Immanuelkirche

Gesucht: Sieben Millionen Euro

von Julia Schmitz 24. Februar 2021

An der Sanierung der Immanuelkirche auf der Prenzlauer Allee führt kein Weg vorbei. Doch woher soll das Geld dafür kommen? Die Pankower Grünen haben eine Idee.


Fährt man die Prenzlauer Allee stadtauswärts, ist sie nicht zu übersehen: Auf der rechten Seite thront, in Höhe des Wasserturms, die Immanuelkirche. Stand sie bei ihrer Fertigstellung 1893 noch allein auf weitem Feld, ist sie längst seit vielen Jahrzehnten von dichten Reihen aus Altbauten umgeben. Und sie hat eine wechselvolle Geschichte: Sie war die Kirche, in der sich Pfarrer Johannes Schwartzkopff ab 1937 für jüdische Mitbürger*innen einsetze, indem er sie taufte und mit Lebensmittelmarken versorgte. Sie war auch die Kirche, in deren Keller die Nazis ein Waffen- und Munitionslager einrichteten. Einer Gruppe Widerstandskämpfer, die das Gebäude besetzte und die Rote Armee über das Lager benachrichtigte, ist es zu verdanken, dass das Gotteshaus beim Einmarsch der Russen und dem letzten Kampf um die Stadt 1945 nicht vollständig zerstört wurde.

Dass sich das Kirchenschiff mit dem markanten spitzen Turm noch heute im Originalzustand befindet, hat allerdings Vor- und Nachteile. Während sich im Inneren nach wie vor die 1893 entstandenen Wand- und Deckengemälde von Adolf Quensen – der auch die alte Kaiser-Wilhelm-Kirche am Breitscheidplatz ausmalte – bewundern lassen, muss der Rest des Gebäudes dringend saniert werden.

Die Elektrik sei sehr alt und so marode, dass bei jedem Kurzschluss erhöhte Brandgefahr bestehe, so Pfarrer Mark Pockrandt. „Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden behelfsmäßig alte Heizkörper aus S-Bahnen eingebaut, die natürlich zum einen sehr viel Strom verbrauchen, zum anderen aber auch längst nicht mehr den heutigen Sicherheitsanforderungen entsprechen“, erzählt er. Auch Schäden, die durch einen Wassereinbruch im Dach entstanden sind, müssten beseitigt werden.

 

Berlin zögert

Schwartzkopff Immanuelkirche

Die Immanuelkirche um 1945. (Foto: Archiv der Ev. Immanuel-Gemeinde)

Die Kosten für die Sanierung belaufen sich auf insgesamt 13,6 Millionen Euro. 6,8 Millionen hatte der Bund im Zuge der Unterstützung Berliner Kulturbauten Ende 2019 bereits bewilligt – doch diese Mittel werden nur freigegeben, wenn die Finanzierung der restlichen Summe ebenfalls gesichert ist. Eigentlich springt an dieser Stelle das Land Berlin ein – doch das fördert aktuell nur zwei Kirchen, die im Westen der Stadt stehen.

„Das Land hat sich diesbezüglich sehr zurückgehalten. Dann fiel auch noch Corona in die Zeit, in der die Entscheidungen über Förderungen hätten getroffen werden müssen. Aktuell ist es aufgrund der Lage sehr schwierig, Fördermittel zu erhalten, weil sie woanders benötigt werden“, so Pockrandt. Sollten die fehlenden 6,8 Millionen nicht aufgebracht werden können, verfällt auch der Zuschuss des Bundes.

 

Finanzierung aus SED-Vermögen?

Woher also nehmen, wenn nicht stehlen? Die Pankower Grünen fordern das Bezirksamt auf, sich beim Senat für die Übernahme der Sanierungskosten einzusetzen und schlagen außerdem vor: Man könnte einen Teil der Summe doch möglicherweise aus dem Altvermögen der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) bezahlen? Mitglieder der DDR-Partei hatten nach Zusammenbruch des Staates Millionen Deutsche Mark auf Schweizer Konten zur Seite geschafft; das Geld wird nun, nach einem fast drei Jahrzehnte dauernden Rechtsstreit, zurückgezahlt – inklusive angelaufener Zinsen sind das mittlerweile rund 140 Millionen Euro.

„Diese Mittel müssen für Investitionen in der ehemaligen DDR verwendet werden“, heißt es im Antrag der Grünen und: „Die Immanuelkirche wäre als Wahrzeichen und auch als lebendige Gemeinde eine nachhaltige Anlage des Vermögens.“ Am Mittwoch wird in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) über den Antrag abgestimmt.

Titelbild: Julia Schmitz

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2 Kommentare

ron 26. Februar 2021 at 10:49

Wieso stiftet die ev. Kirche nicht den Fehlbetrag oder einen Teil hinzu?

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goertz 26. Februar 2021 at 13:37

gute frage? weil sie das geld nicht einfach so hat? und wer ist sie- die ekd, die ekbo, der kirchenkreis, die gemeinde?

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