Während Abriss und Neubau des Stadions eigentlich beschlossene Sache sind, diskutieren Pankows Lokalpolitiker*innen darüber, wie der Jahn-Sportpark zum Inklusionspark werden kann. Und darüber, wer hier alles trainieren darf.
„Ich wünsche mir einen inklusiven Sportpark, der in seiner Gestaltung nicht nur Menschen mit Behinderung wie mir, sondern Menschen aller Lebensphasen und Kulturen einladende Bedingungen bietet“, schreibt ein Teilnehmer der Umfrage, die im Februar im Rahmen einer Bürgerbeteiligung rund um die Art der Nutzung und der gewünschten Sportmöglichkeiten des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks durchgeführt wurde.
Die Antworten fielen dabei recht homogen aus: Mehr als die Hälfte der Teilnehmer*innen sucht den Park mehrmals die Woche für Vereinssport und Individualsport auf, auch zur Erholung und als Abkürzung zwischen Kollwitz- und Gleimkiez wird das Areal genutzt. Auf der Wunschliste stehen – neben einem Trimm-Dich-Pfad und einem Basketballplatz – Toiletten, Wasserspender und Sitzmöglichkeiten ganz oben. Während 85 Prozent positiv hervorhoben, dass der Park öffentlich zugänglich ist, bemängelten 52 Prozent die Überlastung der Sportflächen. Wege und Grünflächen wurden in der Mehrheit als befriedigend bewertet, der Zustand der Sportflächen als „eher gut“ – während in Bezug auf die Barrierefreiheit die Hälfte der Nutzer schlechte Wegbeläge, Treppen und fehlende Orientierungshilfen als negative Aspekte angab.
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Laufstrecke für Blinde
Barrierefreiheit ist deshalb eins der wichtigsten Stichworte in der Diskussion um die Neugestaltung des Jahn-Sportparks. Im Gesamtkonzept des Umbaus, bei dem nicht nur das Stadion abgerissen und durch einen „Ersatzneubau“ abgelöst werden soll, steht Inklusion an vorderster Stelle. „Wir wollen die Voraussetzungen schaffen, um die verschiedenen Ebenen der Barrierefreiheit zu gewährleisten“, sagte Gabriele Freytag, Abteilungsleiterin der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, bei einer Sitzung des Pankower Ausschuss für Sport und Gesundheit. Geplant sei unter anderem eine Laufstrecke für Blinde, außerdem arbeite man eng mit dem Behindertensportverband zusammen. Der Berliner Senat hatte im März die Planungen für den Jahn-Sportpark übernommen, derzeit findet eine Überarbeitung der Machbarkeitsstudie von 2014 statt.
Damit das Thema Inklusion im Zuge der Umbauarbeiten nicht in den Hintergrund gerät, hatte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Mai einen Antrag in die Bezirksverordnetenversammlung eingebracht, in der sie ein „Kompetenzzentrum für Inklusion und Sport“ fordert. So soll das Gelände für die Aus- und Weiterbildung von Übungsleiter*innen, auch mit Handicap, genutzt werden und neu geschaffene Hallen und Sportplätze dem inklusiven Sport vorbehalten sein; in die Planung werden unter anderem der Bezirkssport und der Behindertensportverband eingebunden.
Wie inklusiv ist der Jahn-Sportpark?
Ein Vorhaben, das Öczan Mutlu, Präsident des Behinderten- und Rehabilitationssportverband, befürwortet: „Es existiert ein großer Mangel an inklusiven Sportstätten in Berlin“, betont er, „von einem inklusiven Jahn-Sportpark kann die ganze Stadt profitieren, nicht nur die Sportler selbst.“ Aber was beinhaltet Inklusion konkret? „Inklusion bedeutet, dass alle Menschen an der Sportausübung, der Sportveranstaltung oder der Berufsausübung unabhängig von ihren persönlichen Fähigkeiten, Bedürfnissen und Einschränkungen teilnehmen können. Es ist nicht damit getan, lediglich „rollstuhl-barrierefrei“ zu sein“, heißt es seitens der Senatsverwaltung.
Bei den Grünen ist man skeptisch: „Viele Vereine und Institutionen melden aktuell zusätzliche Bedarfe im inklusiven Jahn-Sportpark an. Darunter auch Profimannschaften wie Alba Berlin“, heißt es in der Begründung des BVV-Antrags, gefolgt von der Frage: „Was hat eine Spielstätte für die Frauen-Profibundesligamannschaft von Alba Berlin mit Inklusion zu tun?“
Daniel Endres von Alba Berlin hält dagegen: Die Basketball-Plätze im Jahn-Sportpark würden zum Beispiel auch für Rollstuhlbasketball genutzt. Unterstützung bekommt der Verein aus der Bevölkerung: „Bitte den Verein Alba in den JSP integrieren. Der Verein ist ein wichtiger Faktor in der sozialen und sportlichen Entwicklung der Stadt und hätte es verdient, eine Heimat im JSP zu erhalten! Zudem könnte es die Hallenprobleme, die der Verein in seinem Kerngebiet hat, lösen“, heißt es in den Kommentaren der Umfrage.
Wie es mit dem Jahn-Sportpark weitergeht und wie inklusiv der neue Inklusionspark am Ende sein wird, entscheidet sich in der kommenden Bezirksverordnetenversammlung.