Cannabis

Let it grow

von Julia Schmitz 19. Juni 2023

Die Bundesregierung plant eine temporäre Legalisierung von Cannabis. Die Pankower Linksfraktion fordert nun, dass Pankow Modellregion wird – und das Kraut selbst anbaut.


Wann habt ihr das letzte Mal einen Joint geraucht? Eine provokante Frage, die aber nicht so weit hergeholt ist: Laut einer Umfrage unter 18- bis 62-Jährigen gaben knapp neun Prozent an, in den vergangenen zwölf Monaten Cannabis konsumiert zu haben. Bisher waren Erwerb und Gebrauch der Pflanze illegal, doch das ändert sich demnächst: Anfang April stellte die Bundesregierung die Eckpunkte zu ihrem Modellversuch der Cannabis-Legalisierung vor. Erwachsene ab 18 Jahren sollen Cannabis zunächst für fünf Jahre in bestimmten Mengen und in entsprechenden Geschäften erwerben oder zu nicht-gewinnorientierten Zwecken selbst anbauen dürfen.

„Der bisherige restriktive Umgang in Deutschland mit Cannabis ist gescheitert. Das Verbot von Cannabis kriminalisiert unzählige Menschen, drängt sie in kriminelle Strukturen und bindet immense Ressourcen bei den Strafverfolgungsbehörden. Es ist Zeit für einen neuen Ansatz, der mehr Eigenverantwortung zulässt, den Schwarzmarkt zurückdrängt und Polizei und Staatsanwaltschaften entlastet. Wir trauen den Menschen mehr zu – ohne dabei die Gefahren, die vom Cannabiskonsum ausgehen können, zu verharmlosen“, sagte Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP).

 

Mehr Prävention und Jugendschutz

Am Mittwoch beantragte die Pankower Linksfraktion nun, den Bezirk zu einer Modellregion für Cannabis zu machen. Konkret bedeutet das: Er soll sich dafür einsetzen, entsprechende Verkaufsstellen zu etablieren und das Kraut sogar selbst anzubauen. „Ausreichend Flächen dafür gäbe es in Pankow“, sagte die Bezirksverordnete Susanne Kühne (Linke), die den Antrag vorstellte. Die Legalisierung soll vor allem dazu beitragen, das Cannabis, was derzeit nur unter der Hand von Drogendealer*innen verkauft wird, besser im Blick zu haben.

Stichproben hatten ergeben, dass ein Großteil des verkauften Stoffs stark verunreinigt ist – die gefundenen Inhaltsstoffe reichten von Glas, Talkum, Gewürzen über Blei, Phosphor bis hin zu Dünger und Schimmel. „Bestandteile, die gesundheitliche Risiken bergen und sogar zum Tod führen können“, so Kühne. Auch soll dem Schwarzmarkt, der neben Hamburg in Berlin besonders floriert, Einhalt geboten werden. Außerdem steht dahinter der Gedanke, die Aufklärungs- und Präventionsarbeit bei Jugendlichen voranzutreiben. „Im Durchschnitt kommen Kinder und Jugendliche in Berlin mit 14,5 Jahren das erste Mal in Kontakt mit Drogen. Und das ist ja nur der Durchschnitt – bei vielen geht es noch früher los“, sagte die Verordnete.

Die Nachbarbezirke Lichtenberg und Friedrichshain-Kreuzberg haben vor kurzem bereits die Modellregion beschlossen, Pankow hat den Antrag erstmal zur weiteren Diskussion in die Ausschüsse verschoben.

 

Titelbild: Shelby Ireland / Unsplash

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