltung und Kommunalpolitikern bildet er die AG Sportentwicklung des Bezirks. Diese soll die Ist-Situation der Sportentwicklung im Bezirk analysieren und Verbesserungsvorschläge liefern. Und die sind dringend nötig, liest man die jüngste Stellungnahme der für Sport und Schulen zuständigen Stadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) zum Thema. „Weil es den Bezirken an Ressourcen für eine strategische Sportentwicklungsplanung mangelt, fällt es ihnen zunehmend schwerer, ein funktionierendes Sport- und Freizeitangebot für Schulen, Vereine und die breite Öffentlichkeit vorzuhalten.“ Sie hofft dafür auf finanzielle Unterstützung des Landes. 

 

Sportentwicklungsplan kostet bis zu 50.000 Euro

 

Es fehlt an Geld, das sagt auch Carsten Maaß. Die Folge: „Definitiv ein Unterangebot an Sportstätten“, sagt er. Zu wenig Personal im Bezirksamt verhindere zudem eine vernünftige Vermittlung der vorhandenen Sportstätten an jene, die sie brauchen. Im letzten Zwischenbericht zum alten Sportentwicklungsplan ist aufgeführt, warum zusätzliche und gut ausgestattete Sportstätten vor allem im kinderreichen Prenzlauer Berg nötig seien. So sollte die Zahl der übergewichtigen und adipösen Kindern – fast jedes siebte Kind ist betroffen – wenigstens um ein Zehntel reduziert werden. Vor allem im Vorschulbereich bestehe höherer Bewegungsbedarf. Zudem müssten mehr Angebote für Mädchen zwischen 13 und 18 Jahren geschaffen werden, um deren Teilhabe am Sport zu erhöhen. Und es müsse sichergestellt werden, dass Kinder am Ende der vierten Klasse schwimmen können.

Die AG Sportentwicklung ist dabei so etwas wie eine Vorstufe zu einem neuen Sportentwicklungsplan, der von der Bezirksverordnetenversammlung verabschiedet werden muss und dann sehr teuer wird: Rund 50.000 Euro kostet der Plan, der ressourcenintensiv vorbereitet und ausgearbeitet werden muss. In einem ersten Treffen hat sich die AG Sportentwicklung vor wenigen Wochen nun erst einmal in mehrere Unter-AGs gegründet. Eine beschäftigt sich mit den Aspekten der Sportentwicklung an Kitas und Schulen, eine andere mit politischen Fragen wie Integration und Anti-Diskriminierungsfragen im Bezirkssport, die nächste mit einer Analyse darüber, welche Ziele des 2006er-Sportentwicklungsplans bereits umgesetzt wurden oder noch umgesetzt werden könnten. Die vierte Gruppe ist für Maaß die wichtigste: Sie ist mit „Raumsuche“ überschrieben.

 

Jahn-Sportpark ist außen vor

 

Dabei geht es darum, zum Beispiel in bezirkseigenen Immobilien Platz für etwaige Sportangebote zu finden, Maaß nennt exemplarisch den Yoga-Kurs, für den gemeinhin keine Turnhalle nötig ist. Mit dem Blick auf Bezirksimmobilien ist Maaß freilich nicht allein. Diese werden immer wieder ins Gespräch gebracht, geht es um Schulen, Sozialwohnungen, Asylbewerberunterkünfte oder Studentenwohnungen. Zum Beispiel.

Eine Prenzlauer Berger Sportstätte ist bei den nun anlaufenden Diskussionen übrigens außen vor: Der Jahn-Sportpark. Dieser gehört nicht dem Bezirk, sondern dem Land. Hier seien die Nutzungsbedingungen auch recht gut, so Maaß. Ein Standard, der für die anderen Sportstätten in Bezirkshand wünschenswert wäre, aber erst mal nicht realisierbar. Es gehe um eine Prioritätensetzung, wie die Stadträtin Zürn-Kasztantowicz in ihrer Stellungnahme deutlich machte. Der Bezirk müsse sehen, „wann und wo welche Sanierungsmaßnahmen Sinn machen beziehungsweise wie man vorhandene Sportstättenpotentiale im Sinne gesteigerter Attraktivität ausgestalten kann“.

 

 

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