Geschichte wird gemacht

von Juliane Schader 20. November 2012

Im Ballhaus Ost geht die Welt unter – wenn vorher genung gespendet wird. In der Zionskirche wird an die Stasi-Razzia bei der Opposition vor 25 Jahren erinnert. Und Supalife macht eine Ausstellung.

Dass der Weltuntergang nahe ist, wissen wir ja schon lange. Zum einen ist da die Sache mit dem Maya-Kalender, und zum anderen sorgt der tägliche Blick in die Tagesschau nicht gerade dafür, etwas anderes zu glauben. Doch wie haben wir uns das genau vorzustellen, so einen Weltuntergang?

Im Jahr 1927 hat sich Kurt Schwitters dazu schon mal ein paar Gedanken dazu gemacht und es entsprechend dramatisch in ein Opernlibretto mit dem Titel „Der Zusammenstoß“ verpackt: Die Erde kollidiert mit einem grünen Planeten, schön ist das nicht. Über 60 Personen hat Schwitters in seinem Werk auftreten lassen. Auf der Bühne des Ballhaus Ost, wo „Zusammenstoß“ am Mittwoch Premiere feiert, sind davon noch sechs übrig geblieben. Vor einem Monat hat die Truppe noch versucht, Spenden für Bühnenbild und Kostüme zu sammeln. Von den benötigten 750 Euro waren bis kurz vor der Premiere nur 60 eingegangen. Das Stück soll aber trotzdem stattfinden. Wer achtet auch schon auf Äußerlichkeiten, wenn die Welt untergeht?

„Zusammenstoß“. Groteske Oper für den Weltuntergang nach Kurt Schwitters, Premiere am 21. November um 20 Uhr, weitere Vorstellungen am 24. und 25. November sowie am 19., 20. und 21. Dezember, jeweils 20 Uhr, Ballhaus Ost, Pappelallee 15, Karten kosten 14,50, ermäßigt 9 Euro.

 

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Eigentlich hatte die Staatssicherheit sich das alles anders vorgestellt, das zeigt schon der Name „Aktion Falle“. Dahinter verbarg sich die Stürmung der Umweltbibliothek in der Zionskirche in der Nacht zum 25. November vor 25 Jahren, bei der die Stasi nicht nur erstmals seit den 1950er Jahren offiziell in Kirchenräume eindrang, sondern auch sieben Oppositionelle festnahm. Doch statt mit dieser Aktion die Friedens- und Umweltbewegung und ihr Zentrum in der Zionskirche endgültig in die Falle zu locken, stellte sich der Übergriff im Nachhinein als eine Art PR-Coup für die Oppositionellen heraus: Die westdeutsche Medien berichteten intensiv und machten damit die Aktivitäten der Umweltbibliothek erst richtig bekannt. Der Rest ist Geschichte.

Mit einem Kiezspaziergang und Gesprächen mit Zeitzeugen erinnert am Samstag eine Veranstaltung der Stasi-Unterlagen-Behörde und der Robert-Havemann-Gesellschaft an die Razzia vor 25 Jahren. Das genaue Programm findet sich hier.

„25 Jahre Razzia in der Umweltbibliothek“, Samstag, 24. November, 14 bis 18.30 Uhr, Zionskirche, Zionskirchstraße 32, Eintritt frei.

 

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Wer sich für Grafik, Illustration oder Urban Art interessiert, der findet immer neue Kunstwerke im Supalife Kiosk in der Raumerstraße. Vor acht Jahren wurde Supalife als Plattform für Künstler gegründet, die ihr Werk in dem kleinen Laden auch gleich verkaufen können. Als „Supalife Forever Show“ sind aktuelle Siebdruckarbeiten und Schätze aus der Kollektion noch bis zum 8. Dezember im Neurotitan im Haus Schwarzenberg zu sehen. Das liegt zwar in der Rosenthaler Straße in Mitte, ist aber trotzdem einen Besuch wert.

„Supalife Forever Show“, noch bis zum 8. Dezember, Montag bis Samstag 12 bis 20 Uhr, Sonntag 14 bis 19 Uhr, Neurotitan im Haus Schwarzenberg, Rosenthaler Strasse 39, Eintritt frei. 

 

 

 

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