Mauerbau

Mauerbau: Berlin erinnert sich

von Christina Heuschen 10. August 2021

60 Jahre ist es her, dass am 13. August 1961 die Grenze zwischen Ost und West geschlossen wurde. Zahlreiche Veranstaltungen gedenken dieses folgenreichen Tages. Wir haben die Übersicht.


Er hat Berlin für immer verändert: der Mauerbau. In den frühen Morgenstunden des 13. August 1961 errichteten bewaffnete Streitkräfte der DDR Straßensperren aus Stacheldraht. Jahre lang teilte sie die Stadt in zwei Hälften. Am Freitag jährt sich das folgenschwere Ereignis zum 60. Mal. Zahlreiche Veranstaltungen und Projekte erinnern daran.

 

Chronik der Mauer

Der 13. August 1961 und der 9. November 1989 haben Berlin geprägt. Beide Daten dürften den meisten Berliner*innen im Gedächtnis sein. Doch was genau dazwischen passiert? Wie haben die Bewohner*innen die Mauer erlebt? Ein gemeinsames Projekt der Bundeszentrale für politische Bildung, dem Deutschlandradio und dem Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam zeigt die Geschichte der Berliner Mauer vom Bau über den Mauerfall bis hin zur Wiedervereinigung. Die „Chronik der Mauer“ illustriert die 28-jährige Teilung der Stadt anhand von zahlreichen Textquellen, O-Tönen, Videos und historischen Fotos. Darunter sind auch Erzählungen über die verschiedenen Fluchtversuche und Biografien von Todesopfern.

 

Berliner Mauer-Geschichte als App

Die Berliner Mauer erstreckte sich über eine Strecke von rund 156 Kilometern. Heute jedoch gibt es nur noch wenige Spuren. Denn Teile der Mauer liegen in der Stadt verstreut, versteckt oder wurden vergessen. Damit bleibt die Erinnerung an vielen Stellen verborgen und die Dimensionen der Teilung der Stadt drohen in Vergessenheit zu geraten. Doch die „Berliner Mauer“-App bietet Touren entlang von Mauerresten, Denkmälern und Orten. Interessant ist, dass der Mauerverlauf inklusive Hinterlandmauer und Todesstreifen gezeigt wird.

Einblicke: an der Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße / Foto: Christina Heuschen

Nur wenige Monate nach dem Bau der Berliner Mauer, stehen sich im Oktober 1961 am Checkpoint Charlie und dem DDR-Grenzübergang Friedrich-/Zimmerstraße US-amerikanische und sowjetische Panzer gegenüber. Die App „Cold War Berlin“ macht diese Panzerkonfrontation nun dreidimensional erfahrbar. Interessierte können sich damit die Ereignisse aus verschiedenen Blickwinkeln anschauen. Gleichzeitig erfahren sie anhand von Fotos, Filmen und Radiobeiträgen, wie die Ereignisse in Ost und West dargestellt wurden.

 

Historische Spaziergänge in Prenzlauer Berg

Auch in Prenzlauer Berg hat die Mauer Spuren hinterlassen. Wusstet ihr, dass die Oderberger Straße bis 1989 eine Sackgasse war, die an der Mauer endete? Wer wissen möchte, wie der Alltag mit Mauer damals aussah, kann an einem Spaziergang des Museums in der Kulturbrauerei teilnehmen. Ladengeschäfte und Fleischerei werden von Versorgung und vom Schlangestehen erzählen, Kneipen und Badeanstalten von Treffpunkten der Kiezbewohner*innen, Altbauten von desolaten Wohnungszuständen, geheimen Treffen der Ost-Berliner Bohème und Bespitzelung durch die Stasi. In den Kiezspaziergängen „Leben an der Mauer: Die Oderberger Straße“ und „Nach dem Mauerfall. Ein Kiezspaziergang im Prenzlauer Berg“ vermittelt einen Einblick. Die Zahl der Teilnehmenden ist auf maximal 20 Personen begrenzt, eine Anmeldung ist daher erforderlich.

Wie vermittelt man Kindern heutzutage, welche Bedeutung eine Mauer inmitten der Stadt hatte? Die Gedenkstätte Berliner Mauer bietet eine Entdeckungstour für Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren in der Bernauer Straße an. Während der Tour erfahren sie, warum Menschen plötzlich nicht mehr durch ihre Haustür gehen konnten oder was mit der Versöhnungskirche passierte. Die Führung ist für Kinder und eine begleitende erwachsende Person kostenlos. Eine Registrierung ist erforderlich.

Hier verlief die Mauer. / Foto: Christina Heuschen

 

Zeitzeug*innen erinnern sich

Welche Auswirkungen hatte der Mauerbau auf das Leben der Menschen in Ost-Berlin? Und wie haben Kinder damals eigentlich den Bau der Mauer erlebt? Zeitzeug*innen erzählen am Freitag, den 13. August über ihre Erfahrungen. Die Veranstaltungen finden um 15 und 16 Uhr im Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer statt.

Auch online erinnern sich Zeitzeug*innen an den Bau der Mauer durch das SED-Regime und an die Folgen für die Menschen in der geteilten Stadt. In Videointerviews schildern der Berliner Beauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und Mitglieder des Abgeordnetenhauses von Berlin ihren Alltag und persönliche Ereignisse im geteilten Berlin. Die Videointerviews können auf dem Instagram-Kanal des Berliner Abgeordnetenhauses angeschaut werden. Unter dem Hashtag #Mauerschatten könnt ihr das Projekt auch auf Twitter verfolgen.

 

Von Filmfestivals und einem Theaterstück
Egal ob in Fernsehberichten, in Dokumentationen oder in Spielfilmen: Filmmaterial über die Mauer gibt es zahlreich. Das Filmfestival „Mauerfilme“ zeigt nun rund 75 solcher Beiträge vom 13. bis zum 15. August im Mauerpark, die einen interessanten Einblick in die DDR-Geschichte bieten. Die Veranstaltung ist kostenlos, die Teilnahmerzahl ist allerdings begrenzt.

Auch der Innenhof des Campus für Demokratie auf dem Gelände der ehemaligen Stasi-Zentrale in Lichtenberg verwandelt sich vom 7. August bis 4. September 2021 in ein Open-Air-Kino. Vier Wochen lang werden dort dienstags Dokumentationen sowie donnerstags und samstags Spielfilme gezeigt – unter anderem der Film „Ballon“ zur Flucht aus der DDR. Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 19:30 Uhr. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Doch der Mauerbau und seine Folgen wird nicht nur in Filmen verarbeitet. Vier Theaterautor*innen aus Ost und West, geboren vor und nach der Wende, haben gemeinsam ein Stück über das Leben in der geteilten Stadt entwickelt. „#BerlinBerlin – von Mauern und Menschen“ zeigt eine Familiengeschichte in Ost und West und stellt dabei die Frage nach dem Sinn von Mauern, die trennen und immer wieder neu errichtet werden. Die Produktion ist ab September an verschiedenen Orten in Berlin zu sehen.

 

 Titelfoto: Hellebardius/Flickr

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