Wie engagieren sich Anwohner*innen im Bezirk? Was passiert mit der Fahrradstraße Stargarder Straße? Und warum führen Graffitis zu Konflikten? Die Nachrichten der Woche gibt es im Newsletter.
Die Hilfsbereitschaft für aus der Ukraine geflüchtete Menschen ist groß – auch in Prenzlauer Berg. Verena Wirwohl hat nicht lange darüber nachgedacht, als ihr eine Freundin ein Foto von zwei Frauen schickte, die eine Unterkunft in Berlin suchten. Sie sagte sofort zu und nahm Mutter und Tochter mit ihren Hunden bei sich auf. Welche Erfahrungen sie damit gemacht hat, hat sie meiner Kollegin Julia Schmitz erzählt für den
Text der Woche
- Hilfe: Anfang März hat Verena Wirwohl zwei ukrainische Frauen und vier Möpse in ihrer Wohnung aufgenommen. Wie funktioniert Zusammenleben, wenn man keine gemeinsame Sprache spricht?
Was sonst noch los war
- Rezension: Ein Videothekenbesitzer vom Helmholtzplatz wird plötzlich zum Star der Presse: Maxim Leo hat mit „Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße“ einen amüsanten Roman über den Umgang mit der DDR-Vergangenheit geschrieben.
Kiezfoto der Woche
Aus dem Bezirk
Fahrradstraße: Nach mehreren Verzögerungen, falschen Verkehrsschildern und fehlenden Fahrbahnmarkierungen scheint das Hin und Her in der zur Fahrradstraße umgewidmeten Stargarder Straße bald vorbei zu sein. Denn in den nächsten Tagen sollen die Markierungsarbeiten beginnen, erklärte Bezirksstadträtin Manuela Anders-Granitzki auf unsere Anfrage. Obwohl die Fahrradstraße bereits im Dezember vergangenen Jahres eingeweiht worden war, hatte es zunächst Diskussionen zwischen Polizei und Bezirksamt gegeben, ob die Straße ohne die korrekten Verkehrszeichen und Markierungen als Fahrradstraße gelte. Nachdem sich auch die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz zum Thema geäußert hatte, führt die Polizei nun regelmäßig Verkehrskontrollen in der Stargarder Straße durch. „Diese sollen auch in den nächsten Monaten fortgesetzt werden, um einen gewissen ‚Gewöhnungseffekt‘ bei den Verkehrsteilnehmern zu unterstützen“, sagt Anders-Granitzki. Im Sommer dieses Jahres sollen zusätzlich Verkehrszählungen stattfinden, um über die Erforderlichkeit weiterer Maßnahmen zur Unterbindung des Kfz-Durchgangsverkehrs entscheiden zu können.
Graffiti: Straßenkunst gehört zu Berlin, doch in Berlin darf nur an wenigen Orten legal gesprayt werden. Im Bezirk Pankow ist das im Mauerpark und an einer Graffiti-Fläche im Rosenthaler Weg möglich. Doch das führt häufig zu Konflikten. Denn genau an diesen Standorten bleibe oft Müll liegen, obwohl die Künstler*innen dazu verpflichtet seien, ihr Material sachgerecht zu entsorgen, antwortet das Bezirkamt auf eine Kleine Anfrage des Bezirksverordneten Maximilian Schirmer von der Linksfraktion. „Die Abfallentsorgung klappt eben nicht wie vereinbart und muss derzeit vom Straßen- und Grünflächenamt (SGA) aus Unterhaltsmitteln des Straßenbaulastträgers finanziert werden“, heißt es außerdem. Für eine weitere geplante Graffiti-Fläche auf dem Fröbelplatz fehle ein Kooperationspartner. Das Straßen- und Grünflächenamt stehe aber seit 2020 mit dem Träger Gangway e. V. in Kontakt, um eine geeignete Regelung für die zu erwartenden Kosten der Sondermüll-Entsorgung zu suchen.
Übersetzung: Das Sozialamt Pankow sucht ehrenamtliche Sprachmittler*innen zur Unterstützung von Geflüchteten aus der Ukraine. Wie das Bezirksamt mitteilte, werden Menschen gesucht, die Ukrainisch und Russisch sprechen. Die Registrierung erfolgt bei der Ehrenamtskoordinatorin des Sozialamtes Pankow oder bei volunteer-planner.org.
Senior*innenvertretung: Sie haben Rederecht in den Ausschüssen der Bezirksverordnetenversammlung, sind im Vorstand von Pankower Pflegeeinrichtungen und sie erarbeiten Vorschläge dafür, wie der Bezirk die Situation älterer Menschen verbessern kann: Seit Anfang April gibt es eine neue Senior*innenvertretung, die sich für die Interessen aller Menschen über 60 Jahren im Bezirk einsetzt. „Der Anteil an Senior*innen in der Gesellschaft wächst. Die Senior*innenvertretung vertritt damit die besonderen Interessen erheblicher Bevölkerungsteile“, sagte Bezirksstadträtin Dr. Cordelia Koch. Vom 14. bis zum 18. März durften alle Berliner*innen über 60 Jahre wählen und gewählt werden. Anfang April berief Koch die 17 Kandidati*nnen mit den meisten Stimmen in die Vertretung.
Prenzlette exklusiv
Einatmen, ausatmen… Eine Anleitung, die Dennis Kruse regelmäßig in seinen Yogastunden gibt und die er jetzt selbst beherzigen muss: Überraschend wurde dem Inhaber von „Sinnlicht Yoga” in der Stahlheimer Straße am Humannplatz der Mietvertrag gekündigt – ohne Begründung. Für Kruse ein schwerer Schlag: „Ich habe die Räume 2007 gemietet und komplett selbst umgebaut”, erzählt er. In den letzten 15 Jahren sei das kleine Studio zu einem Treffpunkt im Kiez geworden, habe dank der Unterstützung von Nachbar*innen auch die fast einjährige Schließung während der Pandemie überstanden. Nun soll er die Räume bis Ende des Jahres verlassen.
Doch Kruse will nicht so schnell aufgeben, sammelt Unterschriften für den Erhalt und versucht, den Vermieter zu einem persönlichen Treffen zu bewegen. „Ich wäre auch mit einer Erhöhung der Miete einverstanden, aber die wurde mir bisher ja gar nicht angeboten”, sagt er. Seit dem Einzug des Yogastudios seien nur einmal die Betriebskosten angepasst worden: „Da ist also noch Luft nach oben.” Anders als bei Privatmietern gibt es für Gewerbemieter allerdings so gut wie keinen Schutz, auch ein Kündigungsgrund muss nicht angegeben werden. Sollte der Eigentümer also nicht mit sich reden lassen, muss Kruse sich wohl nach neuen Räumlichkeiten umsehen – und das könnte schwierig werden.
Kriminelles & Unschönes
- Vandalismus: In Prenzlauer Berg beschmierten Unbekannte am Dienstagmittag das Ernst-Thälmann-Denkmal, teilte die Polizei mit. Eine aufmerksame Passantin habe diese gegen 12.30 Uhr in die Greifswalder Straße gerufen, nachdem sie auf dem Sockel des Denkmals einen Schriftzug mit politischem Inhalt festgestellt hatte. Die Einsatzkräfte machten einen Teil der geschriebenen Worte unkenntlich und leiteten ein Ermittlungsverfahren wegen Sachbeschädigung ein. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.
Tipps & Termine
- 12.4.: Vor elf Jahren begann die syrische Revolution, das syrische Regime reagierte mit einem Krieg gegen die eigene Bevölkerung. Die Dokumentation „Her Stories‟ zeigt, wie dieser Krieg drei Frauen geprägt hat. Die nächste Filmvorführung beginnt am Dienstag um 19.30 Uhr im Kino in der Kulturbrauerei, im Anschluss folgt ein Gespräch mit dem Regisseur Abd Al-Kader Habak. Der Eintritt kostet 8/6 Euro.
- 12.4.: Im Fokus des Übersetzungsprojekts VERSschmuggel des Poesiefestivals Berlin stand 2021 belarussische Dichtung. Nun präsentieren die Autor*innen ihre Werke im Haus der Poesie. Die Lesung findet am Dienstag um 19.30 Uhr statt. Der Eintritt kostet 6/4 Euro.
Das habt ihr vielleicht verpasst
- Ukraine: Der Angriff auf die Ukraine geht auch an Kindern in Pankow nicht unbemerkt vorbei. Wie gehen die Schulen damit um?
- Unterstützung: Täglich kommen Tausende Flüchtlinge aus der Ukraine am Berliner Hauptbahnhof an, wo sie mit Essen versorgt und an Unterkünfte vermittelt werden. Unsere Autorin hat vor Ort mitgeholfen.
- Bäume: Erneut setzt Pankow die Motorsäge an: Im Mauerpark und an der Werneuchener Wiese sollen etliche Bäume gefällt werden – angeblich für die Sicherheit der Kinder. Spielt der Bezirk hier zwei Themen gegeneinander aus?
Zitat der Woche
„Mir ging es von Anfang an darum, den Beiden vor allem Privatsphäre und Ruhe zu geben“,
sagt Verena Wirwohl, die zwei Ukrainerinnen bei sich aufgenommen hat. Wie es weitergehen soll, weiß keine von ihnen. Die anfänglich geplanten zwei bis drei Wochen Aufenthalt in der Wohnung sind mittlerweile längst vorbei.
Nächste Woche erscheint der Newsletter übrigens aufgrund der Osterfeiertage schon am Donnerstag. Bis dahin wünsche ich euch eine gute Zeit!
Eure Christina Heuschen
und die ganze Redaktion
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