Mauerpark

Prenzlauer Berg Newsletter #44 besucht Gott

von Julia Schmitz 4. Dezember 2022

Alles neu im Mauerpark, Streit um einen grünen Hinterhof und die Kohleofen-Hochburg Pankow: Die Neuigkeiten aus Prenzlauer Berg gibt es in unserem Newsletter zum Nachlesen.


Wasserhähne aus Gold, Proteste gegen Abtreibungen und sexueller Missbrauch von Kindern: Das sind nur drei von unzähligen Vorwürfen, mit denen sich die Katholische Kirche in den vergangenen Jahren konfrontiert sah. Etliche der Fälle vertuschte sie bewusst, Betroffene wurden nicht ernst genommen, Entschädigungszahlungen verweigert. Der Ruf der Kirche hat darunter stark gelitten. Fast 11.000 Berliner*innen traten allein im Jahr 2021 aus, wie das Erzbistum Berlin im Sommer bekanntgab. Für das Zentralkomitee der Katholischen Kirche (ZdK) war deshalb klar: Um wieder mehr Menschen für die Institution begeistern zu können, braucht es dringend mehr Lobbyarbeit. Weil sie dafür näher am politischen Geschehen der Hauptstadt sein wollen, verlegte das Komitee, in dem sich unter anderem Vertreter*innen der Diözesanräte und der katholischen Verbände zusammengetan haben, Anfang des Jahres seinen Sitz von Bonn nach Prenzlauer Berg. Aber was wollen die Mitglieder hier erreichen und sind die Ansichten der Katholischen Kirche noch zeitgemäß? Das hat meine Kollegin Katharina Angus gefragt für unseren

Text der Woche

Was sonst noch los war

Kiezfoto der Woche

Fahrrad

Seit Ende Oktober zählt ein Fahrradbarometer die Anzahl der Fahrräder, die täglich am Senefelder Platz in Richtung Norden fahren – aktuell sind es im Durchschnitt 4370 pro Tag.
Foto: Julia Schmitz

Aus dem Bezirk

Neubau: Wenn es darum geht, neue Häuser im Stadtteil zu bauen, lässt der Protest meistens nicht lange auf sich warten. Aktuell wehren sich Anwohner*innen der Pappelallee 18a gegen ein solches Projekt: In ihrem Hinterhof soll ein Wohnhaus mit fünf Geschossen entstehen. Die Mieter*innen befürchten die Verschattung ihrer Wohnungen – wie es auch die Bewohner*innen in der Dunckerstraße befürchteten –, auch der Blick auf den angrenzenden Friedhofspark sei ihnen dann verstellt. Hauptkritikpunkt ist jedoch ein anderer: „Die wilde Grünfläche zwischen Friedhofspark Pappelallee, Raumerstraße und Lychenerstraße, die in den letzten 70 Jahren fast unberührt entstehen konnte, und eine ungeheure Fülle von Tier und Pflanzenarten beherbergt, soll nun zerstört werden“, schreiben die Mieter*innen in einer Petition, die bereits 3.500 Menschen unterzeichnet haben. An dem Projekt, welches die Livelli Baugruppe geplant hat, wird das vermutlich nichts ändern. Das Bauvorhaben sei „nach planungsrechtlichen und bauordnungsrechtlichen Beurteilungsgrundlagen zulässig“, sagte Bezirksstadträtin Rona Tietje (SPD) der Berliner Morgenpost. Auch der Denkmalschutz stehe dem nicht entgegen. Ein Bauantrag liege dem Bezirk seit Mai dieses Jahres vor. Die Baugruppe, die sich „über weitere Mitstreiter*innen“ freut, spricht in ihrer Projektbeschreibung von einer bereits existierenden Baugenehmigung. Bis 2024 sollen die insgesamt elf Eigentumswohnungen mit einer Größe zwischen 65 und 150 Quadratmetern und einem Durchschnittspreis von 9.450 Euro pro Quadratmeter fertiggestellt sein.

Abschleppen: So manche*r Autofahrer*in nimmt es mit der Straßenverkehrsordnung nicht immer so genau: Das Ordnungsamt in Pankow hat deshalb alle Hände voll zu tun. Neben dem Ausstellen von Knöllchen müssen die Beamt*innen immer wieder die Umsetzung – neudeutsch: das Abschleppen – von Fahrzeugen veranlassen. Wie viele denn genau? Das wollten die beiden Linken-Abgeordneten Sebastian Schlüsselburg und Niklas Schrader von der Senatsverwaltung wissen. Die Zahlen sind dabei deutlich gestiegen: Waren es im Jahr 2020 noch 56.267 Umsetzungen im Stadtgebiet, sind es im noch laufenden Jahr bereits 62.442. Pankow liegt dabei mit 4.177 umgesetzten Autos in diesem Jahr im Mittelfeld – und insgesamt, bezogen auf die vergangenen drei Jahre, mit knapp 12.800 Umsetzungen weit hinter Spitzenreiter Mitte mit stattlichen 32.691 Umsetzungen. Zum Glück ist das aber kein Wettrennen – und Halteverbot bleibt Halteverbot.

Parkgebühren: Apropos Parken: Die Gebühren für das Abstellen von Kraftfahrzeugen erhöhen sich zum 1. Januar 2023 – zum ersten Mal seit zwanzig Jahren. Das hat der Senat diese Woche entschieden. Für jede Gebührenstufe, die vorher ein, zwei oder drei Euro betrug, fallen demnächst zwei, drei oder vier Euro pro Stunde an. Das Abstellen von Fahrrädern, Pedelecs, Lastenrädern, Leichtkrafträdern sowie Motorrädern auf Parkplätzen bleibt weiterhin kostenfrei; Carsharing-Autos, die am Handy-Parken teilnehmen, bekommen eine Ermäßigung.

Fahrradparkhaus: Steigen wir also um auf das Fahrrad: Das tun in Berlin immer mehr Menschen, um einen Teil ihres Arbeitsweges zurückzulegen. Deshalb steigt der Bedarf an sicheren Parkplätzen für die Drahtesel an den Bahnstationen – auch in Pankow. Eine Untersuchung hat ergeben, dass am S- und U-Bahnhof Pankow in den nächsten acht Jahren bis zu 800 neue Stellplätze benötigt werden, jetzt will der Bezirk diesen Bedarf decken. Derzeit prüfen Senatsverwaltung und infravelo deshalb in einer Machbarkeitsuntersuchung, ob diese auf der Westfläche des neuen Stadtquartiers „Pankower Tor“ entstehen können und ob die Einrichtung eines Fahrradparkhauses infrage kommt. Auch am Bahnhof Landsberger Alle wird derzeit eine solche Untersuchung durchgeführt, hier sollen auf lange Sicht 555 Abstellplätze für Fahrräder entstehen.

Kohleofen: „And now for something completely different“: Hattet ihr früher auch einen Kohleofen – oder habt sogar noch einen? Die Anzahl der wärmenden Kachelmonster in Berlin ist in den vergangenen Jahren ziemlich gesunken. Doch auch wenn der Senat nicht genau weiß, wie viele Menschen in Privatwohnungen noch Briketts schleppen müssen, kann er zur Situation in den landeseigenen Wohungsbaugesellschaften Auskunft geben: Demnach vermietet die Gesobau in Berlin noch 592 Wohnungen, die ausschließlich mit Kohle geheizt werden – und 396 davon liegen im Bezirk Pankow (siehe auch unser Interview mit Schornsteinfeger Hagen Baacke) In den anderen Bezirken sind es nur zwischen einer und 71 Wohnungen. Immerhin 107 der Pankower Öfen sollen laut Gesobau bis 2025 modernisiert werden.


Mauerpark
Neue Spielflächen, Bewässerungssysteme und Beleuchtung: In dieser Woche starten die Sanierungsmaßnahmen im Mauerpark, zunächst rund um das Birkenwäldchen und den Moritzhof.

Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt über heiße Sommertage zu sprechen, wirkt etwas seltsam. Doch die Folgen der Klimakrise sind auch in Prenzlauer Berg zu spüren: Die Rasenflächen des Mauerparks verwandelten sich in den vergangenen Monaten in eine vertrocknete Steppe. In Zukunft soll die Grünfläche deshalb ein modernes Bewässerungssystem bekommen – mit automatischen „Regenwächtern“, die das Wasser nur dann freigeben, wenn es gebraucht wird.

Es ist eine der Neuerungen, die der beliebte Park im Herzen von Prenzlauer Berg im Rahmen der umfassenden Sanierung bekommt. Der erste Bauabschnitt von ins gesamt drei Abschnitten beginnt in diesen Tagen und umfasst den nördlichen Zipfel vom Birkenwäldchen bis zur Kletterwand an den S-Bahngleisen. Auf den rund 12.000 Quadratmetern Fläche pflanzt die Grün Berlin GmbH, die für die Sanierung zuständig ist, unter anderem über 300 neue Heckenpflanzen und 2.100 Sträucher; auch 70 zusätzliche klimaresiliente Bäume sollen nach der Fertigstellung das Klima im Kiez verbessern.

Hier geht es zum vollständigen Text

v.l.n.r.: Pankows Bezirkstadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU), Staatssekretär für Verbraucherschutz Markus Kamrad, Staatssekretär für Bauen und Wohnen Christian Gaebler, Vorstandsvorsitzender der Grün Berlin Stiftung Christoph Schmidt / Foto: Julia Schmitz


Polizeimeldungen

  • Polizist außer Dienst: Ein Beamter der Berliner Polizei muss sich vermutlich disziplinarrechtlichen Konsequenzen stellen: Der Mann war in der Nacht zu Dienstag außer Dienst unterwegs und in einer Diskothek in der Schönhauser Allee mit Hausverbot belegt worden, nachdem es dort zuvor zu Streitigkeiten gekommen war. Der Beamte soll daraufhin zwei der Sicherheitskräfte bedroht haben, worauf diese die Polizei riefen. Ein Atemalkoholtest vor Ort ergab einen Wert von 2,5 Promille. Die Ermittlungen dauern noch an.
  • Raub mit Messer: Polizist*innen nahmen in der Nacht zu Sonntag in Prenzlauer Berg drei Jugendliche im Alter von 15, 16 und 17 Jahren fest. Sie sollen gegen 23 Uhr in der Neumannstraße in Pankow einen 15-Jährigen mit einem Messer bedroht und ihm dann Bankkarten, Powerbank und Kopfhörer entwendet haben. Über die Kopfhörer konnte der Jugendliche die Angreifer orten, die Polizei nahm sie kurz darauf fest und leitete Ermittlungen wegen schweren Raubes ein.
  • Körperverletzung: Am Samstag verletzte ein bisher Unbekannter einen 37-jährigen Mann derart schwer am Auge, dass dieser vermutlich sein Augenlicht verlieren wird. Der Streit zwischen den Beiden war gegen 15.10 Uhr in einer Bar in der Bernauer Straße ausgebrochen, die Männer hatten dort zuvor gemeinsam Fußball geschaut. Ein Test bei dem stark alkoholisierten Mann ergab 3,2 Promille. Rettungskräfte brachten den bewusstlosen Mann in ein Krankenhaus. Die Polizei ermittelt wegen schwerer Körperverletzung.

Tipps & Termine

  • ab 2.12.: Zum humorvollen Spiel mit den Geschlechterrollen werden die Märchen von Schneewittchen und Dornröschen in der Erwachsenenfassung des Hexenberg Ensembles. „Pink Grimm. Schneewittchen & The Sleeping Beauties“ feiert am 2.12. Premiere und läuft auch am 3., 7. und 10.12. Tickets gibt es für 16,50 Euro bzw. 13,50 Euro ermäßigt, Beginn ist jeweils um 22 Uhr.
  • 6.12.: Nachhaltig Reisen ist in aller Munde – aber wie geht das eigentlich? Die Reisejournalistin und Fotografin Cindy Ruch hat dazu das illustrierte Handbuch „Europa mit dem Zug“ geschrieben, welches sie am Dienstag ab 18 Uhr im Rahmen des Lebendigen Adventskalender im Bötzowkiez in der Buchhandlung Die Insel auf der Greifswalder Straße vorstellt. Glühwein gibt es auch, der Eintritt ist frei.
  • 8.12.: Die Nächte sind lang und dunkel – da können wir dringend etwas Licht benötigen: Am Donnerstag eröffnet artspring berlin die zweite Ausgabe des Lichtkunstfest im Pavillon am Milchhof in der Schwedter Straße 232. Los geht es um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.

Das habt ihr vielleicht verpasst

Zitat der Woche

Wir handeln im ersten Impuls immer nach tiefer innerer Überzeugung, die das Leben Jesu, wie es uns aus der Bibel überliefert ist, zum Vorbild hat. In der komplexen Gegenwart von Politik und Gesellschaft erleben wir aber kollidierende Rechte und widerstreitende Positionen

sagt Britta Baas, Pressesprecherin des Zentralkomitees der Katholiken über ihre Arbeit.

Was Jesus wohl zu dem Verhalten der Katholischen Kirche sagen würde, käme er zu Besuch? Und damit zurück auf den Boden der Tatsachen: Ich verabschiede mich für heute, wir lesen uns nächste Woche wieder!

Eure Julia Schmitz

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