Frau Brettschneider wohnt seit acht Jahrzehnten im Bötzowkiez und möchte auch weiterhin dort bleiben – warum sie das mit den Mieter*innen der Schönhauser Allee 135/135a gemeinsam hat, erfahrt ihr in unserem wöchentlichen Newsletter – jetzt hier zum Nachlesen.
In den letzten Wochen tobte der Häuserkampf in Prenzlauer Berg: Mehrere Mietergemeinschaften trommelten zum lauten Protest zusammen, weil ihr Wohnhaus verkauft wurde – in mehreren Fällen an Immobiliengesellschaften mit zweifelhaftem Ruf. Da aber alle betroffenen Gebäude in Milieuschutzgebieten liegen, kann der Bezirk Pankow sie theoretisch zusammen mit einer Wohnungsgenossenschaft selbst erwerben.
Voraussetzung: Der Käufer oder die Käuferin unterschreibt keine so genannte Abwendungsvereinbarung. Während die Mieter*innen in der Choriner 12 noch ein paar Wochen bangen müssen, ob das passiert, ist in der Schönhauser Allee 135/135a in der Nacht zu Dienstag die Frist dafür verstrichen. Was das bedeutet, lest ihr in unserem
Text der Woche
- Vorkaufsrecht: Wochenlang haben die Mieter*innen in den Häusern Schönhauser Allee 135 und 135a gezittert, ob der Bezirk das Vorkaufsrecht in Anspruch nehmen kann. Nun ist eine erste Entscheidung gefallen. #mitglieder
Was sonst noch los war
- Kiezgeschichten: Fast ihr ganzes Leben lang wohnt Gerda Brettschneider im Bötzowviertel in Prenzlauer Berg – 65 Jahre davon sogar in derselben Wohnung. Ihren Kiez kennt sie daher bis ins kleinste Detail. #mitglieder
Kiezfoto der Woche
Aus dem Bezirk
- Jahnsportpark: Drei Szenarien gibt es derzeit für die Zukunft des Stadions an der Eberswalder Straße: Umbau und Erhalt, Abriss und Neubau an der gleichen Stelle – oder Erhalt des alten Stadions und Neubau eines weiteren Stadions an einer anderen Stelle im Park. Drei verschiedene Teams aus Architekt*innen, Stadtplaner*innen und Landschaftsplaner*innen erarbeiten in den nächsten Monaten je eine Machbarkeitsstudie zu der ihnen zugelosten Variante, die bis Spätsommer fertiggestellt sein soll – und auf deren Grundlage der Berliner Senat im September dann entscheidet, ob das alte Stadion erhalten bleibt oder nicht. „Neue Sportflächen in Berlin zu erschließen, ist schwierig; deswegen muss das Vorhandene zukunftsweisend weiterentwickelt werden“, so Gabi Freytag von der Senatsverwaltung für Inneres und Sport bei einer virtuellen Informationsveranstaltung vergangene Woche. Geplant sei ein „von breiter Akzeptanz getragenes Areal“, das alle Interessen von Nutzer*innen und Anwohner*innen vereint. Die sind allerdings höchst unterschiedlich. Ob das funktioniert?
- Geschäftsaufgabe: Fast 40 Jahre lang hat Axel Menge seinen Laden für Eisenwaren und Werkzeuge in der Schönhauser Allee 61 betrieben. Am kommenden Wochenende schließt er die Türen nun für immer. Grund ist ausnahmsweise mal nicht die Pandemie: Menge, der demnächst in die wohlverdiente Rente geht, hat einfach niemanden gefunden, der seine Nachfolge antreten will. Bis Samstagnachmittag um 16 Uhr gibt es noch die Möglichkeit, Hammer, Nägel und Schrauben zu kaufen und sich von dem urigen Laden zu verabschieden.
- Recyclinghof: Es ist laut und stinkt und ständig gibt es Rückstau durch wartende Autos – das sagen die Anwohner*innen rund um den BSR-Recyclinghof in der Behmstraße. Einer davon ist Stefan Jeka, der jetzt eine Petition an die BSR und den Berliner Senat gestartet hat: „Jeden morgen ab 6 Uhr verlassen circa 80 schwere Müllwagen lautstark den BSR Betriebshof über das Kopfsteinpflaster. Lärm und Erschütterungen bringen die Anwohner um den Schlaf, nicht nur seitdem viele im Home-Office arbeiten müssen“, heißt es darin. Weil es im Umkreis von fünf bis sechs Kilometern zwei weitere Recyclinghöfe gebe, solle der Hof in Prenzlauer Berg geschlossen werden, fordert er weiter. Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz sieht aktuell allerdings keinen Grund, einzugreifen – weil es bisher keine Beschwerden wegen Geruchs– oder Lärmbelästigung gegeben habe.
- Pankower Frauenpreis: Zum zweiten Mal wurde der Pankower Frauenpreis verliehen – in diesem Sommer aufgrund der Pandemie leider ohne öffentliche Preisverleihung. Rajaa Al Khlefawi, die als Projektleiterin der Kontakt- und Beratungsstelle „Hayatuna“ in der Zukunftswerkstatt Heinersdorf arbeitet und für ihr Engagement für geflüchtete Menschen geehrt wird, bekam die freudige Nachricht per Brief zugestellt. „Das Engagement von und für Frauen und Mädchen verdient mehr öffentliche Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Der Pankower Frauenpreis soll dafür einen Beitrag leisten,“ so Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke) bei der Übergabe des mit 500 Euro dotierten Preises.
Kriminelles & Unschönes
- Überfall: In der Nacht zu Samstag wurden zwei 17-jährige Jugendliche sowie ein 16-Jähriger festgenommen, nachdem sie gegen gegen 23.30 Uhr in der August-Lindemann-Straße einen ebenfalls 17-Jährigen geschlagen und ihm die Kopfhörer entwendet hatten. Der Angegriffene wurde vom Rettungsdienst vor Ort versorgt; die Kriminalpolizei ermittelt wegen räuberischen Diebstahls.
Tipps & Termine
- ab 1.7.: Gute Nachrichten für alle Cineasten: Die Berliner Kinos dürfen seit Donnerstag wieder ihre Innenräume öffnen. Mit dabei ist natürlich auch das Lichtblick Kino auf der Kastanienallee, das unter anderem den besten europäischen Film 2020 „Der Rausch“ (2.7., 21.30 Uhr) sowie den Filmklassiker „Der Himmel über Berlin“ (5. & 7.7., 21.30 Uhr) zeigt.
- 8.7.: Der Kultursommer im Hof vor der Bibliothek am Wasserturm beginnt mit einer Lesung von Andreas Ullrich aus seinem Buch „Wir Kinder von der Fischerinsel“: Zwischen 1969 und 1973 entstand hier ein Hochhauskiez, der von einer speziellen Mischung Bewohner*innen geprägt wurde. Beginn ist um 20 Uhr, eine Anmeldung ist zwingend erforderlich.
Das habt ihr vielleicht verpasst
- Famose Frau: Ruth Herzberg wuchs zu DDR-Zeiten in einer Künstlerfamilie in Pankow auf. Wir sprachen mit ihr über ihre Liebe zu Prenzlauer Berg und darüber, wie man mit einem Mann unglücklich wird.
Zitat der Woche
„Dem Käufer geht es sicher um Profit, und den kann man auf diese Weise nicht machen“
sagte mir ein Hausbewohner der Schönhauser Allee 135 vor einer Woche. Zu dem Zeitpunkt war noch nicht klar, ob der Bezirk das Vorkaufsrecht in Anspruch nehmen kann oder der Käufer kurz vor knapp doch noch eine Abwendungsvereinbarung einreicht.
Alles nochmal gut gegangen auf der Allee! Mit diesen Worten verabschiede ich mich Richtung Liegestuhl: Wir machen wie jedes Jahr Redaktionsferien – der nächste Newsletter erscheint am 23. Juli. Bis dahin wünsche ich euch einen zauberhaften Sommer, ob auf Balkonien, an der Ostsee oder im Freibad Pankow!
Eure Julia Schmitz
und die ganze Redaktion
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