Acht soziale Erhaltungsgebiete gibt es bereits in Prenzlauer Berg. Jetzt sollen auch im Bereich „Danziger Straße Ost“ Fakten gegen Verdrängung geschaffen werden.
Der Berliner Wohnungsmarkt folgt oft einer bestimmten Choreographie: Ein Haus wird verkauft und saniert, die Mieten steigen oder die Wohnungen werden in Eigentum umgewandelt. Wer wenig verdient, muss weichen und Platz machen für die Besserverdienenden – mitunter greifen die neuen Eigentümer*innen zu rabiaten Entmietungsmethoden, um die Altmieter*innen zum „freiwilligen“ Auszug zu drängen. Das gefährdet jedoch die Durchmischung der Kieze. Und obwohl so mancher an dieser Stelle mit bitterer Miene anmerken mag, Prenzlauer Berg sei – dank der umfangreichen Sanierungswelle nach dem Mauerfall – längst ein homogener, von der solventen Mittelschicht geprägter Stadtteil: Ganz richtig ist das nicht.
Um zu verhindern, dass der Wohnungsmarkt völlig aus dem Ruder läuft, hat Berlin deshalb ein wichtiges Werkzeug zur Hand: Einzelne Areale können als „soziale Erhaltungsgebiete“ ausgewiesen werden, was bestehenden oder zukünftigen Hauseigentümer*innen Regeln auferlegt. Wer die Immobilie modernisieren möchte, darf dies dann nur bis zu einem gewissen Grad tun, die Umwandlung in Eigentumswohnungen muss beantragt werden – und kann abgewiesen werden. Wird ein Haus verkauft, kann der Bezirk das Vorkaufsrecht zum Beispiel in Zusammenarbeit mit einer Wohnungsbaugesellschaft ausüben oder individuelle Abwendungsvereinbarungen aushandeln.
Acht Erhaltungsgebiete in Prenzlauer Berg
Dreizehn dieser Erhaltungsgebiete gibt es bereits im Bezirk Pankow, acht davon liegen in Prenzlauer Berg. So achtet der Bezirk am Arnimplatz, rund um die Bötzowstraße, am Falkplatz, am Helmholtzplatz, am Humannplatz, am Kollwitzplatz, am Teutoburger Platz und in der Winsstraße darauf, die Zusammensetzung der Bevölkerung zu erhalten. Jetzt kommt mit „Danziger Straße Ost“ womöglich ein weiteres Gebiet hinzu: Die Kniprodestraße, Conrad-Blenkle-Straße, Paul-Heyse-Straße, Fritz-Riedel-Straße, Landsberger Allee sowie die Danziger Straße grenzen das Areal ein, das zwanzig Hektar mit ungefähr 2.400 Wohneinheiten und 4.000 Einwohner*innen umfasst.
Weil die angrenzenden Gebiet in Bötzowkiez und Petersburger Straße bereits als Erhaltungsgebiete ausgewiesen sind, steht die Danziger Straße Ost unter erhöhtem Aufwertungsdruck. Das ergab ein Gutachten, das vom Bezirksamt Anfang des Jahres in Auftrag gegeben worden war. In den letzten Jahren sei die Durchschnittsmiete bereits um zwei Euro pro Quadratmeter gestiegen; eine weitere Steigerung in den nächsten Jahren sei wahrscheinlich und würde etliche Mieter*innen in finanzielle Bedrängnis bringen, heißt es darin.
Mit 44 Prozent ist die Quote der Alleinerziehenden im Kiez am Velodrom überdies deutlich höher als in anderen Teilen Prenzlauer Bergs, wo sie bei durchschnittlich 31 Prozent liegt. Da im Zuge der Modernisierung jedoch häufig kleinere Wohnungen zu größeren Einheiten zusammengelegt werden, wirkt sich dies vor allem auf diese Gruppe aus.
Ob das Gebiet „Danziger Straße Ost“ demnächst tatsächlich zum Erhaltungsgebiet ernannt wird, darüber stimmen die Bezirksverordneten in diesen Tagen schriftlich ab; Ende Juni wird mit einer Entscheidung gerechnet.
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