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Prenzlauer Berg Newsletter #08 reißt das Cantianstadion ab

von Christina Heuschen 27. Februar 2022

Vom Cantianstadion über die Fahrradstraße Stargarder bis hin zu Kiezblocks: Es gibt zahlreiche Neuigkeiten aus Prenzlauer Berg. Was diese Woche im Viertel los war, erfahrt ihr im Newsletter.


Egal ob es sich um den Abriss von Gebäudekomplexen, Neubauprojekte oder den Umbau von Teilen der städtischen Infrastruktur handelt: Regelmäßig gibt es in Berlin Diskussionen darüber, ob und wie stadtplanerische Maßnahmen durchgeführt werden sollen. Auch der Jahnsportpark in Prenzlauer Berg sorgt seit Langem für Ärger. Nach jahrelangen Debatten ging es aber nun auf einmal schnell: Das Cantianstadion im Jahnsportpark soll endgültig abgerissen werden. Die Bürgerinitiative Jahnsportpark kritisiert die Entscheidung. Meine Kollegin Julia Schmitz hat sich die Situation genauer angeschaut. Wie es mit dem Jahnsportpark weitergeht, erfahrt ihr in unserem

Text der Woche

Was sonst noch los war

Kiezfoto der Woche

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„Im Herbst 2021 besuchten die Prenzlauer Berg Nachrichten verschiedene Lokalredaktionen in der Ukraine und lernten etliche engagierte Journalist*innen kennen. Das Foto entstand auf dem Maidan-Platz in Kyiv. Die Ereignisse dieser Woche machen uns tief betroffen.“ Foto: Julia Schmitz

 

Aus dem Bezirk

  • Colosseum: Seit fast zwei Jahren müssen die Leinwände im Kino Colosseum dunkel bleiben. Nun wurde der bekannte Gebäude-Komplex an der Schönhauser Allee, in dem sich das Kino befindet, endgültig verkauft: Der Hamburger Projektentwickler Values Real Estate hat nach eigenen Angaben den Zuschlag für den traditionellen Kulturstandort erhalten. „Nach erfolgreichen Verhandlungen mit den Erben der Filmproduzenten­legende Artur Brauner teilen nun beide Parteien mit, dass der Kaufvertrag für das Objekt unterzeichnet wurde“, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Erbengemeinschaft habe sich einstimmig für das Angebot entschieden. Zuvor hatten die neuen Eigentümer bereits einen Bauvorbescheid für einen Bürokomplex bewilligt bekommen, was für Empörung bei den Nachbar*innen, Kino-Mitarbeitenden und Politiker*innen gesorgt hatte – das Amt des zuständigen Stadtrats Vollrad Kuhn (Grüne) hatte es versäumt nachzuschauen, welche geschichtsträchtige Immobilie sich hinter der Hausnummer verbirgt. Im Herbst hatten einige von ihnen eine Genossenschaft gegründet, um Druck auf die Eigentümer auszuüben; zeitweise setzte sich das Pankower Bezirksamt außerdem dafür ein, dass die Immobilie durch den Berliner Senat gekauft wird. Wie die Values Real Estate nun mitteilt, will sie den Standort für die Kreativ- und Kulturbranche weiter konzipieren. Geplant sei, den historischen Kinosaal und das Atrium schnellstmöglich wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und die klassische Kinonutzung abseits der Welt der Blockbuster weiterzuentwickeln.
  • Geldmangel: Den Berliner Bezirken fehlt es an Geld, sie gelten als strukturell unterfinanziert. Nun droht sich die Situation weiter zu verschärfen. Anfang der Woche warnten mehrere Bezirksbürgermeister*innen, darunter auch Sören Benn (Die Linke) aus Pankow, vor den im Haushaltsentwurf geplanten Einsparungen. „Die Lücke zwischen den jeden Tag zu bewältigenden Aufgaben und den zur Verfügung stehenden Ressourcen wird immer größer“, schreiben sie in einer gemeinsamen Erklärung an den Senat und das Abgeordnetenhaus. Es werde immer schwieriger, verfassungskonforme Bezirkshaushalte aufzustellen. Denn nachdem den Bezirken zuvor erhebliche Personalmittel in Höhe von über 26 Millionen Euro entzogen worden seien, habe der Senat neue Vorgaben gemacht, weitere 78 Millionen Euro einzusparen. Diese Haushaltspolitik sei weder nachhaltig noch sinnvoll: Das Vorgehen führe zwangsweise zu einer weiteren Einschränkung der bürgernahen Dienstleistungen, zu einer Verschlechterung der gesetzlich notwendig zu erbringenden Leistungen und zu einer massiven Kürzung soziokultureller Daseinsvorsorge. Die geplanten Einsparungen könnten auch Folgen für die notwendige Klimaanpassung und die geplante Verkehrswende haben.
  • Fahrradstraße: Die unendliche Geschichte der Fahrradstraße Stargarder scheint sich nun doch ihrem Ende zu nähern. Im Dezember vergangenen Jahres wurde sie umgewidmet. Doch die meisten Autofahrer*innen ignorieren, dass nur noch Anwohner*innen die Straße mit ihrem Auto befahren dürfen, der Durchgangsverkehr bleibt weiterhin hoch. Nachdem zahlreiche Politiker*innen, Medien und Anwohner*innen die zu kleinen Hinweisschilder, nicht vorhandene bauliche Maßnahmen und fehlende Kontrollen kritisiert hatten, hat die Polizei nun mit Schwerpunktkontrollen begonnen. Und auch Bezirksstadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU) scheint es auf einmal eilig mit Änderungsmaßnahmen zu haben. In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage des Bezirksverordnete Karsten Dirk Gloger (Bündnis 90/Die Grünen) heißt es, dass Mitte März neue Schilder in der korrekten Größe angebracht werden. Und anstatt die geforderten Verkehrszählungen erst in den nächsten Jahren durchzuführen, solle diese bereits im kommenden Sommer stattfinden. Die Einrichtung von gegenläufigen Einbahnstraßen, wie Stadtrat Vollrad Kuhn (Grün) es geplant hatte, wird es unter der neuen Stadträtin allerdings vermutlich nicht geben: Dies sei nur eine von mehreren denkbaren Varianten, um den Durchgangsverkehr zu unterbinden, heißt es in ihrer Antwort.
  • Kiezblocks: Während die Nachbarbezirke Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte schon fleißig so genannte „Kiezblocks” eingerichtet haben, hinkt Pankow diesbezüglich mal wieder hinterher. Doch nachdem im Komponistenviertel in Weißensee im Sommer 2021 erste Maßnahmen geprüft wurden, soll es in absehbarer Zeit auch im Arnimkiez losgehen: Das Gebiet rund um den Arnimplatz ist Teil eines Pilotprojektes, auf dessen Grundlage in Zukunft noch weitere Verkehrsberuhigungen dieser Art im Bezirk entstehen können. Im März oder April sollen erste Verkehrserhebungen angeordnet und die vorgeschlagenen Maßnahmen geprüft werden, so Bezirkstadträtin Rona Tietje (SPD). Das können neben Fahrradstraßen und Einbahnstraßen auch autofreie Straßen oder Diagonalsperren sein. Umgesetzt werden sollen diese dann im dritten Quartal des laufenden Jahres. Eigentlich habe sich das Bezirksamt bei der Planung die Unterstützung der Senatsverkehrsverwaltung erhofft, so Tietje; ihr Amtsvorgänger Vollrad Kuhn (Grüne) hatte die Einordnung des Kiezblocks als „Verkehrsversuch” beantragt. Doch der Senat lehnte ab, die beabsichtigten Verkehrsmaßnahmen seien hinreichend bekannt. „Nun ist der Bezirk als Konsequenz für sämtliche Anordnungen selbst zuständig”, so Tietje. Und das dauert.
  • Antidiskriminierungsbeauftragte: Pankow hat seit dem 01. Februar als erster Bezirk eine Antisemitismus- und Antidiskriminierungsbeauftragte. Wie das Bezirksamt mitteilte, werde Monika Flores Martínez sich für ein vielfältiges, diskriminierungssensibles Pankow engagieren und Maßnahmen zum Schutz vor Diskriminierung und Gewalt entwickeln. „Der brutale Angriff auf Dilan Sözeri ist ein drastisches Beispiel für die rassistischen und antisemitischen Vorfälle, mit denen wir uns in Pankow konfrontiert sehen“, sagte Pankows Bezirksbürgermeister Sören Benn. Mit Monika Flores Martínez gebe es nun eine kompetente Ansprechpartnerin für Bürger*innen, die Diskriminierung und Antisemitismus erleben.

Kriminelles & Unschönes

  • Unfallflucht: Ein junger Mann soll am Samstagabend eine Frau in Prenzlauer Berg mit dem Fahrrad umgefahren und dann vom Unfallort geflohen sein. Wie die Polizei mitteilte, sei der 24-Jährige in der Eberswalder Straße mit einer Fußgängerin zusammengestoßen und dann weitergefahren. Rettungskräfte brachten die 48-Jährige mit einem gebrochenen Knöchel in ein Krankenhaus. Polizeibeamt*innen nahmen den mutmaßlichen Unfallverursacher wenig später auf der Mulackstraße in Mitte fest. Nun wird gegen ihn wegen versuchter Unfallflucht ermittelt.

Tipps & Termine

  • 01.03.: Seit zwanzig Jahren stehen Filme über Berlin im Fokus des Lichtbklick-Kinos. Zurzeit erweitert das Kino die Filmreihe „Berlin – Filme der Stadt“ um Filme, die zwischen den 1980er Jahren und Mitte der 2010er Jahre entstanden. Nun zeigt das Kino am Dienstag um 20 Uhr den Film „Nie wieder schlafen – Nie mehr zurück“ in Anwesenheit der Regisseurin Pia Frankenberg.
  • Bis 17.04: In diesem Jahr wäre der Künstler Hermann Bachmann 100 Jahre alt geworden. Nun würdigt die Galerie Parterre ihn mit einer Ausstellung. Bis Mitte April zeigt die Galerie Werke aus den Berliner Jahren des Künstlers.

Das habt ihr vielleicht verpasst

  • Gethsemanekiez: Um sich Corona-Leugner*innen entgegenzustellen, treffen sich jeden Montag zahlreiche Nachbar*innen vor der Gethsemanekirche. Nun haben sie eine „Demokratie-Erklärung“ formuliert. Und auch die BVV bezieht eine klare Position.
  • Kollwitzmarkt: Die Betreiber*innen von Wochenmärkten in Pankow müssen in Zukunft Betonbarrieren zum Schutz vor Anschlägen aufstellen – ansonsten wird ihr Vertrag offenbar nicht verlängert. Droht ihnen das Aus?

Zitat der Woche

„Ein paar bunte Sitzschalen an der Wand des neuen Foyers sind allenfalls zynisch, aber kein Beitrag zu Klimaschutz, Ressourcenschonung, Baukultur und Bürgerbeteiligung“,

kritisiert die Bürgerinitiative Jahnsportpark. Die Reaktion der Bürgerinitiative nach der Entscheidung des Senats zeigt, dass stadtplanerische Maßnahmen neu gestaltet werden müssen. Prozesse und Entscheidungen sollten offen dargelegt werden, damit Anwohner*innen verstehen, wie es zu Ergebnissen kommt. Damit entlasse ich euch ins Wochenende.

Eure Christina Heuschen
und die ganze Redaktion


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