Tunnel

Die mit dem Tunnelblick

von Julia Schmitz 26. November 2021

Die Unterführung an der S-Bahn-Station Greifswalder Straße soll zugeschüttet und durch einen Fußgängerüberweg auf Straßenniveau ersetzt werden. Jetzt kommt Protest von Anwohner*innen – und aus der Politik.


Fußgängertunnel gehören nicht zu den schönsten Orten der Stadt. Oft sind sie verschmutzt, mit Graffiti beschmiert und der Geruch ist auch meistens zweifelhafter Natur. Doch haben sie eine wichtige Aufgabe: Sie bringen Menschen sicher unter einer stark befahrenen Straße hindurch auf die andere Seite.

Im Falle der Unterführung an der Greifswalder Straße sind es täglich tausende Menschen, die auf diesem Weg von der S-Bahn-Station zur Haltestelle der Tram M4 gelangen. Doch diese soll demnächst verlegt werden und ungefähr 30 Meter stadteinwärts unter die S-Bahn-Gleise wandern. Der Fußgängertunnel soll im Anschluss zugeschüttet und ein Fußgängerüberweg auf der Straße eingerichtet werden. Die Querung durch den Tunnel sei für viele Nutzer*innen unattraktiv, da er nicht barrierefrei ist, hatte die zuständige Senatsverkehrsverwaltung das Vorhaben beim Beginn der Planungen 2017 begründet. Auch sei die Unterführung ein potentieller Angstraum; oberirdische Straßenquerungen würden von den Nutzenden eher angenommen.

Doch gegen die regt sich jetzt Protest: Eine Petition fordert die Senatsverkehrsverwaltung und die BVG auf, den Tunnel zu erhalten und zu sanieren. „Eine Verlegung der Tram-Haltestelle weg vom S-Bahnhof, die geplante Tunnelschließung und das Ersetzen durch einen weiteren Fußgängerüberweg verlängern Umsteigewege und –zeiten. Sie verursachen Menschenmengen an Gleisen und Straßen, die im Berufsverkehr eilig und gleichzeitig queren müssen“, begründet Initiator Christoph von Friedeburg seine Forderung. Dadurch sei auch die Unfallgefahr erhöht.

 

„Sanieren statt zuschütten“

Unterstützung bekommt er dabei von der SPD Pankow. Diese verabschiedete Ende Oktober eine Resolution, die sich für den Erhalt der Unterführung einsetzt. „Der stark benutzte Tunnel ermöglicht gerade im Berufsverkehr kurze und sichere Wege zwischen Tram, S-Bahn sowie der anderen Straßenseite abseits der Menschenmassen vor den Kreuzungs-Ampeln. Fällt diese Option weg, sammeln sich alle Umsteigenden vor den Ampeln, und es entstehen sowohl an den Tram-Gleisen als auch an der Straße Rückstaus“, heißt es darin. Auch das Argument der fehlenden Barrierefreiheit greife nicht, da mobilitätseingeschränkte Menschen bereits die Ampel-Kreuzung von Grell- und Storkower Straße nutzen könnten.

Federführend ist dabei Tino Schopf, der für die Partei im Berliner Abgeordnetenhaus sitzt: „Mir ist schleierhaft, wie sich der Senat bei dieser Sachlage weiterhin so uneinsichtig angesichts der drohenden Probleme zeigen kann. Natürlich steht außer Frage, dass der Fußgängertunnel keinen Schönheitspreis gewinnen wird. Aber statt ihn zu schließen, sollte ihn die Senatsverwaltung lieber sanieren und attraktiver gestalten.“ Schopf hatte in den vergangenen Jahren immer wieder Anfragen an den Berliner Senat zu der „unendlichen Geschichte“ des Tunnels unter der Greifswalder Straße gestellt.

Aktuell befinden sich BVG und Senatsverkehrsverwaltung noch im Abstimmungsprozess über den Umbau der Tramhaltestelle, das heißt: Wann genau die Bauarbeiten beginnen können und der Tunnel zugeschüttet wird, ist unklar.

 

Titelbild: Julia Schmitz


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