Bornholmer

„Mitmachen, bitte!“

von Julia Schmitz 28. August 2020

Der S-Bahnhof Bornholmer Straße ist ein Ort, an dem vor dreißig Jahren Geschichte geschrieben wurde. Die Deutsche Bahn hat ihn nun zum „Zukunftsbahnhof“ erkoren – und will ihn in einen Kieztreffpunkt verwandeln.


„Zurückbleimbitte!“: Auf den Gleisen rattern verschiedene S-Bahn-Linien vorbei, über die Bösebrücke rauschen Trams und Autoverkehr, Reisende ziehen ihre Rollkoffer hinter sich her. Der Bahnhof Bornholmer Straße auf der Grenze zwischen Prenzlauer Berg und Wedding ist ein Ort des Durchgangs. Wo sich am Abend des 9. November 1989 der erste Schlagbaum zwischen Ost und West öffnete, steigen heutzutage täglich bis zu 50.000 Menschen ein, aus oder um. Länger als nötig bleibt niemand.

Wenn es nach der Deutschen Bahn geht, die die Berliner S-Bahn betreibt, soll sich das nun ändern. Anfang der Woche gab das Unternehmen den Startschuss für die Aktion „Zukunftsbahnhof Bornholmer Straße“, die der ehemaligen Schalterhalle neues Leben einhauchen und die Zufriedenheit der Kunden erhöhen soll. Bis Ende des Jahres will man verschiedene Konzepte der Aufwertung testen.
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Bornholmer

Im Tauschladen tauscht man Kleidung gegen Zeit / Foto: Julia Schmitz

 

Eins davon ist der temporäre Tauschladen, der sich auf Straßenebene in dem 1935 gebauten Eingangsgebäude befindet. Unter dem Motto „Warte mal! Bring Deinen Kiez in den Bahnhof“ sammelt man als Besucher*in „Zeitpunkte“, indem man Postkarten mit Zeitungsausschnitten gestaltet oder an einem großen Webrahmen Reste von T-Shirts zu einem großen Regenbogen webt; die Punkte können später in Vintage-Kleidung aus dem Textilhafen der Berliner Stadtmission umgetauscht werden. „Die Menschen sollen ihre Stadt selber mitgestalten können“, erklärt Klara Adam vom Verein Stadtgeschichten e.V., der den Tauschladen organisiert. Im Anschluss an den Tauschladen bekommen Designer*innen aus der Umgebung die Gelegenheit, ihre Kollektionen in den Räumlichkeiten zu präsentieren.

 

Gebäude steht unter Denkmalschutz

Auch eine Ebene tiefer hat die Zukunft Einzug gehalten. Auf den Bahnsteigen ermöglichen zwei „Rettomaten“ von SirPlus – der ausschließlich gerettete Lebensmittel verkauft, die das Mindesthaltbarkeitsdatum bereits überschritten haben, aber noch genießbar sind – den Bahnfahrern, ihren Beitrag zur Lebensmittelverschwendung zu leisten. Zwei neue Service Stationen verkaufen belegte Brötchen und Bockwurst und ein neues Beleuchtungssystem bringt Licht in das Dunkel der Haltestelle, was bisher vor allem das Umsteigen bei Nacht unangenehm machte. Rund siebzehn Millionen Euro steckt die Deutsche Bahn in den Umbau der Station Bornholmer Straße, die nun einer von sechzehn Zukunftsbahnhöfen ist.

Bis die alte Schalterhalle komplett in neuem Glanz erstrahlen kann, dauert es aber noch etwas. „Die Sanierung ist nicht ganz einfach, weil das Gebäude unter Denkmalschutz steht“, sagt Jochen Kabisch, Leiter des Bahnhofsmanagements der Deutschen Bahn. So liegen unter der Kuppel an der Wand die Ziegel frei und der ehemalige Kiosk ist mit einem Gitter versperrt – „ein typischer urbaner S-Bahnhof eben“, so Kabisch. Und eigentlich auch so ganz berlintypisch charmant.

Der Tauschladen öffnet noch bis zum 29. August, täglich von 15 bis 20 Uhr; vom 1. bis zum 20. September übernehmen die Designer*innen von Tita Berlin und Krill Berlin den Raum. Weitere Informationen findet ihr bei Stadtgeschichten e.V. 

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