Baustelle #20

von Jörg Oberwittler 22. August 2012

Und was machst Du so? In unserer Interview-Reihe schauen wir den Arbeitern der Gegenwart kurz über die Schulter. Heute dem Vorleser Paul Sonderegger.

Woran arbeiten Sie gerade?

Wir planen gerade einen ungarischen Abend für November mit ungarischer Literatur, Musik und Essen. Beispielsweise Texte von George Tabori. Und dann haben wir bald im Programm „Judiths Liebe“ von Meir Schalev, ein wunderbarer Liebesroman, in dem es auch viel ums Essen geht. Das Prinzip von eßkultur ist die schöne Verbindung von Literatur und Essen, die aufeinander abgestimmt ist.

 

Und für wen machen Sie das?

Wir machen das für alle, die Lust haben, sich Geschichten vorlesen zu lassen, gerne essen und in die Kultur der verschiedenen Länder eintauchen. Es gibt immer ein viergängiges Menü und jeweils dazwischen lese ich mindestens vier längere Passagen. Nach so einem Abend ist man dann mit allen Sinnen gesättigt.

 

Wann soll es fertig sein?

Das Projekt eßkultur gibt es seit 14 Jahren. Wir – die Gründerin und Leiterin Birgitt Claus, ihr Team und ich – erfinden immer wieder neue Programme. Es wird daher hoffentlich nie fertig sein. Wir steigern uns von Mahl zu Mahl, haben ganze Serien von Veranstaltungen, allen voran „In 80 Tagen um die Welt“, der berühmte Roman von Jules Verne. Das machen wir jedes Jahr ab Januar in den Museen Dahlem. Acht Samstagnachmittage – nicht nur im Restaurant, sondern wirklich in den Abteilungen des Museums. Sie zeigen die Länder, in denen die Geschichte auch spielt. Außerdem machen wir mittlerweile richtige Reisen, zum Beispiel eine Fontane-Fahrrad-Tour an den Stechlin und Reisen nach Italien. Die nächste geht vom 1. bis 8. Oktober in die Toskana.

 

Irgendwelche Schwierigkeiten?

(lacht) Wir haben sämtliche Schwierigkeiten längst hinter uns gelassen. Die Zeiten, als da nur acht Leute saßen, sind vorbei. Wir sind immer gut besucht. Es kommen in der Regel bis zu 70 Leute.

 

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn es fertig ist?

Ich bin immer wahnsinnig glücklich, dass ich selbst mitessen kann, weil es so lecker schmeckt. Und auch so originell. Es gibt immer das Essen, das im Buch vorkommt, also oft was ganz Exotisches. Und als Schauspieler freue ich mich immer, wenn ich beim Publikum mit dem Programm einen Funken zünden und Begeisterung auslösen kann. Dann hat sich das Projekt für mich erfüllt. Und meistens gelingt das sehr gut.

 

KURZBIOGRAPHIE: Paul Sonderegger, Jahrgang 68, ist am Bodensee in Österreich aufgewachsen. Nach Diplomstudien in Musikwissenschaft, Theaterwissenschaft und Kirchenmusik in Wien absolvierte er seine Ausbildung zum Schauspieler an der Schauspielschule des Wiener Volkstheaters. In Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern bekam er am Landestheater Mecklenburg sein erstes Engagement als Schauspieler. Hierüber ergaben sich Kontakte nach Berlin, wo er nun seit 15 Jahren lebt. 14 Jahre davon in Prenzlauer Berg. In Berlin hat er unter anderem an der Komischen Oper und am Gripstheater gespielt. Seit vielen Jahren ist er Sprecher im rbb-Kulturradio und Vorleser bei der Veranstaltungsreihe eßkultur. Überdies stellt er eigene Theaterstücke zusammen und arbeitet als Regisseur. Regelmäßig inszeniert er am Theater Naumburg.

 

 

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