In Pankow fehlt es an Schulplätzen, zahlreiche Schulgebäude verfallen. Der neue Schulstadtrat Jörn Pasternack (CDU) erklärt im Interview, wie er die Probleme lösen möchte.
Sie sind jetzt seit Anfang Mai Stadtrat für Schule, Sport und Facility Management. Wie verliefen Ihre ersten Wochen?
Die ersten Wochen im neuen Amt waren von Orientierung, Organisation und Wissenstransfer bestimmt. Auch wenn hier ein riesiger Berg an Aufgaben und große Hürden auf mich warten, so freue ich mich auf die kommenden drei Jahre, in denen ich viel bewegen möchte, um Pankows Schulen und Sportflächen nach vorne zu bringen.
Auch in der Projektvereinbarung zwischen CDU, Grünen und FDP nimmt insbesondere das Thema Schule einen Schwerpunkt ein. Können Sie Ihre Vorhaben genauer erläutern?
Meine Ziele sind so simpel wie wichtig: Es sollen so viele Schulplätze geschaffen werden, wie es nur irgend geht. Neben der Schule an der Elisabeth Aue, der Schule am Pankower Tor oder der Greifswalder Straße werde ich alles, was möglich ist, an Schulneubauten umsetzen. Erreichen möchte ich das durch einen engen Austausch und in Kooperation mit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Des Weiteren gilt es sich mehr Zeit aus den Rippen zu schneiden, um die verschiedenen anderen Problemlagen an unseren Schulen zu bearbeiten und gleichzeitig Projekte voranzutreiben.
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Zu den größten Projekten Ihrer Vorgängerin Dominique Krössin gehörte neben den fehlenden Schulplätzen auch der Kampf gegen marode Schulgebäude. Wie geht es damit weiter?
Mit der Inbetriebnahme der zwei Schuldrehscheiben im Bezirk im Sommer dieses Jahres werden erste Bausteine für eine zügige Sanierung der Schulen in Pankow gesetzt sein. Mein Augenmerk wird hierbei auf einer kontinuierlichen finanziellen Absicherung der Sanierungsmaßnahmen liegen, um dem Begriff „Drehscheibe“ gerecht zu werden. Sanierungsmaßnahmen schaffen in Pankow in der Regel auch neue Schulplätze, darum ist mir besonders wichtig, dass es hier schnell vorangeht. Des Weiteren werden wir prüfen, wie das Umspannwerk in Wilhelmsruh, nachdem es die Schüler des Gymnasiums am Europasportpark für die Zeit der Sanierung aufgenommen hat, ebenfalls als Drehscheibe genutzt werden kann, um dem Sanierungsstau der Pankower Schulen effektiv zu begegnen.
Das dürfte aber nicht ausreichen. Vor fast einem Jahr haben zahlreiche Kinder im Bezirk Pankow beim Übergang von der Grundschule an ein Gymnasium keinen Schulplatz erhalten, andere mussten weite Wege auf sich nehmen. Erst nach einigem Hin und Her wurden weitere Plätze gefunden.
Grundlegend ist mit Rückblick auf das Schuljahr festzustellen, dass es seitens des Schul- und Sportamtes geschafft wurde insgesamt weiteren 1.000 Schülern und Schülerinnen einen Schulplatz anzubieten und dies im Bestand. Darüber hinaus wurde mit dem Bau zweier modularer temporärer Schulbauten (LOG) zur Erweiterung der Grundschulkapazitäten begonnen und drei weitere LOG Standorte angemeldet. Des Weiteren wurde das neue Grundschulgebäude in der Karower Chaussee fertiggestellt. Nebenher laufen Prozesse wie Umzüge in die dann fertiggestellten Drehscheiben. Es bedarf außerdem der Baufeldfreimachung für zwei weitere Typensporthallen, die Organisation des Baubeginns der Gustav-Eiffel-Schule sowie der Abriss der alten Sporthalle und die Organisation von drei neuen Grundschulen mit Umzügen von bestehenden Schulgemeinschaften. Diese Aufzählung ist natürlich nicht abschließend.
Wie sieht es in diesem Jahr für die Schüler*innen aus? Gibt es zu diesem Zeitpunkt für alle Kinder genügend Schulplätze?
Auch in diesem Jahr wird es unumgänglich sein, dass wir Schüler in anderen Bezirken in Schulen unterbringen müssen: Entweder wegen der Raumkapazitäten, die bis an die Grenzen der gesetzlich zulässigen ausgereizt wurden, oder im Bereich der begrenzten Kapazitäten der Lehrkräfte ist ein Ende der Fahnenstange im Bestand erreicht. Vielleicht gelingt uns es noch, eine oder zwei weitere Klassen zu eröffnen, jedoch hilft dies auch nichts, wenn die Lehrkräfte nicht zur Verfügung stehen. Ziel kann es für uns im Schul- und Sportamt sein, weitere Schulplätze in Form von neuen Schulen zur Verfügung zu stellen und darauf zu setzen, dass Senatsverwaltung die nötigen Lehrkräfte akquirieren kann. Auch Schulen in freier Trägerschaft leisten einen wichtigen Beitrag. Was ich jedoch nicht will, ist die „Käfighaltung“ zu perfektionieren. Schüler brauchen Platz zum Lernen und eine entsprechende Klassengröße, um adäquat unterrichtet zu werden. Keinem Elternteil ist Genüge getan, wenn sein Kind doch einen Schulplatz in im Bezirk bekommen hat, jedoch nicht entsprechend unterrichtet werden kann.
Was wollen Sie in Ihrer Amtszeit auf jeden Fall erreicht haben?
So viel wie nur irgendwie möglich. Die Sanierung von Schulen, die Schaffung neuer Schulplätze, vor allem an Oberschulen – das sind Mammutaufgaben, vor denen wir stehen. Daher ist es natürlich das Ziel, die oben genannten Schulprojekte am besten noch in dieser Wahlperiode an den Start zu bringen – beziehungsweise zumindest mit dem Bau zu beginnen. Mir geht es aber vor allem darum, jeden Tag alles dafür zu tun, dass Pankower Schüler in vernünftigen Klassengrößen unterrichtet werden können und niemand mehr durch die halbe Stadt fahren muss, um zur Schule zu gehen.
Titelfoto: Julia Schmitz