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Auf Spurensuche

von Christina Heuschen 17. Oktober 2021

Was für Konsequenzen hat das Wahlchaos? Welche Spuren jüdischen Lebens gibt es in Prenzlauer Berg? Und welche Kulturevents finden statt? Die Antworten findet ihr in unserem Newsletter.


Viele Menschen kennen die Gethsemanekirche vor allem wegen ihrer Rolle während der Friedlichen Revolution in der DDR. Doch auch während des Zweiten Weltkriegs hatte sie eine wichtige Bedeutung: So half die Frau des Pfarrers dem jüdischen Geschwisterpaar Ralph und Rita Neumann. Zunächst stellte Agnes Wendland die beiden als Haushaltshilfen an, später tauchten die Geschwister im Pfarrhaus der Gemeinde unter. Sie waren zwei von 1.700 Juden, die sich in den Jahren 1941 bis 1945 in Berlin verstecken mussten und U-Boote genannt werden. Ralph und Rita Neumann überlebten glücklicherweise den Krieg in Berlin und emigrierten kurz nach Kriegsende in die USA. Die Stadtführerin Nirit Ben Joseph kennt die Geschichte. Es ist nur eine der zahlreichen, die sie bei ihren Stadtführungen über das jüdische Leben in Berlin erzählt. Meine Kollegin Sonja Koller hat Nirit Ben Joseph bei einer ihrer Touren durch Berlin begleitet. Was sie dort alles erfahren hat, lest ihr in unserem

Text der Woche

Kiezfoto der Woche

Kiezkunst Oderberger Straße

Versteckte Kiezkunst.
Gesehen in der Oderberger Straße / Foto: Christina Heuschen

Aus dem Bezirk

  • Einspruch: Die Landeswahlleiterin Petra Michaelis hat angekündigt, Einspruch gegen die Ergebnisse der Wahl zum Abgeordnetenhaus einzulegen – denn in 207 von 2.257 Wahllokalen habe es Unregelmäßigkeiten gegeben. Dazu zählen lange Warteschlangen, das zeitweilige Fehlen von Stimmzetteln in Wahllokalen und die Ausgabe falscher Stimmzettel. Auch im Bezirk Pankow kam es zu einigen Pannen. So zeigt die Antwort des Bezirksamtes auf eine kleine Anfrage des Bezirksverordneten Gregor Kijora (SPD), dass in Pankow ganze 215 Wahllokale länger als 18 Uhr geöffnet gewesen seien. In einigen davon habe es darüber hinaus nicht genügend Stimmzettel gegeben, so dass einige Wahlberechtigte wieder gegangen seien. Des Weiteren seien falsche Stimmzettel ausgeteilt worden, teilte das Bezirksamt mit – dies sei jedoch nicht mandatsrelevant gewesen seien. Bei Wahlkreisen in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf und Marzahn-Hellersdorf könnte das jedoch der Fall sein. Sollte in den zwei Wahlkreisen tatsächlich neu gewählt werden, könnte das Ergebnis Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Landesparlamentes haben. Laut dem gestern festgestellten Wahlergebnis ist die SPD derzeit mit 36 Sitzen die stärkste Kraft im Abgeordnetenhaus. Bündnis 90/Die Grünen folgt mit 32 Sitzen, die CDU kommt auf 30 Sitze. Es folgen die Linke mit 24, die AfD mit 13 und die FDP mit 12 Sitzen. Ob jedoch eine Wiederholung der Wahl stattfindet, muss der Verfassungsgerichtshof nach Prüfung der Vorgänge entscheiden.
  • Friedensskulptur: Egal ob Wasserpistolen, Schwerter oder Armbrust und Pfeile – in zahlreichen Kinderzimmern liegen Spielzeugwaffen herum. Das wollen die beiden Berliner Theaterkünstlerinnen Grit Wendicke und Kristina Feix vom Kranewit Theater ändern. Noch bis 10. Dezember 2021 können Kinder und Jugendliche ihre Plastikwaffen in der Bibliothek am Wasserturm in der Prenzlauer Allee 227/228 für ein neues Kunstrojekt der beiden abgeben. Denn die Künstlerinnen verarbeiten die gesammelten Plastikwaffen zu einer Skulptur und stellen sie ab Dezember in einer Kunstaktion im Upsala Freizeitzentrum und auf dem Abenteuerspielplatz Kolle 37 aus. Anschließend kommt die sogenannte Friedenssäule nach Nürnberg, wo sie mit vielen anderen Säulen aus der ganzen Welt einen „Tempel der Entwaffnung“ bilden wird. Mit ihrem Projekt wollen Wendicke und Feix Kindern und Jugendlichen die Themen Abrüstung und Frieden mit künstlerischen Mitteln näherbringen und gemeinsam ein Zeichen setzen. Denn Frieden fange schon im Kleinen an, also bereits im Kinderzimmer, sind sie der Meinung. Entstanden ist die Idee im Rahmen der 1. Internationalen „Gipfelkonferenz der Kinder & Jugend“, die im September 2018 von Johannes Volkmann vom Papiertheater Nürnberg an der Straße der Menschenrechte initiiert wurde und die den Auftakt zu dem Forschungsprojekt „Konferenz der Kinder“ bildete. Etwa 1.000 Kinder und Jugendliche aus 30 Ländern wurden damals befragt, wie sie ihre Welt wahrnehmen und was sie gerne verändern würden. Top 1 ihrer Forderungen war es, Kriege zu beenden und Waffen abzuschaffen.
  • Spielplatz: Lange Zeit war der Spielplatz Dietrich-Bonhoeffer-Straße in einem desolatem Zustand, bis er schließlich gesperrt wurde. Doch nun können die Kinder und Jugendlichen des Bötzowviertels den Spielplatz wieder nutzen. Nach rund zwei Jahren Bauzeit gibt es dort unter anderem einen Bolzplatz, eine Kletterwand und eine Sandfläche. Darüber hinaus wurden Wege gepflastert und neue Sträucher gepflanzt und für die Nachbar*innen eine Lärmschutzwand aufgestellt. Bezirksstadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) eröffnet den Spielplatz am 20. Oktober 2021 um 15 Uhr offiziell. Kinder, Jugendliche, Eltern und die Nachbarschaft sind eingeladen. Es gibt kostenlose Heißgetränke, ein Glücksrad der Bürgerinitiative Pro Kiez Bötzowviertel e.V. sowie den Pankower Spielewagen.

Kriminelles & Unschönes

Tipps & Termine

  • 17.10.: Ihr habt gut erhaltene Kleidung, die ihr nicht mehr anziehen aber auch nicht wegwerfen wollt? Oder ihr sucht neue Anziehsachen? Dann schaut am Sonntag im Stadtteilzentrum Prenzlauer Berg vorbei. Dort findet zwischen 12 und 16 Uhr ein Kleidertausch statt. Es wird eine Aufwandsentschädigung von 1 Euro pro Person erhoben.
  • 19.10.: Ein Großteil der Gesellschaft erwartet von Frauen, dass sie ihre Emotionen unter Kontrolle und stets ein freundliches Lächeln parat haben. Wenn Frauen diesen Rollenerwartungen nicht entsprechen und ihrer Wut freien Lauf lassen, gelten sie schnell als Zicken, Diven oder Schreckschrauben. Doch Frauen sollten diese Erwartungen ignorieren, findet die Journalistin Ciani-Sophia Hoeder. In ihrem neuen Buch „Wut und Böse“ zeigt Hoeder, dass Wut sogar eine mächtige Waffe gegen persönliche und politische Unterdrückung sein kann. Am Dienstag liest die Autorin im Pfefferberg Theater daraus vor. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr und kostet 13 Euro.
  • Bis 31.10.: Pandemiebedingt fielen zahlreiche Veranstaltungen aus. Doch zum Glück werden viele davon nachgeholt. Auch die Galerie Parterre zeigt nun bis Ende des Monats die Werke der Mart-Stam-Preisträger*innen aus dem Jahr 2020. Eine interdisziplinär besetzte Jury wählt dafür jedes Jahr die besten Abschlussarbeiten der Kunsthochschule Weißensee aus. Dieses Mal zeigen Nachwuchskünster*innen aus den Bereichen Malerei, Visuelle Kommunikation und Produktdesign ihre Werke. Die Ausstellung ist von Mittwoch bis Sonntag von 13-21 Uhr und Donnerstag von 10-22 Uhr zu sehen.

Das habt ihr vielleicht verpasst

Zitat der Woche

„So ein Quatsch“ ,

dachte Nirit Ben Joseph, als ihr Verwandte vorschlugen, dass sie Stadtführungen über das jüdische Leben in Berlin anbieten solle. Zum Glück hat sie sich das noch einmal überlegt und den Vorschlag Realität werden lassen. Denn durch sie erfahren die Teilnehmenden, wie sich jüdische Frauen in Deutschland emanzipiert haben oder was während des Zweiten Weltkriegs in Prenzlauer Berg passiert ist. Die Stadtführungen scheinen mir angesichts fehlenden Wissens über das jüdische Leben in der Stadt und einer wieder zunehmenden Judenfeindlichkeit von enormer Bedeutung.

Nun wünsche ich euch aber ein schönes Wochenende!

Eure Christina Heuschen
und die ganze Redaktion

Titelfoto: Julia Schmitz


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