Pankow will Fahrradparkhäuser bauen und den Volkspark Prenzlauer Berg aufhübschen – was sonst noch passiert ist in dieser Woche, könnt ihr im Newsletter nachlesen.
Kennt ihr eure Nachbar*innen? Wisst ihr, wer zwei oder drei Häuser weiter wohnt und arbeitet – womöglich schon seit vielen Jahrzehnten? Kommen mich Freund*innen in Berlin besuchen, höre ich immer wieder, die Stadt sei so groß und anonym. „Hier könnte ich nicht leben.“ Doch meine Erfahrung ist eine andere: In den Kiezen grüßt und hilft man sich, gelegentlich fühlt sich Prenzlauer Berg sogar an wie ein Konsortium aus kleinen Dörfern. Wir wollen in diesem ersten Monat des neuen Jahres noch genauer hinschauen. Vorab hatten wir euch gefragt, welche Menschen aus der Nachbarschaft wir porträtieren sollen – und ihr habt geantwortet. Voilá, hier geht es zu unserem ersten Text aus dem
Schwerpunkt des Monats: Leute im Kiez
- Künstlerin: Fast ihr ganzes Leben hat Monika Meiser in Prenzlauer Berg verbracht, seit knapp fünf Jahrzehnten wohnt sie im selben Eckhaus. Ein Besuch bei der Künstlerin, die analytisch denkt und abstrakt malt.
Kiezfoto der Woche
Aus dem Bezirk
- Denkmalschutz: „Kein Baum ist illegal“? So betitelte der Bezirksverordnete Axel Lüssow (Grüne) seine Kleine Anfrage, die sich um die Bäume in der Carl-Legien-Siedlung dreht. Beziehungsweise um die nicht vorhandenen Bäume. Wir erinnern uns: Das Straßen- und Grünflächenamt hatte in der Gubitzstraße zwei Bäume gefällt, Anwohner*innen pflanzten daraufhin zwei neue – und bekamen stante pede Post vom Bezirksamt, das sie aufforderte, die schmalbrüstigen Pflänzchen wieder zu entfernen. Begründung: In der ursprünglichen Gestaltung seien keine Bäume in den Vorgärten vorgesehen gewesen; und weil die Siedlung unter Denkmalschutz stehe, dürfen Bewohner*innen nicht eigenmächtig eingreifen. Dass das Bezirksamt Pankow allerdings eine durchaus dehnbare Definition von Denkmalschutz hat, zeigt nun die Antwort auf besagte Kleine Anfrage. Denn sicherlich besaßen in den 1920er und 1930er Jahren nicht so viele Menschen ein Privatfahrzeug wie heute, doch Parkplätze gibt es viele. Zumindest deutlich mehr als Bäume. Müsste man erstere also nicht – Denkmalschutz! – streng genommen auch entfernen? „Das Bezirksamt beabsichtigt nicht, Bereiche in der Wohnstadt Carl Legien auf die bauzeitliche Situation zurückzuführen. Da es heute, anders als in den 1920er Jahren, selbstverständlich ist, dass private Kraftfahrzeuge im öffentlichen Straßenraum (und nicht in Garagen) abgestellt werden, beabsichtigt das Bezirksamt nicht, die Parkplätze im Straßenraum zu entfernen.“ Autos sind also selbstverständlich, Bäume nicht? Immerhin lässt sich die Politik auf einen Dialog mit den Anwohner*innen ein, die eine „Zukunftswerkstatt“ gründen wollen: Angesichts des gänzlich fehlenden Bestandes an Straßenbäumen im Bereich der Gubitzstraße zwischen Erich-Weinert- und Georg-Blank-Straße unterstütze man dies, so die für Stadtentwicklung zuständige Stadträtin Rona Tietje (SPD). Eine Neu- oder Umgestaltung in der Wohnstadt Carl Legien sei allerdings nicht geplant.
- Fahrräder: Immer mehr Menschen in Pankow nutzen ihr Fahrrad für Wege innerhalb der Stadt – folglich steigt auch der Bedarf an sicheren Abstellplätzen, vor allem an den S-Bahn-Stationen. Im Blick hat das Bezirksamt diesbezüglich derzeit die Greifswalder Straße und die Landsberger Allee, wo dringend Fahrradparkplätze geschaffen werden müssen. Während das an der Greifswalder Straße von der Verlegung der Tramhaltestelle abhängt und wahrscheinlich noch etwas dauert, hat das Bezirksamt für die Landsberger Allee im Dezember eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben; erste Ergebnisse werden im zweiten Quartal des Jahres erwartet. Der Bedarf wurde aber bereits vorher ermittelt: 651 Abstellplätze werden an der Landsberger Allee bis 2030 benötigt – aktuell gibt es lediglich 96. Um die große Menge an Drahteseln sicher zu verstauen, gibt es Vorschläge für ein Fahrradparkhaus.
- Bahnhöfe: Bleiben wir noch bei den S-Bahn-Stationen: Die sollen in den kommenden Jahren modernisiert werden. Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und die DB haben dafür einen Rahmenvereinbarung abgeschlossen, die Maßnahmen für 49 Bahnhöfe im Stadtgebiet beinhaltet und rund 230 Millionen Euro kosten soll. Das betrifft auch Prenzlauer Berg: So soll die Prenzlauer Allee bis 2028 einen zweiten Zugang erhalten, bis 2031 überdies barrierefrei werden und ein modernisiertes Dach bekommen. An der Schönhauser Allee ist die Modernisierung des Bahnsteigs und der Überdachung geplant. Sechs Jahre für einen zweiten Zugang? Man weiß ja nie: „Realisierungszeiträume und Kostenstände werden jährlich aktualisiert und je nach Planungsfortschritt die Projektinhalte einzelner Maßnahmen angepasst“, heißt es in der Antwort des Senats auf die Anfrage des Linken-Abgeordneten Kristian Ronneburg.
- Volkspark: Es soll ja Menschen im Bezirk geben, die waren noch nie im Volkspark Prenzlauer Berg. Die Pankower CDU-Fraktion kennt die Grünfläche hingegen sehr gut – und plädiert seit Längerem für dessen Aufwertung. Doch ihr Antrag wurde Anfang 2018 von der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) abgelehnt. Zwar teile man die Idee grundsätzlich, hatte es damals in der Begründung des Ausschuss für Stadtentwicklung und Grünanlagen geheißen, sehe aber die Finanzierung der einzelnen Maßnahmen kritisch. Es sei keine sinnvolle Idee, einzelne Parks herauszugreifen, vielmehr bedürfe es eines übergreifenden Parkanlagenkonzepts. Schließlich soll sich keine Grünfläche ausgeschlossen fühlen! Vier Jahre später kommt nun wieder Bewegung in die Sache: Ab 2024 bis Ende 2025 wird dem Volkspark Prenzlauer Berg eine Schönheitskur verabreicht. Zwar stehen die Maßnahmen im Detail noch nicht fest, beinhalten aber laut Stadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU) unter anderem die Sicherung von Hangflächen, die Instandsetzung geschädigter Treppen, die Reduzierung von Spontanvegetation und die umfassende Sanierung des Kinderspielplatzes, wie aus einer Kleinen Anfrage des CDU-Verordneten David Paul hervorgeht. Das benötigte Geld dafür stammt aus „PMO-Mitteln“, also von Parteien- und Massenorganisationen der ehemaligen DDR: 1,2 Millionen werden in die Sanierung des Volksparks fließen, der Bezirk steuert auch nochmal 600.000 Euro bei.
Kriminelles & Unschönes
- Unfalltod: Am Mittwochnachmittag gegen 17.20 Uhr überquerte eine 80-jährige Frau die Storkower Straße, als sie vom Wagen eines 61-Jährigen erfasst wurde. Durch den Aufprall auf die Frontscheibe erlitt sie schwerste Verletzungen am Kopf, Brustkorb und Beinen, denen sie später im Krankenhaus erlag.
Was hat euch 2021 in unserer Berichterstattung gefallen, was nicht? Wo können wir noch besser werden? Wir möchten euch bitten, unsere kurze Umfrage auszufüllen – Danke für euer Feedback!
Tipps & Termine
- 7.1.: Mitte der 1960er Jahre formierte sich in Ostberlin eine Gruppe Künstler, die sich von offizieller Ideologie fernhielten und ihren eigenen Stil fanden; Die Galerie Amalienpark zeigt in der Ausstellung „Berliner Malerfreunde“ Werke von Lothar Böhme, Manfred Böttcher, Wolfgang Leber, Klaus Roenspieß und Hans Vent. Beginn der Vernissage ist um 19.30 Uhr, die Ausstellung läuft anschließend bis zum 12. Februar. Eintritt frei.
- 7.-9.1.: Die Philosophin war und ist ein Vorbild: Für ein Denken gegen den Strom, für den Einsatz gegen Totalitarismus und für den unbedingten Willen zur Freiheit. Das Parktheater Edelbruch ist zu Gast im Theater unterm Dach und zeigt das Stück „Denkt! Hannah Arendt“. Beginn ist jeweils um 20 Uhr, Tickets kosten 18 Euro.
- bis 30.1.: Noch bis zum 30. Januar zeigt die Ausstellung gegen\archive: wer bleibt wo, mit der die Prater Galerie in der ACUD Galerie zu Gast ist, Werke von Künstler*innen aus drei Generationen, die sich mit der post-sozialistischen Stadt als ein lebendiges Archiv auseinandergesetzt haben. Geöffnet ist Mittwoch bis Sonntag von 12-19 Uhr.
Das habt ihr vielleicht verpasst
- Kiezliebe: Ingrid Meineke wohnt seit über acht Jahrzehnten in derselben Wohnung in der Carl-Legien-Siedlung. Vermutlich hat kaum jemand so viel im Kiez erlebt wie sie. Ein Besuch.
Zitat der Woche
„Man kann Menschen einfach nicht über 40 Jahre lang einsperren, das funktioniert nicht“
sagt Monika Meiser. Die Künstlerin wollte nie aus der DDR weggehen, trauert ihr aber auch nicht hinterher.
Dies war das erste Porträt aus unserem Schwerpunktmonat „Leute im Kiez“. Wir freuen uns darauf, euch in den kommenen Wochen noch weitere Nachbar*innen vorzustellen. Und wenn ihr Menschen vorschlagen möchtet, dürft ihr uns jederzeit eine Mail schicken.
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!
Eure Julia Schmitz
und die ganze Redaktion
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