Spitzenreiter im Fahrraddiebstahl, Sport im Freien und Sperrmüll: Die Nachrichten für euch aus Prenzlauer Berg, jetzt im letzten Newsletter vor der Osterpause zum Nachlesen.
Die Zeiten, in denen die Häuser in Prenzlauer Berg von Einschusslöchern aus dem Krieg geprägt und die Mieten gering waren, sind lange vorbei. Eine Welle der Gentrifizierung schwappte vor ein paar Jahren durch die Kieze und spülte zahlreiche Menschen an den Stadtrand. Jetzt könnten erneut zahlreiche finanziell schwächer gestellte Menschen verdrängt werden: In diesem und im nächsten Jahr läuft in Pankow die Sozialbindung für rund 1.300 Wohnungen aus. Im Rahmen der Sanierungen nach der Wende hatte das Stadterneuerungsprogramm Eigentümer*innen ermöglicht, die kaputten Häuser zu sanieren und gleichzeitig die Mieten niedrig zu halten. Was das Ende der Zuschüsse für Prenzlauer Berg bedeutet und wie Anwohner*innen damit umgehen, habe ich recherchiert für unseren
Text der Woche
- In den kommenden Monaten läuft die Sozialbindung für knapp 1.300 Wohnungen in Pankow aus, Prenzlauer Berg ist besonders betroffen.
Kiezfoto der Woche
Er habe sich sehr über den Text zum Leierkastenmann gefreut, schreibt uns Leser Dominik Brünner. Bei einem Aufenthalt in Coyoacán in Mexiko-Stadt hatte er nämlich eine Drehorgel gesehen, die von der Familie Bacigalupo auf der Schönhauser Allee angefertigt wurde – dem Ort, wo auch Horst Bölsdorf jede Woche kurbelt.
Aus dem Bezirk
Diebstahl: Pankow gehört zu den Spitzenreitern – aber in einem weniger schönen Bereich: 3.812 Fahrräder wurden im vergangenen Jahr hier geklaut, wie eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Vasili Franco ergab. Hotspots waren die Gegend um den Teutoburger Platz und den Falkplatz im Mauerpark. Damit liegt der Bezirk hinter Friedrichshain-Kreuzberg (3.972) und Mitte (4.399) auf dem dritten Platz im Berlin-Ranking. Die Chancen, den verlorenen Drahtesel zurückzubekommen, stehen eher schlecht: Nur in 3,9 Prozent der Fälle kann die Polizei den Diebstahl aufklären, heißt es. Insgesamt wurden in Berlin 2022 26.833 Fahrräder als gestohlen gemeldet, dadurch entstand ein Schaden von rund 29,3 Millionen Euro. Immer mehr Fahrradfahrer*innen lassen ihr Gefährt deshalb vorbeugend polizeilich kennzeichnen – und haben im Falle des Diebstahls größere Hoffnung, es wiederzufinden.
S-Bahnhof: Wie barrierefrei ist eigentlich der S-Bahnhof an der Storkower Straße? Seit 1997 gibt es einen Aufzug, der Fahrgäste vom Gleis auf die Storkower Straße bringt, ein weiterer führt zur Hermann-Blankenstein-Straße. Doch gerade bei letzterem gibt es immer wieder Probleme: 41 Mal mussten Mitarbeiter*innen im vergangenen Jahr Störungen beheben, obwohl der Fahrstuhl alle zwei Monate gewartet wird. Die Anlagen selbst seien in gutem Zustand, technische Probleme gebe es selten, antwortet die Senatsverwaltung auf die Anfrage von Danny Freymark und Martin Pätzold (CDU). Der Grund für die Ausfälle sei in den meisten Fällen Vandalismus – doch dieser könne aufgrund „fehlender sozialer Kontrolle“ nicht wirksam unterbunden werden.
Veranstaltungen: Bereits zum dritten Mal schreibt die Senatsverwaltung für Kultur das Programm „Draussenstadt“ aus: Mit 1,2 Millionen Euro fördert sie Veranstaltungen, die zwischen Juni und Dezember 2023 im Freien stattfinden. Ab sofort und noch bis zum 23. April läuft die Bewerbungsphase, bis zu 25.000 Euro brutto können Organisator*innen beantragen. Voraussetzung ist, dass es sich dabei um genehmigungsfähige, nicht-profitorientierte Konzepte für Kulturveranstaltungen im öffentlich zugänglichen Berliner Stadtraum handelt; die Teilnahme muss für Besucher*innen überdies kostenlos sein. Welche Projekte der Senat fördert, gibt die Jury im Mai bekannt. Alle Informationen zur Bewerbung findet ihr hier.
Sport: Auch körperliche Bewegungen an der frischen Luft sind in Pankow gefragt: Ab April bietet der Qualitätsverbund Netzwerk im Alter Pankow e.V. (QVNIA e.V.) wieder kostenfreie Sportangebote für Menschen über 65 Jahren in Berliner Parks an. Wer mitmachen will, kann jeden Donnerstag um 14 Uhr in den Volkspark Prenzlauer Berg kommen, Treffpunkt ist am Eingang Hohenschönhauser Straße / Haltestelle Judith-Auer-Straße. Das Programm dauert 90 Minuten, eine vorherige telefonische Anmeldung beim Verein ist nötig und donnerstags von 11 bis 16 Uhr unter 030 47 48 87 71 möglich. Hier gibt es weitere Details zum Angebot.
Ferienreisen: Der Sommer ist nicht weit entfernt, die ersten Urlaubspläne nehmen Gestalt an. Für Kinder und Jugendliche bietet das Jugendamt Pankow auch in diesem Jahr wieder zehn verschiedene Ferienreisen an, für die eine Anmeldung noch bis zum 31. Mai möglich ist. Auf dem Programm stehen unter anderem Ziele auf Norderney, in Schleswig-Holstein, Sachsen und Bayern. Das Anmeldeformular findet ihr auf der Seite des Jugendamtes.
Sperrmüll: Nachdem die BSR in den vergangenen Wochen zweimal gestreikt und in dem Zusammenhang auch den Recyclinghof an der Behmstraße geschlossen hat, kommt das Sperrmüllmobil nächste Woche in den Kiez: Am 6. April steht es am Park am Wasserturm in der Belforter Straße gegenüber Hausnummer 8 und zwar von 13 bis 17.30 Uhr. Wer klassischen Sperrmüll wie Möbel, Teppiche, Matratzen, Schrott, Hölzer aus dem Wohninnenbereich sowie Elektrogeräte und Alttextilien hat, kann sie dort abgeben. Nicht angenommen werden Bauabfälle, Gussbadewannen, Autoreifen, Batterien, Schadstoffe wie Öle, Lacke und Farben.
Tipps & Termine
- 1.4.: Zu viel, zu wenig: Wie finden wir in Prenzlauer Berg einen guten Umgang mit Wasser? Darum geht es am Samstag in der Heinrich-Böll-Bibliothek auf der Greifswalder Straße. Die Nachbarschaftsinitiative Grüner Carl e.V. aus der Wohnstadt Carl Legien lädt zu Lesung und Gespräch mit Sachbuchautorin und Aktivistin Ute Scheub und Grit Diesing von der Berliner Regenwasseragentur. Beginn ist um 13 Uhr, der Eintritt ist frei.
- 2.4.: Jochen Schmidt ist seit über 40 Jahren aktiv in der Friedensbibliothek/Antikriegsmuseum und leitet heute die Institution. Am Sonntag führt er im Kulturzentrum Sebastian Haffner an der Prenzlauer Allee durch die Ausstellung „einen gewaltigen Anstoß zum Handeln – 40 Jahre Friedensbibliothek/Antikriegsmuseum“. Treffpunkt ist um 11 Uhr im Hauptgebäude, Raum 108. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich.
- 7.-9.4.: Wie klingt Berlin bei Nacht? Das untersucht die Ausstellung „Berlin Noize“, die am Osterwochenende in der Galerie erstererster in der Pappelallee 69 stattfindet. Sie verbindet Tracks des elektronischen Musikproduzenten TRU. mit Fotografien, Videos und Texten des Künstlers _4.x zu einer Ästhetik des Rauschens. Geöffnet ist Freitag ab 17 Uhr, Samstag und Sonntag jeweils von 14 bis 22 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Das habt ihr vielleicht verpasst
- Er kam spät und eher zufällig zur Straßenmusik: Seit nunmehr 18 Jahren steht Horst Bölsdorf vor den Arcaden in der Schönhauser Allee und kurbelt stundenlang an seiner Drehorgel.
Zitat der Woche
„Die Einflussmöglichkeiten des Bezirkes sind da leider sehr begrenzt, deswegen macht mir die Entwicklung große Sorge“
sagt Bezirksstadträtin Rona Tietje (SPD) zum Auslaufen der Sozialbindungen. Ihrer Meinung nach müsste dem vor allem auf Bundesebene etwas entgegengesetzt werden.
Am nächsten Freitag – Karfreitag – erscheint kein Newsletter. Wir lesen uns, wenn ihr möchtet, am 14. April wieder. Ich wünsche euch schöne Ostertage!
Eure Julia Schmitz
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