Spielstraße

Was lange währt…

von Julia Schmitz 18. Mai 2020

… wird endlich gut? Anfang Juni soll sich die Gudvanger Straße tatsächlich in eine temporäre Spielstraße verwandeln. Es könnte das Ende einer fünfjährigen Odyssee durch die Behörden sein.


Eigentlich wollte man schon im Mai loslegen: Ein kleiner Abschnitt der Gudvanger Straße am Humannplatz sollte für vier Stunden an einem Nachmittag nicht für den Autoverkehr zugänglich und stattdessen den spielenden Kindern vorbehalten sein. Doch dann kam Corona: „Das Straßen- und Grünflächenamt hat es nicht geschafft, die Schilder rechtzeitig aufzustellen, weswegen der Mai-Termin ausfiel“, sagt Cornelia Dittrich vom Berliner Bündnis Temporäre Spielstraßen.

Am 3. Juni folgt nun der nächste Versuch, diesmal mit besonderen Regeln: Auch die spielenden Kinder müssen Abstand halten und sollen auf Berührungen mit anderen Menschen verzichten, sich nicht ins Gesicht fassen und in die Armbeuge niesen. Eigens für die Berliner Spielstraßen entworfene Plakate werden sichtbar an den Straßensperren aufgehängt, zudem wird es mehrere Lots*innen geben, die bei Bedarf auf die Regeln aufmerksam machen. „Der Straßenabschnitt ist ja sehr klein und überschaubar, sodass die Lots*innen jederzeit den Überblick haben und gegebenenfalls die Leute daran erinnern können“, so Cornelia Dittrich zuversichtlich.
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Spielstraße

Sie wollen doch nur spielen

In den vergangenen Jahren war die Bürgerinitiative der Gudvanger Straße immer wieder gescheitert. Bereits 2015 hatte sich die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) für eine temporäre Spielstraße in dem kurzen Straßenabschnitt ausgesprochen – doch eine Anwohnerin stoppte das Projekt gleich darauf mit einem Eilantrag vor Gericht. Ein Jahr später wurde das Vorhaben erneut wegen Beschwerden von Bewohner*innen des Humannkiezes unterbunden, bevor es im Juni 2017 dann zu einer Einigung zwischen Kläger und Gericht kam: Der Abschnitt darf von Mai bis Oktober einmal im Monat von 14 bis 18 Uhr für den Autoverkehr gestoppt werden.

Doch die Posse um ein paar kleine Menschen mit Spielzeugautos und Gummitwist war noch nicht beendet: 2018 blieb die Gudvanger Straße weiterhin kinderfreie Zone, weil die Behörden untereinander für Chaos sorgten. „Der Antrag, den das Jugendamt gestellt hat, war rechtlich wohl nicht ganz in Ordnung“, sagte Sozialstadträtin Rona Tietje (SPD) damals und Ordnungsstadtrat Daniel Krüger (für AfD) ließ sogar verlauten, noch nie von einem Antrag über eine temporäre Spielstraße gehört zu haben. Im vergangenen Jahr trommelte die Bürgerinitiative daher zu einer Demo – natürlich auf der Gudvanger Straße.

Wird 2020 also alles was lange währt, endlich gut? Was die temporäre Spielstraße in der Gudvanger Straße angeht, sind wir optimistisch – schließlich soll ja auch der BER in diesem Jahr noch eröffnet werden.

 

Foto oben: In Zeiten von Corona muss auch auf der Spielstraße Abstand gehalten werden, wie hier in der Richard-Sorge-Straße in Friedrichshain / Foto: Bündnis Temporäre Spielstraßen

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