Berlin

Von gebrochenen Herzen und Fahrradstraßen

von Julia Schmitz 27. Juni 2021

Wann wird die Stargarder eigentlich zur Fahrradstraße? Wird das Jahnstadion nun abgerissen oder nicht? Und was haben Bücher mit Lebensmittelverschwendung zu tun? Unser wöchentlicher Newsletter zum Nachlesen.


Liebe Leserinnen und Leser!

„Wie man mit einem Mann unglücklich wird“: Ich persönlich halte das für einen ziemlich gelungenen Buchtitel, oder? Er steht auf dem neuen Roman von Ruth Herzberg, in dem sie von einer obsessiven Affäre zwischen zwei Menschen erzählt – und damit der bindungsunfähigen Hedonismusgesellschaft Berlins (zumindest Pre-Corona) den Spiegel vorhält. Mit der Autorin habe ich mich aber nicht nur darüber unterhalten, wie man sich von jemandem das Herz brechen lässt, sondern auch über ihre Kindheit und Jugend: Aufgewachsen ist Ruth in einer Theaterfamilie in Pankow, zog aber bei der ersten Gelegenheit nach Prenzlauer Berg. Umtopfen lässt sie sich jetzt nicht mehr, sagt sie.

Der Text ist übrigens Teil unserer Reihe „Famose Frauen“, die wir vor zwei Jahren ins Leben gerufen haben. Weil wir finden, dass es im Bezirk so viele einzigartige Personen gibt, die unbedingt vorgestellt werden sollten. Wenn ihr eine Frau kennt, die in diese Rubrik passen könnte, dann schreibt uns gerne eine Mail. Natürlich könnt ihr uns aber auch immer famose Männer vorschlagen! Damit leite ich jetzt halb-elegant über zu unserem

Text der Woche:

Famose Frau: Ruth Herzberg wuchs zu DDR-Zeiten in einer Künstlerfamilie in Pankow auf. Wir sprachen mit ihr über ihre Liebe zu Prenzlauer Berg und darüber, wie man mit einem Mann unglücklich wird.

 

Kiezfoto der Woche

Kiezfoto

Gesehen in der Weinerei / Foto: Julia Schmitz

 

Aus dem Bezirk

  • Fahrradstraße: Die Stargarder Straße… ach, da war doch was? Stimmt: Die sollte eigentlich längst zur Fahrradstraße umgewidmet worden sein. Doch was lange währt, wird bekanntlich gut und so gab das Bezirksamt jetzt bekannt, dass die Bauarbeiten im Juli beginnen werden. Dazu gehört eine umfangreiche Beschilderung und die Markierung der Straße – damit auch jeder weiß, dass Fahrräder in Zukunft hier Vorrang haben. Die Stargarder wird übrigens nicht die letzte ihrer Art im Bezirk sein: Bis 2023 sind ganze 17 weitere Fahrradstraßen in Pankow geplant, gab Stadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) bekannt.
  • Jahnsportpark: Und täglich grüßt das Murmeltier: Um das Stadion im Jahnsportpark, das erwähnen wir in regelmäßigen Abständen, wird seit längerem erbittert gestritten. Jetzt soll mit den Bürger*innen in einem Werkstattverfahren über drei verschiedene Zukunftsszenarien – die von Architekt*innen und Stadtplaner*innen erarbeitet wurden – diskutiert werden. Wird das Stadion umgebaut und erhalten? Wird es abgerissen und an gleicher Stelle neu gebaut – oder wird das alte Stadion weiterhin teilweise genutzt und ein neues Stadion an anderer Stelle errichtet? Die Auftaktveranstaltung findet am 25. Juni ab 18 Uhr über Zoom statt, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
  • Colosseum: Wie ist eigentlich der aktuelle Stand beim Kino auf der Schönhauser? Das wollte die Bezirksverordnete Christiane Heydenreich (Grüne) mit einer Kleinen Anfrage beim Bezirksamt wissen. Antwort: Die Causa Colosseum gestaltet sich weiterhin schwierig. Der Bezirk habe kein Geld, um die Immobilie selbst zu kaufen, so Stadträtin Rona Tietje (SPD), und bräuchte eine klare Positionierung des Senats dazu – die es bisher noch nicht gibt. Man habe aber Kontakt mit der Erbengemeinschaft aufgenommen, um das Interesse am Kauf zu signalisieren. Ob diese vielleicht schon mit Dritten darüber verhandeln, weiß man beim Bezirksamt ebenfalls nicht, denn darüber bestehe keine Auskunftspflicht seitens der Besitzer*innen, so Tietje weiter.
  • Lebensmittelrettung: „Bücher sind Lebensmittel“, ist so mancher bibliophile Mensch überzeugt. Und würde wahrscheinlich empört aufschreien bei dem Gedanken, das Bücher ungelesen im Müll landen. Bei Lebensmitteln scheint das Wegwerfen offenbar gesellschaftlich anerkannter zu sein – und dagegen will der Bezirk etwas tun: Seit dieser Woche hat die Heinrich-Böll-Bibliothek auf der Greifswalder Straße eine Verteilstation für Lebensmittel, die nicht mehr gebraucht werden, aber noch genießbar sind. Vor ein paar Jahren hatte es einen ersten Vorstoß in diese Richtung schon mit einem öffentlich zugänglichen Kühlschrank in der Senefelder Straße gegeben, der aber aufgrund der Hygienevorschriften wieder entfernt werden musste. Nun also ein neuer Versuch zwischen Bücherregalen: „Eine Bibliothek ist ein optimaler Ort, um viele Menschen zu erreichen und für das Thema Lebensmittelwertschätzung zu sensibilisieren“, ist Projektleiterin Eva Katharina Hage von der Verbraucherzentrale Berlin überzeugt.
  • Schuldrehscheibe: Die Sommerferien werden nicht nur für die Umwidmung der Stargarder Straße genutzt, auch an der Werneuchener Wiese rücken die Bagger an: Hier entsteht eine von zwei „Schuldrehscheiben“, die auf 10 bis 15 Jahre Nutzungszeit angelegt ist und bis zu 800 Schulkindern Platz bieten soll. Ursprünglich sollte das Gebäude längst fertiggestellt sein, wie wir Ende 2019 berichteten. An der Talstraße Ecke Eschengraben entsteht ebenfalls eine dieser Drehscheiben; hier können in Zukunft bis zu 600 Kinder pauken. Beide Projekte sind Teil der Berliner Schulbauoffensive, für die der Senat rund 5,5 Milliarden Euro ausgibt.

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Zitat der Woche

„Als Jugendliche wollte ich immer unbedingt aus Pankow nach Prenzlauer Berg ziehen, das war damals noch ein eigener Bezirk. Da wohnten die ganzen Künstler“

erzählte mir Ruth Herzberg. Und dass sie, als sie endlich nach Prenzlauer Berg umzog, letztendlich doch wieder in Pankow landete – weil die Bezirke kurz zuvor zusammengelegt worden waren.

Ob Pankow oder Prenzlauer Berg: Ich nehme das heute mal nicht so genau mit den Stadtteilgrenzen und wünsche euch ein wundervolles Wochenende!

Eure Julia Schmitz
und die ganze Redaktion


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