Wird das Jahnstadion abgerissen oder saniert, warum fließen in der Choriner Straße Freudentränen und wer kann sich noch an den Mauerbau erinnern? Das alles in unserem Newsletter zum Nachlesen.
„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“: Dieser Satz, den Walter Ulbricht am 15. Juni 1961 in einer Pressekonferenz sagte, ist längst zum geflügelten Wort geworden. Denn wie wir alle wissen: Der damalige Staatschef der DDR hat sein Wort nicht gehalten. Zwei Monate später, in der Nacht zum 13. August, ließ er die Grenze zur Bundesrepublik mit Stacheldraht abriegeln, der später in Berlin durch eine stabile Betonmauer ersetzt wurde. Sechs Jahrzehnte ist das nun schon her. Die Mauer ist längst gefallen, den ehemaligen Grenzverlauf kann man heute in Form des „Berliner Mauerwegs“ entlang spazieren. Mein Kollege Peter Schulz hat auf dem Abschnitt, der durch Prenzlauer Berg verläuft, mit Menschen über ihre Beziehung zur Berliner Mauer gesprochen. Was sie ihm erzählt haben, lest ihr in unseren
Texten der Woche
- Mauerbau: Am 13. August jährt sich der Jahrestag zum Mauerbau zum 60. Mal. Was verbinden die Menschen heute damit? Ein Spaziergang entlang des Berliner Mauerwegs.
- Mauerbau II: Am Jahrestag des Mauerbaus wird in zahlreichen Veranstaltungen in Berlin dieses folgenreichen Tages gedacht. Wir haben die Übersicht.
Aus dem Bezirk
- Vorkauf: In der Choriner Straße 12 hörte man am Dienstag ein lautes Rumpeln: Das waren wahrscheinlich die Steine, die den Mieter*innen vom Herzen fielen. Um Mitternacht war nämlich die Einsendefrist für die Abwendungsvereinbarung verstrichen, die der potentielle Käufer des Hauses hätte einreichen können. Weil er das nicht getan hat, kann der Bezirk Pankow die Immobilie nun zusammen mit der Genossenschaft Bremer Höhe kaufen und so 13 Wohneinheiten und drei Gewerbeeinheiten schützen. Auch in der Florastraße 68 in Pankow konnte das Vorkaufsrecht erfolgreich eingesetzt werden. Bezirksbürgermeister Benn (Linke) freut sich über den Erfolg: „Choriner Str. 12 und Florastr. 68 sind nun ebenfalls safe vor dem Mietenwahnsinn. Ein weiterer kleiner Schritt im Bemühen, die Stadt zurückzuholen. Der Weg ist noch weit. Jeder Schritt zählt.“
- Jahnsportpark: Am Mittwoch fand die zweite Bürgerwerkstatt rund um das Jahnstadion statt. In den vergangenen Wochen hatten sich drei Planungsteams mit verschiedenen Szenarien auseinandergesetzt: Den Erhalt des alten Stadions und dessen Sanierung, Abriss des alten und Bau eines neuen Stadions sowie Erhalt des alten Stadions und Neubau eines weiteren Stadions. Die dritte Variante, das betonten die beauftragten Architekten deutlich, sei die weitaus schwierigste: Denn streng genommen ist im Jahnsportpark gar kein Platz für ein zweites Stadion, wenn man die ursprüngliche Struktur beibehalten möchte. Lediglich direkt gegenüber der Haupttribüne des alten Stadions, direkt am Haupteingang an der Eberswalder Straße, ließe sich ein Neubau unterbringen. Noch bis zum 16. August sind die Entwürfe online einsehbar und können diskutiert werden; die nächste Bürgerwerkstatt findet am 8. September statt. Vor der Wahl am 26. September wird der Berliner Senat sich für eine Variante entscheiden.
Was soll das?
In unserer Reihe „Was soll das“ stellen wir regelmäßig Unternehmen oder Projekte aus Prenzlauer Berg vor, die aus der Reihe fallen. Diesmal geht es um queere Haushaltshilfen.
Schnell noch aufräumen und bestimmte Gegenstände verstecken, bevor die Reinigungskraft kommt: Lässt man sich seine Wohnung von einer fremden Person putzen, ist das zwar bequem, oft aber auch mit Scham verbunden – auf beiden Seiten. Marius Baumgärtel wollte das ändern und gründete Mitte 2020 in der Belforter Straße das Unternehmen „Queere Haushaltshilfe“: Menschen aus der LGBTQ+-Szene finden dort nicht nur ein angenehmenes Arbeitsumfeld und Löhne über dem Tarif, auch die Kund*innen können sich wohlfühlen – so werden zum Beispiel auch Sexspielzeug oder Playrooms gereinigt, ohne dass es jemandem unangenehm sein muss.
Baumgärtel hat damit eine Marktlücke entdeckt und ist selbst überrascht über die Resonanz: „Die Leute rennen uns die Bude ein, wir haben bereits eine Warteliste“, erzählt er. Von anfänglich drei Mitarbeiter*innen ist die junge Firma binnen eines Jahres auf knapp 20 Beteiligten gewachsen – Tendenz steigend. Wer die Reinigungsfirma in Anspruch nehmen oder dort arbeiten möchte, muss übrigens nicht selbst zur queeren Community gehören: „Wir wollen in der Mitte der Gesellschaft stehen und sind offen für alle Menschen“, so Baumgärtel.
Kriminelles & Unschönes
- Unfall: Am Freitag kam ein 27-jähriger Autofahrer vermutlich wegen eines Sekundenschlafs auf der Wisbyer Straße von der Fahrbahn ab und fuhr auf den Mittelstreifen, wo er drei Fußgängerinnen erfasste. Eine 19-Jährige wurde mit einem Schädel-Hirn-Trauma in die Klinik gebracht, eine weitere 19-jährige sowie eine 43-jährige Frau wurden zur ambulanten Behandlung ebenfalls ins Krankenhaus gefahren. Dem Autofahrer wurde die Weiterfahrt untersagt.
Tipps & Termine
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- 14.8.: Ein Jahr ist es her, dass Özgur Simsek seinen Spätkauf in der Raumer Straße 6 räumen musste – seitdem steht das Ladengeschäft leer. Die Initiative, die bereits im vergangenen Jahr gegen den Rauswurf protestiert hatte, lädt nun zu einem Kiezfest gegen Verdrängung für den Erhalt der Kiezkultur. Beginn ist um 14 Uhr.
- 15.8.: Die Oderberger Straße ist heute eine der belebtesten und beliebtesten Straßen im Kiez. Bis 1989 war sie jedoch eine Sackgasse und endete an der Mauer. Wie das Leben dort während der Teilung war, könnt ihr bei einem Kiezspaziergang mit dem Museum in der Kulturbrauerei erfahren. Beginn ist um 14 Uhr, eine Anmeldung ist erforderlich.
- 16.8.: Svealena Kutschke erzählt in ihrem Roman „Gewittertiere“ die Geschichte zweier Kinder, die kurz nach dem Mauerfall in Norddeutschland aufwachsen – wo die Angst vor der Zuwanderung aus dem Osten den Vater zu einer rätselhaften Tat bringt. Die Lesung findet im Pfefferberg Theater statt, Beginn ist um 20 Uhr. Tickets kosten 11€ und 13€ an der Abendkasse.
Das habt ihr vielleicht verpasst
- SPD: Wer will für unseren Kiez in den Bundestag? Wir haben die Direktkandidat*innen für Prenzlauer Berg und Prenzlauer Berg Ost zum Gespräch an einen Ort ihrer Wahl gebeten. Teil 1: die SPD.
- CDU: Wer will für unseren Kiez in den Bundestag? Wir haben die Direktkandidat*innen für Prenzlauer Berg und Prenzlauer Berg Ost zum Gespräch an einen Ort ihrer Wahl gebeten. Teil 2: die CDU.
Zitat der Woche
„Der Wachturm war nicht weit entfernt. Die Soldaten konnten uns auf den Tisch gucken, manchmal haben sie sich auch einen Apfel vom Baum genommen“
erzählte eine 79-jährige Kleingärtnerin meinem Kollegen bei seiner Tour entlang des Berliner Mauerwegs.
Grenztürme in Prenzlauer Berg – das ist für mich heute gar nicht mehr vorstellbar. Umso wichtiger finde ich, dass die Erinnerung an diese im wahrsten Sinne des Wortes einschneidende Zeit aufrecht erhalten wird und auch jüngere Generationen alles darüber erfahren.
Damit verabschiede ich mich ins Wochenende und wünsche euch ein schönes!
Eure Julia Schmitz
und die ganze Redaktion
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