Weihnachten

Stille Nacht

von Redaktion 21. Dezember 2020

Für Viele wird Weihnachten dieses Jahr aufgrund der Pandemie sehr ruhig verlaufen. Damit euch aber höchstens die kuschelige Wolldecke auf den Kopf fällt, haben wir Tipps für abwechslungsreiche Tage zuhause gesammelt.


Im Frühjahr, während des ersten „Lockdowns“, war „staythefuckhome“ der Satz der Stunde. In diesem Herbst und Winter wird das zwar etwas weniger brachial formuliert, aber klar ist: Zuhause bleiben sollen wir trotzdem. Weihnachten 2020 wird also deutlich anders als in den vergangenen Jahren und wir können euch nicht wie sonst die schönsten Adventsveranstaltungen vorstellen oder euch auflisten, wo man die Feiertage verbringen kann, wenn man keinen Familienanschluss hat.

Stattdessen haben wir in der Redaktion ein paar Tipps zusammengesucht, die euch die besonders stillen Nächte versüßen sollen! Damit verabschieden wir uns gleichzeitig in eine Winterpause bis zum 6. Januar. Das gesamte Team der Prenzlauer Berg Nachrichten wünscht euch erholsame Feiertage!


Träume in Schachteln

Das Deutsche Theater bringt Axel Hackes beliebte Weihnachtsgeschichte Der kleine König Dezember auf die Bühne. Eines Tages erscheint der Titelheld im Bücherregal eines melancholischen Mannes, der fortan mit ihm Gespräche führt. Der kleine König kommt aus einem Land, in dem das Alter rückwärts läuft. Sein Mantel ist zu eng, seinen Kaffee trinkt er zu süß und seine Träume bewahrt er in Schachteln auf. Die können junge Theaterbegeisterte mit Hilfe einer Anleitung selber nachbauen. In einer Art interaktivem Adventskalender bietet das Schauspielhaus als Ergänzung zum Stück filmische Aufnahmen vom Geschehen hinter den Kulissen des Theaterbetriebs, beispielsweise zum Bühnenbau und Kostümfundus. Außerdem entdeckt man Anregungen zum Basteln, Geschichten erzählen oder einfach Entspannen.

Vom Eskapismus zur Konfrontation: Malbücher für Erwachsene

Jetzt muss es sein. Das ganze Jahr lang habe ich mich erfolgreich um Sauerbrot backen und Makramé knüpfen gedrückt und staunend die Bastelarbeiten meines Freundeskreises gelobt. Mit dem zweiten Lockdown und der Winterzeit bin schließlich auch ich mürbe geworden. Ein Hobby muss her! Was Überflüssiges zum Entspannen, das gerade noch unter dem Label Achtsamkeit laufen kann. Als ich während eines Telefonats herum kritzele, kommt mir die Idee: Ein Malbuch für Erwachsene! Bei meiner Recherche stoße ich auf Märchen-Mangas, Hipster-Hefte und sogar Erotisches. Was mir aber vor allem ins Auge fällt, ist das Angebot einer Autorin namens Clara Chlamydia. In dem von ihr entworfenen Heft kann man Geschlechtskrankheiten ausmalen. Damit will sie einerseits Freude und andererseits Aufmerksamkeit für die teils tabuisierten Krankheiten wecken. Während ich noch überlege, wie ich dazu stehe, fällt mir ein anderes Werk derselben Autorin in die Hände: „Tödliche Viren – ausmalen und entspannen!“ Erschrocken taumele ich in die Süßigkeiten-Abteilung. Darauf erstmal einen Zentner Schokolade. Damit habe ich den ersten Lockdown schließlich auch überstanden.

Katharina Angus


Ich erzähl‘ dir eine Geschichte

„Jetzt ist endlich mal Zeit für ein neues Hobby“, hieß es während des ersten Lockdowns im Frühjahr von allen Seiten. Doch während andere mit dem Stricken begannen oder endlich Italienisch lernten, lag ich die meiste Zeit – von der Lage der Welt erschöpft und überwältigt – auf dem Sofa. Weil das Anstarren der weißen Wände irgendwann langweilig wurde, begann ich dabei Hörspiele zu hören. Und stieß auf den WDR-Hörspielspeicher, in dem sich lauter Geschichten für Erwachsene befinden. Von Krimi über Literarisches bis hin zu gesellschaftskritischen Features ist alles dabei und bietet genügend Auswahl, um das Kopfkino einzuschalten. Mein Favorit? Emily Brontës Klassiker Sturmhöhe – in ganze 32 Folgen. Liegen bleiben kann ich dabei auch.

Schicksalsjahre einer Stadt

Der Titel weckt zwar bestimmte Assoziationen, aber bei der Doku-Reihe „Berlin – Schicksalsjahre einer Stadt“ geht es nicht um Franz und Sissi, sondern um unsere Mutterstadt Berlin – und zwar von 1961, dem Jahr des Mauerbaus, bis 2009, als Berlin (wieder) Hauptstadt wurde. Jedes Jahr bekommt eine eigene, ca. 90 Minuten lange Folge und so kann man sich stunden–, sogar tagelang in der Vergangenheit dieser Metropole verlieren und noch einmal die schönsten, schlimmsten oder peinlichsten Momente Revue passieren lassen. Besonders spannend für mich: Was geschah hier alles in meinem Geburtsjahr?

Julia Schmitz


Den Club ins Wohnzimmer holen

Die zeitgenössische Musikszene aus dem Nahen Osten und die davon beeinflussten musikalischen Acts sind oft zu Unrecht nur Randerscheinungen bei eurozentrischen Veranstaltungen. Doch das Kulturzentrum /AL\ Berlin und der Club Bulbul möchten das ändern – auch während des Lockdowns. Denn unter dem Titel „The Witches Tales“  streamt /AL\ Berlin Auftritte von Rasha Nahas, Djinn Power und Zazuka live aus dem Bulbul. Die Streams sind auch im Nachhinein bei Youtube zu sehen und zu hören. Das Bulbul und /AL\ Berlin bieten alle Streams umsonst an. Wer die beiden aber unterstützen möchte, kann Solidaritätstickets kaufen.

Theater zu Hause erleben

Von einem jungen Mann, der in „Berlin Oranienplatz“ einen letzten Tag in der Stadt verbringt und noch einmal fast vergessene Orte besucht, bis hin zum Revuetheater und Feiertagsspecial „Alles Schwindel“: Auch in diesem Lockdown müssen Berliner*innen nicht auf das Theater verzichten. Das Gorki bietet einen vielfältigen Stream an. Besonders ist, dass das Theater die Aufführungen nicht nur abfilmt, sondern extra für den Stream produziert.

Christina Heuschen


Mord und Totschlag

Wem es mit der Schwiegermutter verdächtig harmonisch ist, mit dem Vater zu behaglich, mit den Kindern zu fröhlich und mit der Großmutter zu gemütlich, wem das ganze Weihnachtsgetue schon immer zu scheinheilig und übertrieben war und jetzt angesichts der Pandemie sowieso, der sollte sich die bisher 70 Folgen des ZEIT Podcasts Verbrechen anhören. Jede Folge dauert etwa eine Stunde – täglich fünf Folgen 14 Tage lang. Dann weiß jeder mehr über das Justizwesen, über Gut und Böse, über die Gesellschaft – zum Beispiel bei dem Fall, als sich zufällig ein 16-Jähriger und ein 19-Jähriger treffen und danach einer tot ist; oder bei der jungen Frau, die Vater und Onkel beschuldigt, sie vergewaltigt zu haben, und sich erst Jahre später herausstellt, dass beide unschuldig  sind.

Lockdown als Retreat

Wenn eh schon alles geschlossen ist, dazu Ferien sind, man seine Kontakte beschränken soll, der kann vielleicht die Zeit nutzen, um alles noch eine Spur radikaler zu betreiben: Keine Menschen, kein Internet, kein Smartphone, kein Telefon, kein Radio und keinen Fernseher, keine Nachrichten und kein Reden. Einfach seine Wohnung als Schweigekloster betrachten, sich still auf die Couch legen und denken beziehungsweise nachdenken, um wirklich mal auf das eigene Innere und sein Leben, wie es gerade ist, zurückzufallen. Dann kommt man möglicherweise zu einigen (vielleicht sogar erschreckenden) Erkenntnissen schon am ersten Tag des Jahres: die Beziehung ist vergiftet, der Job macht nicht zufrieden und einige Freunde tun einem auch nicht gut. Das ändert man dann und startet aufgeräumt ins neue Jahr – und alles war auch noch total coronasicher.

Peter Schulz


Ab in die Rakete

Es sollte doch mit dem Teufel zugehen, wenn man all diese geschenkte Zeit nicht für Projekte nutzen kann, zu denen man selbst im Urlaub nie kommen würde. Denn ein echtes Projekt ist es schon, die 14 Stunden dieser wilden Hörspielumsetzung anzugehen: Die Enden der Parabel von Thomas Pynchon. Der SWR2 konnte die Literaturlegende nach vielen Jahren des Bittens nämlich davon überzeugen, erstmals einer Bearbeitung seines Hauptwerkes zuzustimmen. Wahrscheinlich ist das Endergebnis eher für die harten Fans eines der wichtigsten und faszinierendsten Werke des letzten Jahrhunderts geeignet, aber leichter war es trotzdem noch nie, den Versuch zu wagen, in Pynchons Kosmos einzutauchen.

Einmal der Held sein

Einen Brocken ganz anderer Art stellt das Rollenspiel Dragon Quest XII dar. Weit mehr als 100 Stunden habe ich mich nämlich in der bunten Fantasy-Welt verloren und zusammen mit meinen digitalen Begleitern die Welt gerettet. In typischer JRPG-Manier wird vor keinem Klischee zurückgeschreckt, aber genau deswegen kann man hier in wohliger Vertrautheit Abenteuer erleben, Monstern eines auf die Mütze geben und dabei die ganze, sogenannte Realität einfach vergessen. Und da Dragon Quest XII nicht nur einer der besten Vertreter seines Genres ist, sondern mittlerweile auch auf allen gängigen Plattformen verkauft wird, darf jeder sich hier als Held versuchen. Fühlt sich nämlich richtig toll an, der Gute zu sein.

Christian L.K. Fischer


Titelfoto: Annie Spratt / Unsplash

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