„Das Stadtbad hat sehr gelitten“

von Juliane Schader 4. September 2012

Anfang 2013 startet die Sanierung des Stadtbads Oderberger Straße. Architektin Britt Eckelmann über gekachelte Hotelzimmer, moderne Technik in alten Gemäuern und Sprachunterricht im Wannenbad.

Britt Eckelmann ist Architektin beim Büro cpm architekten, nach dessen Plänen nun das Stadtbad Oderberger Straße saniert wird. Ende 2011 wurde das Bad von den Besitzern des GLS Sprachenzentrums erworben und soll nun in einen Hotelkomplex für Sprachschüler umgewandelt werden.

 

Frau Eckelmann, wie geht es dem Stadtbad gerade?

Das Haus hat in den vergangenen Jahren sehr gelitten. Die Stiftung Denkmalschutz Berlin hat es intensiv genutzt, aber wenig für die Erhaltung getan. Dadurch, dass das Bad für die Veranstaltungen immer wieder mit Heißluftgeräten hochgeheizt wurde und dann abkühlte, wurde Feuchtigkeit ins Gebäude gezogen. Zudem war das es voller Unrat – offenbar hat der ganze Kiez dort seinen Sperrmüll entsorgt. Die vergangenen Monate wurden genutzt, erstmal aufzuräumen, damit wir überhaupt mit dem Bauen beginnen können, sobald die Genehmigungen vorliegen.

 

Wie ist da der Stand der Dinge?

Im Februar 2012 haben wir den Auftrag für die Sanierung des Stadtbades bekommen. Vor kurzem haben wir die Baugenehmigungsplanung fertig gestellt, der detaillierte Abstimmungen mit dem Bezirksamt, dem Denkmalschutz und der Sanierungsbehörde vorausgegangen sind. Nun wissen wir, was wir machen können, und dass dies konsensfähig ist. Aktuell arbeiten vier Architekten von uns an der Ausführungsplanung. Parallel erfolgen die Ausschreibungen. Ich rechne mit einem Baubeginn im Januar nächsten Jahres. Mitte 2014 wollen wir dann fertig sein. 

 

Was wird im Stadtbad verändert?

Das Kernstück bleibt: In das Schwimmbecken kommt wieder Wasser. Im Erdgeschoss werden an der Seite Richtung Oderberger Straße Verwaltungsräume eingerichtet. An den anderen Seiten werden die ehemaligen Wannenbäder in Hotelzimmer umgewandelt. Vom Untergeschoss bis in den zweiten Stock sollen etwa 70 bis 80 Zimmer entstehen, 16 bis 20 Quadratmeter groß; wo es die Raumhöhe hergibt, wird eine zweite Ebene eingezogen. Im Kesselhaus soll ein Bistro mit Außen-Terrasse eröffnen. Zudem planen wir eine Tiefgarage mit 40 Stellplätzen und einer Zufahrt von der Oderberger Straße aus.

 

Eine Tiefgarage? Frau Jaeschke hatte ihr Projekt damit beworben, dass eben kein zusätzlicher Verkehr entstehe, da die meisten ihrer Hotelgäste mit dem Flugzeug anreisten.

Das stimmt. Die Parkplätze sind eher für Badegäste und Mitarbeiter gedacht als für die Hotelgäste. Das zusätzliche Verkehrsaufkommen, auch die Belieferung mit LKWs, wurde ausführlich mit den zuständigen Ämtern abgestimmt und entsprechende Schallschutzgutachten erstellt.

 

In der Vergangenheit ist die Sanierung des Stadtbades vor allem an der Forderung gescheitert, wieder Wasser ins Schwimmbecken zu bringen. Wie soll das nun gelingen?

Das ist tatsächlich eine große bauphysikalische Herausforderung: altes Gemäuer, moderne Schwimmbadtechnik und Aufenthaltsräume Tür an Tür. Wir haben im Grundriss entsprechende Trennungen und Schleusen vorgesehen und mit IB Rahn einen renommierten Fachplaner für die Detailplanung dieser Übergänge beauftragt.

Das Schwimmbecken wird nach historischem Vorbild mit grünlichen Fliesen ausgelegt. Zudem schaffen wir ein den aktuellen Hygieneanforderungen entsprechenden Überlauf unter den historischen Granitplatten am Beckenrand. Der Kassenbereich bleibt an Ort und Stelle, die Umkleidekabinen kommen ins Untergeschoss.

 

Die Stiftung Denkmalschutz Berlin hat immer wieder betont, dass man das Stadtbad nicht wieder als Bad in Betrieb nehmen könne, da das alte Gemäuer rein klimatisch ein Schwimmbecken nicht vertrüge. Wie sehen Sie das?

Es ist eine schwierige Aufgabe und die Lösung kostenintensiv, das Schwimmbecken wieder in Betrieb zu nehmen, aber es ist erklärtes Ziel der Bauherren und es wird gelingen.

 

Sie sprachen von einer intensiven Zusammenarbeit mit den Behörden. Wie hat das geklappt?

Die Zusammenarbeit war außergewöhnlich gut. Nachdem die Zukunft des Bades so lange ungeklärt war, will das Amt den Beschluss der Bezirksverordneten jetzt auch schnell umgesetzt sehen. Einmal im Monat haben wir uns in einer großen Runde mit allen Fachbehörden unter Leitung des Bezirksstadtrates getroffen und die aktuellen Interessenskonflikte diskutiert.

 

Wo gab es den größten Gesprächsbedarf?

Das Stadtbad ist ein Einzeldenkmal und in der Landesliste erfasst. Da gab es auf zwei Ebenen intensiven Abstimmungsbedarf. Diskutiert wurde etwa, wie viele der historischen Wannenbäder erhalten bleiben sollen und ob die Außenhülle des Stadtbads verändert werden darf. Auch Fahrstuhldurchbrüche waren ein großes Thema.

 

Wie haben sie sich da geeinigt?

Von den historischen 200 Wannen- und Duschbäder werden wir circa zehn erhalten, wenn auch nicht alle in der ursprünglichen Kleinteiligkeit. Genutzt werden sollen sie als Räume für Sprachunterricht. Bei den anderen Bädern, die wir zu Unterkünften umwandeln, achten wird darauf, dass möglichst viele der gekachelten Original-Wände stehen bleiben. Die Fenster werden, ja nach Zustand, ausgetauscht oder saniert. Beim Dach müssen wir aus Gründen des Denkmalschutzes die intensive Dämmung innenliegend anbringen.

 

Und was passiert mit dem Schornstein, der Mitte der 1980er Jahre auf dem Gelände des Stadtbads errichtet wurde und aufgrund seines Gewichts dafür verantwortlich war, dass das Schwimmbecken Risse bekam und geschlossen werden musste?

Der Abriss des Schornsteins kommt. Vier Anträge mussten wir allein dafür stellen: Erhaltungs-, Sanierungs-, Denkmal- und Baurecht waren betroffen. Doch nun liegen alle Genehmigungen vor.

 

Mehr Informationen zum Thema Stadtbad Oderberger Straße gibt es in unserem Dossier.

 

 

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