Die Schönhauser Allee vergrault ihre kleinen Geschäfte. Die Gentrifizierung frisst ihre Kinder, könnte man meinen. Doch statt Prada-Filialen folgt erstmal nur der Leerstand. Das ist ein Problem.
Begeben wir uns doch kurz in den Urschleim des Prozesses, den wir Gentrifzierung nennen, und der mittlerweile zur Allgemeinbildung jedes Berliners gehört: Alles beginnt damit, dass Studenten und Künstler in ein bislang benachteiligten Stadtgebiet ziehen, in dem die Mieten noch günstig und das Wohnumfeld nur mäßig attraktiv ist. Doch das ändert sich, sobald die ersten Kneipen, Cafés und Clubs aufmachen, eine Szene entsteht, die weitere Leute anlockt, die… Sie kennen das.
Doch was passiert eigentlich, wenn alles so weit veredelt und aufgewertet ist, dass besagte Clubs und Kneipen, mit denen alles begann, sich nicht mehr halten können? In Prenzlauer Berg wird diese Frage nun beantwortet werden müssen.
Auch Geschäfte können verdrängt werden
Denn der Prozess der steigenden Mieten auch für Gewerbetreibende ist nicht nur an der Schönhauser Allee ein Problem. Auch in den Nebenstraßen klagen kleine Unternehmer, dass sie sich mit dem Verkauf von Kaffee und Postkarten bald nicht mehr finanzieren können. Die Gentrifizierung frisst ihre Kinder, könnte man sagen. Doch was kommt dann?
An der Schönhauser Allee ist diese Frage mit „Erstmal gar nichts“ zu beantworten. Auch wenn Politik, Einzelhandelsverband und Makler alle betonen, dass es der Straße bestens gehe: Die Leerstände kann man sehen. Bezahlen können die geforderten Preise nur große Unternehmen, die jedoch mit ihren Filialen oft schon in den Schönhauser Allee Arcaden vertreten sind.
Eine klassische Lose-Lose-Situation
Was die Vermieter auch bald merken und ihre Mieten wieder senken werden, könnte man argumentieren. Doch die Übergangsphase tut keinem gut: Weder den Unternehmen wie dem Café Nährreich oder dem Männergift, die ihren Laden schließen müssen. Der Straße nicht, die derzeit sichtlich Attraktivität einbüßt. Und auch den Eigentümern nicht, die derzeit keine Miete einnehmen und gleichzeitig eine Abwertung des Standortes befördern. In den Magistralen anderer Bezirke, die nicht gerade die Steglitzer Schlossstraße sind, kämpft man gegen Spielhallen und Wettbüros. In der Schönhauser Allee war das bislang nicht nötig. Doch wer die Kleinen vertreibt und die Großen nicht bekommt, auf den wartet vielleicht das gleiche Schicksal.
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