Ob das Jahnstadion saniert oder abgerissen wird, entscheidet sich wohl erst Ende 2022. Und auch die Zukunft des geplanten Inklusionsparks ist bisher ungewiss.
Es ist eines dieser Themen, bei denen alle Beteiligten in Prenzlauer Berg langen Atem beweisen müssen: In Bezug auf den Jahnsportpark zwischen Eberswalder Straße und Gleimkiez geht es nur stockend voran. Die Fronten sind hier längst verhärtet. Die eine Seite fordert, dass das 1951 gebaute und in den 1980er Jahren komplett sanierte Gebäude erhalten und an die heutigen Bedürfnisse von Sportler*innen angepasst wird; andere plädieren für den Abriss und den Bau eines neuen, barrierefreien Stadions.
Um zu ermitteln, was auf dem ehemaligen Exerzierplatz überhaupt möglich ist, hatte der Senat in den vergangenen Monaten drei Planungsbüros damit beauftragt, verschiedene Varianten zu entwickeln; neben den oben genannten Szenarien wurde kurzzeitig auch über den Erhalt des alten Stadions plus den Bau eines neuen Stadions auf dem Gelände nachgedacht – diese Idee ist mittlerweile aber vom Tisch.
Doch wann fällt denn nun die Entscheidung? „Noch vor der Wahl“, hatte es im Sommer geheißen; kurz darauf änderte sich das zu „kurz nach der Wahl“. Und jetzt heißt es plötzlich aus politischen Kreisen: Vor Oktober 2022 werde überhaupt nicht entschieden.
Abriss schon besiegelt?
In der Beschlussvorlage des Hauptausschusses der Senatsverwaltung für Wohnen und Bauen, die uns vorliegt, hört sich das allerdings anders an: „Das große Stadion entspricht nicht den aktuellen Bauvorschriften und weist Mängel in Bezug auf Sicherheitsanforderungen und Funktionalität auf. Im Rahmen des 1. Bauabschnitts erfolgt der Abriss des alten Stadions sowie die Herrichtung von Sportanlagen zwecks temporärer Mitnutzung als Ausweichsportstätte mit geschätzten Gesamtkosten von 14.000.000 Euro“, steht dort. Für den zweiten Bauabschnitt – auch hier wird von einem Neubau gesprochen – sollen 97 Millionen Euro im Haushalt veranschlagt werden.
Doch im Gespräch seien weiterhin sowohl Sanierung als auch Abriss und Neubau eines Stadions an gleicher Stelle, antwortet die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen auf Nachfrage: Die Lösungsansätze, die im Werkstattverfahren gefunden wurden, sollen Anfang 2022 in ein Wettbewerbsverfahren einfließen und durch die teilnehmenden interdisziplinären Planungsteams konzeptionell umgesetzt werden, heißt es.
Keine finanziellen Mittel eingeplant
Aber dann gibt es auch noch einen dritten Bauabschnitt: Der umfasst den Ausbau des Geländes zu einem Inklusionssportpark. Die Bezirksverordnetenversammlung Pankow (BVV) hatte sich im vergangenen Jahr mehrheitlich für den Umbau und die Erweiterung des Geländes zu einem barrierefreien und inklusiven Sportangebot ausgesprochen; auch die mittlerweile für das Projekt zuständigen Senatsverwaltungen sprechen sich für den inklusiven Sportpark aus.
Doch jetzt scheint das Vorhaben für die nächsten Jahre erstmal auf Eis zu liegen: Zwar wird der Bauabschnitt mit 60 Millionen Euro in den Haushaltsplanungen genannt, soll aber „aufgrund neuer Prioritäten“ auf die nächste Legislaturperiode verschoben werden – also in das Jahr 2026. Aber ob dann noch genügend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen? Die Bürgerinitiative Jahnsportpark fühlt sich hintergangen: „Stadion first, Sportpark later? Vor diesem Schnellschuss hat die Bürgerinitiative immer gewarnt. Nun kommt es noch absurder: Es wird nur eine teure Eventarena für Spitzensport und Fußball geben, Kinder und Jugendliche bleiben auf der Ersatzbank“, so Alexander Puell.
Während die benötigte Summe für das Stadion während des Beteiligungsverfahrens festgelegt werden konnte, habe das Bedarfsprogramm für den Sportpark nicht komplett vorgelegen und deshalb auch nicht geprüft und in den Haushalt mit aufgenommen werden können, kritisiert die Bürgerinitiative weiter. Die Entscheidung über die finale Verteilung der Haushaltsmittel fällt voraussichtlich Anfang 2022, wenn der neue Senat feststeht.