Normalerweise verbringen Schüler*innen hier ihre Klassenfahrt – seit November ist das Pfefferbett Hostel eine Notunterkunft für Obdachlose. Ein Besuch vor Ort.
Im Eingangsbereich liegt ein Stapel grauer Stoffmasken neben einer Flasche Desinfektionsmittel, die Holztische in der Lobby stehen weit auseinander und vor der Rezeption hängt eine Plexiglasscheibe. Ein Anblick, der in den vergangenen neun Monaten zur Normalität geworden ist. Und doch ist im Pfefferbett Hostel an der südlichen Grenze von Prenzlauer Berg in diesem Herbst alles anders: Anstatt Schulklassen und Rucksackreisende aus aller Welt zu beherbergen, übernachten seit kurzem Wohnungslose in den Mehrbettzimmern.
Für Geschäftsführer Mirko Meinert eine Neuerung, die er aus vollem Herzen unterstützt. „Wir sind ein soziales Unternehmen und waren gleich angetan von der Idee, als uns die Kältehilfe im Sommer anschrieb.“ Zwar sei das Hostel in den vergangenen Monaten regulär geöffnet gewesen, doch sei die Belegung sehr bescheiden gewesen, so Meinert, Schulklassen hätten ihre Aufenthalte bis Jahresende storniert und andere touristische Übernachtungen hätten nicht ausgereicht, um kostendeckend zu arbeiten.
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Zwei Betten, Dusche, Toilette
Seit dem 4. November ist das Gebäude auf dem Pfefferberg also Anlaufstelle für alle jene, die über keinen festen Wohnsitz verfügen. Dabei wird streng auf die Einhaltung der aktuell vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen geachtet: Ab 18.30 Uhr können sich jeweils zwei Gäste an der Rezeption registrieren lassen und werden dann von einem Mitarbeiter auf ihr Zimmer gebracht; dort sind nur zwei der sonst vier Betten nutzbar und ausreichender Abstand zwischen den Schlafenden gewährleistet. Es gibt abschließbare Spinde, Dusche und Toilette auf jedem Zimmer.
Nach einem Frühstück am frühen Morgen müssen die Gäste das Haus zwar für den Tag verlassen, dürfen aber am Abend wiederkommen. Wer zweimal im Pfefferbett Hostel übernachtet hat, kann sich außerdem seinen Platz gleich für den kompletten Winter sichern – und dann jeden Abend in das gleiche Zimmer zurückkehren. Eine Möglichkeit, die andere Notunterkünfte bisher nicht anbieten konnten.
Socken und Unterwäsche benötigt
90 der im Normalbetrieb 180 vorhandenen Betten stehen aktuell zur Verfügung, aber noch sind nicht alle belegt. „Bisher verläuft es ruhig. Am Anfang hatten wir nur vier Gäste und schon Angst, dass gar nicht genügend kommen, aber mittlerweile sind es 24 Menschen. Es spricht sich langsam herum“, so Meinert. Drei Doppelzimmer werden derzeit freigehalten, um gegebenenfalls eine mit Covid19 infizierte Person isolieren zu können, bevor sie, nach der ärztlichen Erstversorgung, in eine andere Institution verlegt wird. „Wir schicken niemanden, der Symptome zeigt, wieder weg“, erklärt Meinert; eine vollständige Quarantäne sei vor Ort trotzdem nicht möglich, da es letztendlich an Personal fehle, um die Einhaltung dieser umfassend zu überprüfen.
Dafür konnte Meinert dank der Nutzung durch die Kältehilfe alle seine Mitarbeiter*innen aus der Kurzarbeit zurückholen. Die Kosten übernimmt das Bezirksamt Pankow; um das tägliche warme Abendessen anbieten zu können, arbeitet das Hostel außerdem mit der Berliner Tafel zusammen.
Und was kann man tun, wenn man das Pfefferbett unterstützen möchte? „Für unsere Gäste brauchen wir vor allem Socken und Unterwäsche – aber bitte noch unbenutzt“, so Meinert.
Titelbild: Julia Schmitz