In Prenzlauer Berg gibt es Ärger: um den Präsenzunterricht, eine Bürger*innensprechstunde und eine Fahrradstraße. Warum das so ist und was sonst in dieser Woche passiert ist, erfahrt ihr im Newsletter.
Momentan gilt für Berliner Schüler*innen wieder Präsenzpflicht, doch nicht alle Eltern sind glücklich, dass endlich wieder Unterricht in der Schule stattfindet. Denn das Risiko ist hoch, dass sich ihre Kinder anstecken. Hatten sie Kontakt zu einer infizierten Person oder wurden sie sogar selbst positiv getestet, müssen sie in Quarantäne. Kommen sie wieder, haben sich andere Mitschüler*innen oder Lehrer*innen angesteckt. Ein funktionierender Unterricht scheint so kaum möglich. Wie ist die Lage aktuell in Pankow? Meine Kollegin Julia Schmitz hat mit der Vorsitzenden des Bezirkselternausschuss (BEA) gesprochen. Wie Katja Ahrens die Situation einschätzt, erzählt sie in unserem
Text der Woche:
- Corona-Politik: Trotz steigender Infektionszahlen herrscht in Berliner Schulen Präsenzpflicht, viele Eltern fühlen sich allein gelassen. Ein Gespräch mit der Vorsitzenden des Bezirkselternausschusses über die Lage in Pankow.
Was sonst noch los war:
- Pläne: Während viele Neujahrsvorsätze eher kurzlebig sind, haben sich die Mitglieder des Bezirksamts Pankow langfristige Ziele gesetzt. Aber welche sind das genau? Wir haben bei den Stadträten und -rätinnen nachgefragt.
Kiezfoto der Woche
Aus dem Bezirk
- Bezirksamt: Eine Einladung zu einer Bürger*innensprechstunde sollte eigentlich niemanden aufregen. Doch genau dafür steht Manuela Anders-Granitzki (CDU), Bezirksstadträtin für Ordnung und öffentlicher Raum, derzeit in der Kritik. Nutzte sie die Veranstaltung für parteipolitsche Zwecke? Anfang Dezember hatte sie zu einer virtuellen Diskussion über die Verkehrssituation in der Kastanienallee (aber nicht die in Prenzlauer Berg, sondern in Rosenthal) geladen, die Anmeldung erfolgte per Mail. Doch die Durchführung der Videokonferenz lief nicht etwa über einen offiziellen Account des Bezirksamtes Pankow, sondern über den Privataccount eines anderen BVV-Mitglieds aus der CDU – der die Veranstaltung darüber hinaus in den sozialen Medien inklusive Parteilogo bewarb. Das Bezirksamt – und dazu gehört auch Stadträtin Anders-Granitzki – spricht allerdings „mit einer Stimme“ und darf derartige Veranstaltungen nicht parteipolitisch verreinahmen. Der Bezirksverordnete Mike Szidat (SPD) hat deshalb eine Kleine Anfrage bei eben jenem Bezirksamt gestellt, weil er eine Wiederholung solcher Vorfälle befürchtet – die Antwort steht, trotz längst abgelaufener Frist, allerdings noch aus.
- Fahrradstraße: Autos parken in zweiter Reihe, Autofahrer*innen überholen Radfahrer*innen und eine Menge an Leuten nutzt sie als Abkürzung: eine Situation, die in der Stargarder Straße keine Seltenheit ist, obwohl die Straße im Dezember letzten Jahres in eine Fahrradstraße umgewandelt wurde. Durchgangsverkehr dürfte es daher dort nicht geben und Radfahrer*innen hätten theoretisch Vorfahrt. Doch so ganz funktioniert das nicht. Denn viele Autofahrer*innen halten sich nicht an diese Regel. Stefan Gelbhaar (Bündnis 90/Die Grünen) kritisiert, dass das Bezirksamt nichts dagegen unternimmt. „Die CDU-Stadträtin will zurück zum ‚Gestern‘ in der Pankower Verkehrspolitik. Statt für Flächengerechtigkeit zu sorgen, wird der Autoverkehr zu Lasten des Fuß- und Radverkehrs einseitig bevorteilt“, schreibt der Politiker, der für den Wahlkreis Pankow im Bundestag sitzt, auf seiner Webseite. Es reiche nicht aus, Verkehrsschilder aufzustellen und die Fahrbahn zu markieren. Er glaubt, dass die gegenwärtige Situation die Konflikte weiter verschärfen werde, wenn der Durchgangsverkehr nicht geblockt werde.
- Radwege: Weil manche Radwege in Berlin eher einer Buckelpiste gleichen, wechseln zahlreiche Radfahrer*innen lieber auf die Straße. Manch eine*r nutzt die Radwege nicht, obwohl sie sich in einem guten Zustand befinden – und wird dafür mitunter von der Polizei sprichwörtlich aus dem Verkehr gezogen. Das passiert auch in Pankow: Zwischen 2017 und Ende 2021 wurden im Bezirk 200 Verstöße gegen die Benutzungspflicht von Radwegen mit Bußgeldern bestraft, ergab eine Anfrage des FDP-Abgeodneten Stefan Förster.
- Kostenlose Masken: Die Corona-Pandemie treibt auch weiterhin ihr Unwesen, die Zahl der Infizierten steigt und die Maßnahmen werden verschärft – unter anderem gilt nun wieder die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Personen mit geringem Einkommen können sich deshalb ab sofort FFP2-Masken kostenlos in den Rathäusern Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee abholen. Die Ausgabe erfolge solange der Vorrat reicht.
Kriminelles & Unschönes
- Tram: Wie die Berliner Feuerwehr mitteilt, hat es am Donnerstagabend auf der Landsberger Allee Ecke Storkower Straße einen Unfall mit einer Tram gegeben. Dabei soll eine Person eingeklemmt und lebensbedrohlich verletzt worden sein. Die wurde Person befreit und ins Krankenhaus transportiert.
- Verkehrsunfall: In Prenzlauer Berg ist ein Radfahrer gegen eine geöffnete Taxitür gefahren und schwer verletzt worden. Wie die Polizei berichtet, war der 45-Jährige am Freitagnachmittag vergangener Woche mit seinem Lastenfahrrad auf dem Radweg der Schönhauser Allee unterwegs. Kurz nach der Stargarder Straße habe ein Taxi am rechten Fahrbahnrand gehalten, da eine 32 Jahre alte Frau aussteigen wollte. Als diese die hintere rechte Fahrzeugtür öffnete, sei der Radfahrer dagegen gefahren.
- Überfall: Drei Jugendliche sollen am Samstagnachmittag einen jungen Mann überfallen, geschlagen und verletzt haben. Laut Polizeiangaben überquerte der 18-Jährige die Bösebrücke, als ihn drei ihm flüchtig bekannte Männer angriffen. Im Anschluss forderten die mutmaßlichen Täter ihn auf, sein Portemonnaie, das Handy und seinen Wohnungsschlüssel herauszugeben. Mehrere Passant*innen bemerkten den Überfall und alarmierten die Polizei. Die eingetroffenen Einsatzkräfte nahmen die drei mutmaßlichen Räuber im Alter von 16, 17 und 18 Jahren noch in der Nähe des Tatortes fest. Hinzugerufene Rettungskräfte brachten den Überfallenen mit Kopf- und Beinverletzungen in ein Krankenhaus.
- Geständnis: Eine junge Frau hat sich zwei nach einem begangenen Raub gestellt. Zuvor hatte die Berliner Polizei mit einem Foto nach ihr gesucht. Die 17-Jährige Tatverdächtige soll am Abend des 26. November 2020 in Prenzlauer Berg ihre vier mutmaßlichen Mittäter in die Wohnung eines 27-Jährigen gelassen haben. Diese sollen den Wohnungsinhaber mit einer Pistole bedroht und später seine Arme auf dem Rücken gefesselt haben. Schließlich durchsuchten die Tatverdächtigen die Wohnung und entwendeten ein Mobiltelefon, Geld sowie den Schlüssel des PKW des Überfallenen, mit dem sie dann auch den PKW stahlen.
Tipps & Termine
- 29./30.1 und 11.-13.2.: Ist Zeus ein Verbrecher? Das glaubt zumindest Kommissar Hans-Herakles im neuen Stück des RambaZamba-Theaters. Der sterbliche Kommissar möchte Zeus zur Strecke bringen. „Cold Cases: Antike“ feiert nächste Woche Premiere. Der Eintritt kostet 21 Euro.
- Dauerhaft: Berlin gilt als Musik-Metropole. Aber welche Songs, Musiker*innen und Stile haben Berlin geprägt? Das Berliner Stadtmuseum erzählt die musikalische Geschichte der Stadt online.
Das habt ihr vielleicht verpasst
- BVV: Urbane Räume wurden in der Vergangenheit hauptsächlich von Männern für Männer geplant. In Pankow soll sich das ändern: Die SPD will mithilfe eines Frauenbeirats Pankow gendergerechter machen.
- Leute im Kiez: Doreen Persche betreibt einen der letzten Hutläden Berlins: Kleemann Hüte hat auf der Schönhauser Allee schon einiges überdauert. Im Gespräch erzählt sie, warum sie keine Hutmacherin ist und warum sich der Laden in Prenzlauer Berg halten wird.
Zitat der Woche
„Es gibt so viele Dinge, die versäumt worden sind, die auch nach zwei Jahren Pandemie noch nicht funktionieren. Die Situation lässt nur den Gedanken zu: Augen schließen und abwarten“,
sagt Katja Ahrens. Die Vorsitzende des Bezirkselternausschuss kritisiert, dass es noch immer kein vernünftiges Konzept für die Schulen während der Pandemie gibt. Und dennoch sind sich selbst die Eltern über Sinn und Unsinn der Präsenzpflicht uneinig.
Jetzt wünsche ich euch aber ein schönes Wochenende!
Eure Christina Heuschen
und die ganze Redaktion
Titelfoto: Maximilian Scheffler / Unsplash
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