Der Projektentwickler Groth-Gruppe hat die 3,5 Hektar nördlich des Gleimtunnels gekauft. Er verspricht bezahlbare Wohnungen und Mitsprache der Bürger. Konkreter wird er derzeit aber nicht.
Im Trubel der Weihnachtszeit ist diese Meldung einfach untergegangen: Das Baugebiet nördlich des Gleimtunnels hat einen neuen Besitzer. Am 20. Dezember hat die Groth-Gruppe, ein Berliner Projektentwickler, das 3,5 Hektar große Gelände am Mauerpark von der CA Immo übernommen. Der Berliner Zeitung sagte der Sprecher der Geschäftsführung Klaus Groth, man wolle etwa 150 Millionen Euro investieren, um bis zu 600 Wohnungen zu errichten. Neben Eigentumswohnungen seien auch verhältnismäßig günstige Mietwohnungen für 7 bis 8,50 Euro pro Quadratmeter kalt vorgesehen, so Groth. Bis 2017 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein.
Die Groth Gruppe, die vor allem in Berlin und Umland aktiv ist, hat bereits Erfahrung mit der Entwicklung ganzer Wohngebiete. Als Referenzen führt sie auf Ihrer Internetseite etwa den auf 100 Hektar entstandenen Stadtteil Neu-Karow oder das Potsdamer Kirchsteigfeld auf. Aktuell stehen Projekte mit schönen Namen wie Diplomaten-Park in Tiergarten oder Flottwell Living am Park am Gleisdreieck an. Auch die Zusammenarbeit mit der CA Immo ist für die Gruppe nichts Neues: Im vergangenen Jahr kaufte sie neben dem Gebiet am Mauerpark auch ein ehemaliges Übungsgelände der US-Truppen in Lichterfelde sowie zwei Grundstücke am Hauptbahnhof von der ehemaligen Bahntochter. Auch hier sollen Wohnquartiere mit einer guten sozialen Mischung entstehen, schreibt der Tagesspiegel.
Für konkrete Angeben ist die Planung noch nicht weit genug
Doch wie soll das Nebeneinander von teureren Eigentums- und günstigen Mietwohnungen genau aussehen? „Wir haben die Planungen gerade erst aufgenommen“, sagt Klaus Groth auf Anfrage. Er versichert, dass es nicht nur ein paar kostengünstige Wohnungen als Feigenblatt für eine teure Wohnanlage werden sollen, sonder er ernsthaft an einer sozialen Mischung interessiert sei. „Natürlich muss man bei billigeren Angeboten etwas an der Ausstattung sparen“, meint er. Den Preis drücken könne man zum Beispiel durch den Verzicht auf Fußbodenheizung oder niedrigere Decken.
Die Planungen der Groth-Gruppe sollen auf Basis der Lorenzen-Plans erfolgen, welcher in der Bevölkerung aufgrund seiner hohen Bebauungsdichte umstritten ist. Jedoch seien qualitative Verbesserungen angedacht, meint Groth. „Die vorgesehenen Innenhöfe sind uns beispielsweise zu klein – die würden wir gerne aufweiten.“ Im Gegenzug könne er dann aber den Erhalt des Grünen Bandes nicht mehr garantieren. Auch wie die Erschließung des Bau- und späteren Wohngebietes erfolgen soll, könne er zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Gleiches gilt für die Dichte der Bebauung.
Bürger bleiben engagiert
Für Frank Möller von der Stiftung Weltbürger-Park „lässt das Engagement dieses Projektentwicklers wenig Hoffnung“, wie er sagt. Mit Blick auf dessen bisherige Arbeit geht er davon auf, dass am Mauerpark ein weiteres Luxusquartier entstehen soll. Allerdings verweist Möller zurecht darauf, dass der Bebauungsplan für das Gebiet noch erstellt werden muss und damit noch gar nicht sicher ist, ob die Gruppe überhaupt bauen darf. Schließlich widerspricht die bisher angestrebte Bebauungsdichte dem derzeit geltenden Recht, weshalb Klagen nicht ausgeschlossen sind. „Unsere Stiftung ist mit dem Plan, Geld zu sammeln und das Grundstück selbst zu kaufen, zwar gescheitert“, sagt Möller. Man wolle sich aber weiter für den Park engagieren und im Falle eines Falles eine Klage finanziell unterstützen.
Auch die Bürgerwerkstatt Mauerpark Fertigstellen kennt die Groth-Gruppe bislang eher als „Bauträger aus dem Luxusbereich“, wie Sprecher Rainer Krüger sagt. Die Ansage, dort auch günstigen Wohnraum schaffen zu wollen, bewertet er aber erstmal positiv. Nun werde die Werkstatt den Kontakt suchen in der Hoffnung, sich in die weiteren Planungen einbringen zu können, meint Kürger. „Wir wollen dafür kämpfen, dass die Bebauung im Norden so verträglich wie möglich abläuft.“
Runder Tisch für Anwohner und Projektentwickler
Klaus Groth signalisiert durchaus Gesprächsbereitschaft mit den Bürgern. „Wir werden den Kontakt suchen und möchten sie gerne an einen Runden Tisch einladen“, sagt er. Ob man dann allerdings in allen Punkten einig werde, müsse man sehen.
Die Arbeit der Bürgerwerkstatt an der Gestaltung der neuen Parkfläche im Süden geht derweil definitiv weiter: Auf eine offene Info-Veranstaltung Ende Januar, zu der auch Nicht-Mitglieder eingeladen sind, folgen ab Februar konkrete Planungstreffen. Laut Krüger will man sich dabei gleich um die große Parkfläche von fünf Hektar kümmern – obwohl die aktuelle Erweiterung erstmal nur zwei Hektar beträgt.
Auch wenn der Spatenstich zur Erweiterung bereits im Dezember fiel, zeigt sich der Park derzeit noch in seiner alten Größe. Erst im Sommer will man den Zugang an der Weddinger Lortzingstraße öffnen und damit die besagten zwei Hektar Parkfläche erschließen. Vorher muss aber noch geklärt werden, wie sich die Nutzung als Park mit der Gewerbestraße vereinbaren lässt, die derzeit noch quer durch das Gebiet läuft.
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